Ich will doch nur küssen
Faiths Laden.« Er ließ Tess nicht aus den Augen.
Bisher hatte sie auf Faith am positivsten reagiert. Vielleicht war Faith ja diejenige, die am ehesten Zugang zu dem Mädchen bekam.«Was macht sie denn beruflich?«, fragte Tess. So lebhaft hatte sie bislang erst einmal gewirkt, nämlich als er vorhin ihren Joint vernichtet hatte.
»Sie ist Innenarchitektin. Wir müssen ein paar Möbel für dein Zimmer bestellen und dafür sorgen, dass du heute Nacht ein Bett hast.« Damit schob er Tess in den Laden, bevor sie Einwände erheben konnte.
Faith war nicht zu sehen, dafür war Kate damit beschäftigt, Bücher in die frisch montierten Regale zu schlichten, und Nick sprach gerade mit dem Schilderlieferanten. Dabei schielte er verstohlen auf Kates Hintern, als sie sich über eine der am Boden stehenden Kisten beugte, um etwas herauszuholen. In Anbetracht von Nicks Interesse an Kate war Ethan gleich etwas leichter ums Herz.
»Ist Faith da?«, fragte Ethan.
Kate drehte sich überrascht um. »Oh, hi.« Sie musterte ihn neugierig. »Ich glaube, wir sind uns noch gar nicht vorgestellt worden.«
»Nicht offiziell, nein. Ethan Barron.« Er streckte ihr zur Begrüßung die Hand hin.
»Kate Andrews.«
Während er ihr die Hand schüttelte, registrierte Ethan, wie sich Nick ihm von hinten näherte.
»Entspann dich, Mancini. Ich bin mit Faith verabredet.« Eigentlich hatte er mit Faith vereinbart, dass sie sich später bei ihm treffen würden, aber das musste Nick ja nicht wissen.
»Sie ist nicht da. Es gibt also keinen Grund für dich, hier rumzuhängen«, knurrte Nick, der weiterhin den überfürsorglichen Beschützer mimte, obwohl Faith gar nicht da war.
»Sag mal, hast du nichts zu tun? Wie wär’s, wenn du bei der Montage der Markise hilfst?«, regte Kate zuckersüß an.
»Bist du immer so liebenswürdig?« Nick betrachtete Kate, als würde er sie zum ersten Mal sehen.
»Seit wann kümmert dich das?«, konterte Kate. »Mach dir mal lieber über Dinge Gedanken, die du kontrollieren kannst.« Sie gab Nick mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er sich verziehen sollte.
Nick schnaubte und brummte: »Ich bin draußen, wenn du mich brauchst.«
Kate grinste. »Das werde ich nicht«, versicherte sie ihm.
Aus irgendeinem unerklärlichen Grund kam Ethan zu dem Schluss, dass Nick bereits genug gelitten hatte und er ihn nicht noch zusätzlich provozieren sollte, indem er mit Kate flirtete. Für ihn war es schon eine große Genugtuung gewesen, mitzuerleben, wie Kate Nick herumkommandiert hatte. Er musste sich sehr zusammennehmen, um nicht laut loszuprusten.
»Nimm dich bloß in Acht vor dem da«, ermahnte Nick sie und stürmte hinaus.
Kate gluckste und widmete ihre Aufmerksamkeit dann wieder den beiden Besuchern. »Du bist bestimmt Tess. Faith hat mir erzählt, dass sie dich gestern Abend kennengelernt hat.«
»Tess ist meine … Schwester«, sagte Ethan und horchte in sich hinein, wie es sich anfühlte, das Wort zum ersten Mal in der Öffentlichkeit zu verwenden.
Kate schenkte dem Mädchen ein freundliches Lächeln. »Hi, Tess. Ich bin Kate, eine Freundin von Faith.«
Tess beäugte sie mit dem ihr eigenen misstrauischen Blick und ließ einen aufgesetzten Seufzer hören. »Was … «
Ethan unterbrach sie, indem er sie mit dem Ellbogen in die Rippen stieß. »Wir arbeiten noch an Tess’ sozialen Fähigkeiten«, sagte er gepresst.
Kate grinste. »Ich bin Lehrerin«, meinte sie, als würde das automatisch bedeuten, dass sie mit Jugendlichen umgehen konnte.
Ethan ging davon aus, dass das auch der Fall war. »Wo ist Faith?«
»Sie holt Kaffee und sollte eigentlich jeden Augenblick zurück sein. Ihr könnt gerne warten.« Sie deutete auf zwei Stühle, die vor einem kleinen Holztisch standen.
»Setz dich doch«, sagte Ethan zu Tess.
Zu seiner Überraschung stampfte Tess zu einem der beiden Metallklappstühle und ließ sich daraufplumpsen.
»Brauchst du Hilfe?«, fragte er Kate.
Diese schüttelte den Kopf und ging dann wieder dazu über, die Regale ein- und umzuräumen. »Und, wie willst du sie den Sommer über beschäftigen?«, fragte Kate leise mit einer Kopfbewegung in Richtung Tess.
Ethan reichte ihr die Bücher, die auf dem Boden lagen, damit sie schneller vorwärtskam. »Weiß ich noch nicht genau«, flüsterte er, damit Tess ihn nicht hörte.
Eine überflüssige Vorsichtsmaßnahme, wie er feststellte, als er zu Tess hinüberspähte – sie hatte sich die Kopfhörer ihres iPods in die Ohren gestopft.
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