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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina J.
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war gefroren, das weiß ich noch.
    Ist Blödsinn, nicht wahr. Ist für jeden Normaldenkenden totaler Blödsinn. Aber hier ist etwas passiert, was ich mir nicht gewünscht habe. Es ist so, als wäre ich das Kätzchen. Ja, lacht nur. Ich denke ja selbst, ich bin nicht ganz dicht im Kopf.
    Ich habe Schmerzen, schreckliche Schmerzen in den Armen, mein Nacken, meine Schultern, mein Rücken. Manchmal kann ich mich kaum bewegen, bin fast steif- aber es ist nichts Körperliches, es ist nichts da, nur diese verdammten Schmerzen und sie bringen mich bald um den Verstand. Wie oft in der letzten Zeit habe ich daran gedacht, mich umzubringen, um diese Schmerzen nicht mehr aushalten zu müssen.
    Es tut alles so verdammt weh und ich habe schreckliche Angst, ich halte diese verdammten Schmerzen nicht mehr lange aus. Will sie nicht mehr aushalten müssen. Habe es satt sie aushalten zu müssen. Ja, am liebsten würde ich dem Ganzen ein Ende bereiten und ich bin nah dran gewesen, deshalb sitze ich jetzt hier in der Klinik in diesem Zimmer. Aufarbeiten, klären und die Schmerzen loswerden, wie oft war das schon mein Ziel – habe es schon erreicht, die Schmerzen loszuwerden. Es ist ja auch viel passiert. Aber mit meinem neuen Therapeuten schaffe ich das noch nicht, es sind ja gerade mal 9 Sitzungen gewesen und dann nur l pro Woche. Das ist wahrscheinlich zur Zeit noch zu wenig. Die Ärztin habe ich auch gewechselt bin jetzt in unserer Nähe bei einer Psychologin in Behandlung? Bei Herrn Dr. L. konnte ich nicht reden, habe nicht mal richtig erklären können, wie es mir geht. Nun bin ich in Bad Breisig bei Frau Dr. med. S.-A., Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie – Psychotherapie. Bei den wenigen Terminen, die ich bis jetzt bei ihr wahrnehmen konnte, fühle ich mich sehr gut aufgehoben und auch verstanden und vor allem, ich kann ohne mich zu schämen, sagen, wie es mir geht und es auch erklären. Ich bin froh, dass ich gewechselt habe.
    Na ja, nun bin ich in der Klinik und der zweite Tag ist fast rum. Ich sitze am Abendbrottisch. Es ist Samstag und während dem Abendessen passiert es. Eine Mitpatientin, sie sitzt mit dem Rücken zu mir und hat langes dunkles Haar, bekommt einen Anfall (welcher Art, weiß ich nicht.) Ich saß genauso, dass ich sie nur von hinten sehen konnte, den Hinterkopf, die Haare, die Arme. Sie hob die Arme hoch, seitwärts und zuckte mit dem Kopf und den Armen. Die Hände krampften und öffneten sich wieder. Ihr Kopf fiel manchmal nach hinten, ohne das ich das Gesicht sehen konnte. Ich saß da und war starr, hörte ein paar leise Töne, die sie von sich gab und auch, dass sie schrie, ganz schrecklich schrie. Ich wollte aufstehen, ihre Augen sehen, ihr in die Augen sehen, ihr helfen.
    Jetzt Flashback:
    Ihre Hände fielen zur Seite und blieben reglos – Stille. Ich wollte ihre Augen sehen, ihr Gesicht sehen. Ich kam nicht hin, hockte an der Wand, festgehalten von einem Strick um den Hals. Ich konnte ihr nicht helfen und ich wagte mich auch nicht, mich zu bewegen, ich war starr. Sie haben sie rausgetragen aus dem Raum. Zwei haben sie rausgeschafft und sie hat sich nicht bewegt. Ich weiß nicht, ob sie noch lebte oder tot war. Sie sah aus wie tot. Ihre Arme hingen runter, die Beine auch und der Kopf fiel nach hinten. Ich konnte kurz ihre Augen sehen, sie waren offen – sie hat mich nicht gesehen. Ihre Augen waren reglos. Die Männer waren nicht mehr so amüsiert, sie waren irgendwie erschrocken, taten aber so, als sei nichts passiert. Ich war starr vor Schreck, wollte weg, wollte schreien, konnte nicht schreien, mich nicht bewegen. Hab nur hingesehen. Dann haben sie mich angesehen, die zwei, die noch im Zimmer waren und der, der den Strick gehalten hat. Es war mein Opa.
    Ich denke, das Mädchen, das ich heute zum ersten Mal gesehen habe, ist tot. Ich denke, jetzt ist es soweit, jetzt bringen sie mich auch um. Ich habe nicht geschrieen, mich nicht gewehrt – ich habe gesehen, was gerade vor mir passiert ist.
    Weiter weiß ich nichts – ich weiß nicht, was sie mit mir gemacht haben. Ich weiß nicht, wer das andere Mädchen war oder ist und ob sie noch lebte oder tot war. Ich weiß nichts.
    Und erzählen brauchte ich auch nichts – mir glaubt doch sowieso keiner.

    Ich weiß kein Jahr, keinen Tag und ich weiß nicht welches Haus und wer diese Männer sind, nur meinen Opa kenne ich und der ist jetzt tot. Er ist einen normalen Alterstod gestorben und ist somit sicher vor meinen Fragen.
    Ja, was weiß ich schon

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