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Ich will doch nur küssen

Ich will doch nur küssen

Titel: Ich will doch nur küssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
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Vermutlich hatte sie die Lautstärke ganz aufgedreht, um ihn und den Rest der Welt auszublenden.
    »Sie hat ganz offensichtlich mit einigen Problemen zu kämpfen«, fuhr Ethan fort.
    »Ich arbeite nachmittags im Jugendzentrum; dort gibt es eine ganze Reihe verschiedenster Angebote, angefangen von ganz normalen Sommercamps bis hin zu speziellen Programmen für schwierige Jugendliche. Übrigens arbeitet auch dein Bruder dort einen Abend in der Woche mit einer Gruppe.«
    »Im Jugendzentrum?«, fragte Ethan. »So was hatten wir hier früher nicht.« Er war nämlich definitiv in die Kategorie »schwieriger Jugendlicher« gefallen, und er ging davon aus, dass seine Eltern es sicher mal erwähnt hätten, wenn es damals schon solche speziellen Programme gegeben hätte.
    »Nein, das örtliche Kultur- und Gemeindezentrum existiert noch nicht allzu lange, und es ist aufgrund von Budgetkürzungen auch immer wieder von der Schließung bedroht. Das Gebäude selbst ist schon ziemlich alt, aber zumindest haben die jungen Leute dort einen Ort, an dem sie sich aufhalten können.«
    Ethan nickte. »Verstehe. Nun, das wäre zweifellos eine Überlegung wert.« Denn ihm war klar, dass Tess beschäftigt werden musste, damit sie nicht auf dumme Gedanken kam. Außerdem galt es herauszufinden, wo die eigentliche Ursache für ihr Verhalten lag und wie man dem gegensteuern konnte.
    Es klang, als wäre dieses Jugendzentrum genau der richtige Ort für ein Kind wie Tess. Vorausgesetzt, er konnte sie dazu bewegen, dass sie es sich ansah – und ein paar Stunden dort verbrachte.
    * * *
    Faith betrat das Cuppa Café, das abgesehen von ein paar Leuten hinter den Computern leer war. Sie ging zum Tresen, wo Lissa sie bereits erwartete.
    »Guten Morgen!«, sagte Faith fröhlich, in der Hoffnung, dass sie nach dem Karaoke-Abend nun bessere Karten bei ihr hatte.
    »Für mich ist das alles andere als ein guter Morgen.« Lissa wirkte noch unglücklicher als sonst. Ihre Augen waren blutunterlaufen, ihre Haare ungewaschen, und ihre Kleider sahen so aus, als hätte sie darin geschlafen.
    Bei jedem anderen Menschen hätte Faith nachgefragt, was denn los war, aber Lissa legte ohnehin alles, was sie sagte, falsch aus.
    »Mein Ex hat gestern Nacht angerufen. Er wird heiraten«, brummte Lissa da zu ihrer Überraschung. Sie schien aus unerfindlichen Gründen das Bedürfnis zu verspüren, sich ihr anzuvertrauen. »Irgendeine zweiundzwanzigjährige Tussi, die gerade ein Vermögen geerbt hat. Hat man so was schon mal gehört? Eine zweiundzwanzigjährige Erbin.« Lissa lachte rau. »Ach, da bin ich ja bei einer Prinzessin wie dir an der völlig falschen Adresse.«
    Faith schaute Lissa an und schüttelte den Kopf. »Und ich hatte schon gedacht, wir würden jetzt besser miteinander klarkommen. Wie dumm von mir.« Sie lehnte sich über den Ladentisch zu Lissa, sodass sich ihre Nasen beinahe berührten. »Sehe ich für dich denn wie eine Prinzessin aus?«
    Faith deutete auf ihren Pferdeschwanz und ihre Kleider. Sie trug einen Rock, den April aus Jeans und anderen gebrauchten Klamotten zusammengeschneidert hatte, und dazu die neuen Turnschuhe, die sie sich gekauft hatte, weil sie so viel zu Fuß unterwegs war. »So, und jetzt hätte ich gern drei Becher Kaffee.« Sie zog einen Zettel mit ihrer, Kates und Nicks Bestellung hervor.
    Lissa stützte sich mit einer Hand auf dem Ladentisch auf. »Ist dir eigentlich bewusst, wie leicht es ist, dich zu hassen? Dein alter Herr bescheißt die halbe Welt, deine Familie verliert alles, und trotzdem kommst du zurück in diese Stadt und eröffnest ein eigenes Geschäft, während ich Nachrufe für die Zeitung schreibe, auf meinen Durchbruch als Journalistin warte und Kaffee ausschenke, um mich finanziell über Wasser zu halten.«
    Faith biss sich auf die Unterlippe. Dass Lissa als Journalistin arbeiten wollte, war ihr neu. Faith hatte bereits einschlägige Erfahrungen mit diesem Berufsstand gemacht, und es überraschte sie gar nicht, dass so ein … Piranha wie Lissa den Wunsch verspürte, dieser Zunft anzugehören, dachte sie bissig. Sie konnte Lissas Frust durchaus nachvollziehen, aber es war schließlich nicht ihre Schuld, dass sich Lissas Leben nicht so entwickelt hatte, wie sie es sich erhofft und erträumt hatte.
    Faith umklammerte die Kante des Tresens. »Deine Eifersucht trifft mich nicht, Lissa. Du quälst dich nur selbst damit. Und nur zu deiner Information: Mein Leben ist zurzeit auch nicht gerade ein Zuckerschlecken. Ich habe

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