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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina J.
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    Es ging nicht, ich konnte nicht reden, ich wollte nicht reden, denn was würde es auch ändern, wenn ich rede? Es ist passiert und jetzt ist es wieder da und darüber reden macht es nicht weg.
    Dass ich die Stufe bekomme ist schon in Ordnung, nur damit ich nicht mehr rausgehe und weglaufe. Aber stündlich nach mir sehen, das ist nicht nötig, ich mache hier nichts, das würde ich nicht tun, das hat das Haus nicht verdient, dafür haben sie mir viel zu sehr geholfen.
    Aber ich weiß, dass ich Gefahr laufe, wieder wegzulaufen, wieder zur Autobahn. Und dafür ist die „Stufe“ gut.

    15.08.2005

    Heute ist Montag und ich bin heute Morgen wieder in die Klinik gegangen. Am 7.6. bin ich nach Hause. Ich wollte einfach sehen, wie ich zurecht komme und ich habe es nicht mehr ausgehalten, dass ständig neue Mitpatienten, die man kennt, gehen können und du selbst bleibst zurück und weißt nicht, wann und ob es jemals besser wird. Ich musste einfach hier mal raus und es war richtig, eine Pause zu machen.
    Ich habe mich nicht gefreut, nach Hause zu können. Es war nicht so, wie sonst, wenn es mir besser ging. Es ging mir schlecht und ich wusste, es wird nicht leicht. Es wird schon deswegen nicht leicht, weil ich die ganze Zeit schweigen muss. Wem soll und kann ich das sagen, wenn es mir total schlecht geht, wenn ich denke, lieber Schluss zu machen, als das, wie es mir geht, weiter aushalten zu müssen.
    Würde ich das in dieser Zeit jemand sagen, (dem Hausarzt, oder der Psychologin), dann wäre ich sehr schnell in Andernach in der Geschlossenen. Mit dieser Angst bin ich heimgegangen.
    Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich, um die Zeit zu Hause zu schaffen, jede Woche einen ambulanten Termin bei Herrn Dr. S. bekam. Diese Termine haben mich wirklich in dieser Zeit über Wasser gehalten.
    Ich war zu Hause, habe von Anfang an darum gekämpft, mir einen Rhythmus zu schaffen, um den Tag und auch die Nacht zu überstehen.
    Am Anfang hatte ich ja sehr viel zu tun, um meinen Haushalt mal wieder so richtig gründlich in Ordnung zu bringen. Ich habe gewühlt und geschafft und gemerkt, ich kann nicht, habe keine Kraft und als dann mein Mann in die Klinik kam, dachte ich, jetzt brauche ich bloß noch an mich zu denken und brauche nicht so zu tun, als ginge es mir gut. Ich brauch mich also vor niemand zusammenreißen.
    12 Tage war mein Mann in der Klinik und dann war er wieder da und ich hatte gerade angefangen, mich mal hinsetzen zu können, ein bisschen lesen und ausruhen. Jetzt ging es wieder anders weiter, ich wusste nicht, wie ist er jetzt drauf und war ständig in Hab-Acht-Stellung, weil ich nicht traute, dass er ruhiger geworden ist und ich sicher sein kann, dass nichts mehr passiert mit „nebenan“.
    Aber er war ruhiger, er verhielt sich ganz anders, als erwartet. Ich war sehr froh, dass ich keine Angst mehr haben musste, es passiert etwas – mein Mann reagiert über.
    Er hatte sich im Griff und das bestaunenswert gut. Ich war durch die 12 Tage Alleinsein auf einer Seite entspannt und auf der anderen Seite so voll Schmerzen und Anspannung. Warum? Ich denke, weil mein Mann nicht da war, weil ich ganz allein war. Es war jedenfalls erst mal ein Schock, dass er die Behandlung einfach abgebrochen hat. Aber auf der anderen Seite – ich hätte es nicht länger geschafft, die Tiere allein zu versorgen. Vor allem morgens ging nichts mehr, ich lag so oft da und konnte mich einfach nicht mehr bewegen und der Hund wollte raus. Nun ist mein Mann morgens mit dem Hund gegangen und ich konnte noch liegen bleiben. Konnte ist gut! Ich war nicht fähig, aufzustehen, eben weil ich mich nicht bewegen konnte und total steif war. Oh Gott, wie viele Male habe ich mir da gewünscht, einfach tot zu sein, ganz abzusterben. Es tut alles so weh, ich kann mich nicht bewegen, also wozu noch leben, wozu mich weiter herumquälen.
    Ich weiß noch, ich habe gesagt, ich will wissen, ob ich damit leben kann, deswegen will ich nach Hause. Wenn mich jemand fragen würde: „Ob man kann, ich hätte gesagt: „Nein, so kann ich nicht leben, das schaffe ich nicht.“
    Es war aber ein Ziel da, ich musste ja nur durchhalten, durchhalten, bis ich wieder in die Klinik kann. Dabei war ich so froh, endlich aus der Klinik zu können.

    Wie oft habe ich mir einfach nur gewünscht, allein zu sein – niemand im Stich zu lassen, wenn ich Schluss mache. Aber ich bin nicht allein, da ist mein Mann, da sind die Tiere und da ist dieses Versprechen, was ich

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