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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina J.
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dieses Gefühl von Hilflosigkeit und Ohnmacht.
    Ich möchte soviel erklären, reden, sagen, und doch ändert alles nichts daran, dass ich da war und neben meinem Opa stand und noch lebe. Das ist ein Chaos in meinem Kopf, die Bilder, meine stumme Reglosigkeit und dann möchte ich nur noch weg, allein sein – habe nicht verdient, dass jemand da ist, der mich bedauert. Ich wollte das alles nicht, ich kann nichts dafür, was mein Opa getan hat, ich konnte nichts tun – ach, das ist mir alles klar und trotzdem...
    Mein Kopf, mein innerer Schmerz waren heute so schlimm und ich wollte mir Tavor holen, um es auszuhalten, aber es war niemand da.
    Ich wünschte mir, dass mich jemand in den Arm nimmt, wenn ich vor Schmerz heule und schreien könnte und wenn das jemand tut, dann fühle ich mich schuldig, denke, es ist nicht richtig. Wer hat die Mädchen in den Arm genommen und getröstet?
    Ich habe heute den ganzen Tag geweint, nicht mein Arm hat mir weh getan – es hat mich innerlich fast zerrissen vor Schmerz und Trauer und Schuld.

    Heute ist der 5.9.2005

    In den letzten Tagen ist so viel passiert, dass ich aufpassen muss, damit ich nichts vergesse, zumindest nichts Wichtiges.
    Letzten Donnerstag bin ich mit schlechtem Gewissen runter ins Einzelgespräch, weil ich mich in der Nacht aus lauter Verzweiflung an beiden Armen geschnitten habe und mich dafür geschämt habe.
    Ich habe es wieder nicht geschafft, dies nicht zu tun, um mir zu helfen. Die Nacht war so schlimm und ich habe auch kurz vor dem Einzel noch aufgeschrieben, was los war, um zu erklären, wieso ich mich geschnitten habe.
    Ich habe Herrn Dr. S. die 2 Seiten gegeben, damit er mich versteht. Dies tat ich gleich zu Beginn des Einzels und er hat es auch gelesen, aber ist in keiner Weise darauf eingegangen sondern fing sofort davon an, dass das Team in der Beratung darüber gesprochen hat, dass ich morgens nicht aus dem Bett komme und somit auch nicht am Frühstück teilnehme und das ich dies nun doch ab sofort versuchen solle, damit ich mehr ins Stationsleben einbezogen werde und nicht so am Rande der Station bzw. außerhalb der Station laufe. Ich habe nur noch gedacht, wie soll ich das schaffen. Vier Jahre habe ich es versucht, darum gekämpft, mich jeden Morgen geschämt, wenn ich es wieder einmal nicht geschafft habe und meine Medikamente so spät geholt habe. Nun habe ich nur noch gedacht, wie ist das möglich? Ist das jetzt das Wichtigste an meiner Behandlung, meiner Therapie hier? Ich kann das niemals schaffen. Da gehe ich doch total kaputt, wenn ich überhaupt nicht mehr schlafen kann, denn ich schlafe ja meist erst so gegen 4 bis 6 Uhr ein und schlafe dann bis 10 oder 11 Uhr richtig tief und fest und das ist der einzige richtige Schlaf, den ich habe und nun soll ich den nicht mehr haben und mich aufquälen, ob ich geschlafen habe oder nicht.
    Es steht doch jeden Morgen in der Akte, dass ich nachts nicht schlafen kann, obwohl ich mehr als genug an Medikamenten schlucke. Ich habe nur noch gedacht, was passiert denn jetzt? Wie soll ich das schaffen? Wie soll ich da existieren können? Aber das scheint ja egal zu sein, wichtig ist nur, dass ich, wie alle Anderen aufstehe. Na ja, ich werde es tun, egal, wie es mir geht. Ich weiß, ich werde es nicht lange schaffen, dann drehe ich total ab oder will nicht mehr leben oder irgendetwas Schlimmes passiert. Gesagt habe ich nichts, nur, dass ich ab morgen versuchen werde, pünktlich aufzustehen. Am ersten Tag habe ich es nicht geschafft, ich bin angezogen und gewaschen gewesen und habe mich noch für 5 Minuten hinlegen wollen, weil es noch nicht soweit war, zum Frühstück zu gehen und da bin ich noch mal eingeschlafen und war erst munter als das Frühstück vorbei war. Ich habe mich mächtig geärgert über mich, weil ich so versagt habe. Am nächsten Tag bin ich pünktlich gewesen, habe mich ein paar Minuten an den Tisch gesetzt und bin dann wieder in mein Zimmer, nachdem ich die Medikamente geholt hatte. Ich war so müde und zerschlagen, ich habe den ganzen Tag gelegen, hatte heftige Schmerzen. Die Termine habe ich wahrgenommen und mich immer wieder hingelegt, weil ich mich kaum noch auf den Beinen halten konnte.
    Am Donnerstag war es dann so, dass ich gar nicht mehr fähig war mich auf den Beinen zu halten, ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe herumzulaufen und nicht umzufallen oder vor Schmerzen zu heulen und zu schreien. Im Einzel um 15.00 Uhr hat es dann geknallt, ich konnte nicht mehr. Ich habe nicht

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