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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina J.
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mehr reagieren können, habe nur noch auf mein Zimmer gewollt, zu einem Gespräch fühlte ich mich nicht fähig. Dann weiß ich nicht mehr, was gelaufen ist, ich habe alles vermischt, war dissoziiert. Dr. S. hatte ein weißes T-Shirt an, das war wohl voll auslösend in dem völlig kaputten Zustand in dem ich war. Ich habe nicht mehr auf die Stimme von Herrn Dr. S. gehört, ich wollte nur noch weg und bin einfach nur gelaufen, gelaufen, weg von hier, ich kann nicht mehr – lasst mich in Ruhe – ich kann nicht mehr. Ihr bestraft mich, weil ich nicht brav war und pünktlich aufstehe, Opa ist böse und ich muss schnell weg, sonst tut er mir wieder weh und ich bin gelaufen, wohin? Ich weiß es nicht, ich bin nur gelaufen und wo ich mich hingedreht habe, da stand mein Opa vor mir – ich hatte Angst, er fängt mich ein und bringt mich wieder dorthin, wo das mit den Mädchen passiert ist, ich wollte weg – musste weg.
    Mehr weiß ich nicht.
    Am nächsten Tag bin ich dann gegen Mittag erwacht und habe erfahren, dass ich eine Spritze mit Neurocil und Haldol erhalten habe zum Ruhigstellen. Es ging mir besser, ich hatte mal liegen können und nichts gespürt. Aber später kam dann eine Unruhe in mich, ich konnte nicht sitzen bleiben, nicht schlafen, mich auf nichts einlassen, um mich zu beschäftigen (Lesen usw.) – keine Ruhe, keine Konzentration.
    Wieder war ich so fertig, wieder war ich völlig am Ende. Ich habe im Einzel nur noch darum gebettelt, dass man mir hilft, weil ich nicht mehr kann, weil ich am Ende bin, weil ich keine Kraft mehr habe zu leben, zu laufen, zu existieren. Ich quäle mich – helft mir – bitte! Ich kann nicht mehr! Ich bekam Atosil und kam endlich zum schlafen und zur Ruhe. Tavor und Solian bekam ich auch noch und dann hatte ich Ruhe, keine Schmerzen, keine Gedanken, keine Qual mehr – ich bin eingeschlafen und heute morgen habe ich mich seit sehr sehr langer Zeit wieder einmal so gefühlt, dass ich dachte: „Ich möchte nicht mehr so weiterleben.“
    Ich hatte heute einen besseren Tag.
    Das Einzelgespräch heute war auch so, dass ich es durch die Medikamente, die noch in mir wirkten, gut überstanden habe. Ich habe vieles gesagt und bin dann raus und bin nicht zusammengebrochen vor Schmerz und Qual. Das war einmal ein ganz anderes Erleben. Obwohl ich heute etwas angesprochen habe, was gestern im Flashback und Erinnerungsblitzen aufgetaucht ist. Ich bekam keine Luft, habe geheult, hatte Panik, hatte schreckliche Schmerzen, habe geklingelt, Medikamente zur Beruhigung bekommen und dann habe ich mich geschnitten, solange geschnitten, bis ich still war und es vorbei war, nicht mehr weh tat und ich ganz ruhig und sicher war..
    Natürlich war es wieder ärgerlich, weil ich mich trotz Medikamente und anderer möglicher Hilfe geschnitten habe. Aber ich konnte nichts erzählen, es war zu schlimm und es tat zu weh und ich habe mich geschämt, zu erzählen, davon zu erzählen, was die mit mir da unten gemacht haben. Außerdem ist es verdammt noch mal einfach nicht möglich so etwas gerade mal so der Schwester oder jemand zu erzählen. Das geht nicht, das kann man niemand antun, dass kann ich niemand antun. Ich weiß noch genau, als ich auf Station D lag, kam Herr Dr. S. einmal zu mir und sprach mit mir wegen der Verlegung auf B, damit das Team von D mal entlastet wird. Das war für mich so schlimm, dass ich jemand damit, was mir passiert ist so belastet habe, dass die eine Pause von mir brauchen, dass man mich verlegt und mir alle, zu denen ich Vertrauen gefasst hatte, wegnimmt und ich auf Station B sollte.
    Im Haus hieß es immer: „Auf B sind die Süchtigen, Alkoholiker und Drogenabhängige, eben alles, was Entzug machen muss.“ Und nun soll ich auf diese Station, jeder wird denken, dass ich saufe, wie meine Mutter und mein Vater und mein Bruder.
    Ich habe mich damals fürchterlich geschnitten, aber nicht geredet. Ich kam auf B und war eben dann auf B. Es hat sehr lange gedauert, ehe ich mich eingewöhnt hatte und dann war es für mich nicht mehr verkehrt - es war eine Chance, auf jemand Neues zuzugehen (Schwestern), zu jemand Neuem Vertrauen zu fassen.
    Nur ist das wohl nicht so richtig gelungen, auf Grund der Aussage, dass das Team von D mal entlastet werden müsste und eine Pause brauchte, habe ich auf B gar nicht mehr geredet, nur noch im Einzel – sonst nicht bzw. äußerst selten und wenig. Nun aber kam es dazu, dass ich nach Meinung des Personals völlig außerhalb der Station, nur von Herrn

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