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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina J.
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nicht mehr existieren, kann das nicht mehr aushalten.
    Das von letzter Woche und deswegen jetzt die Angst etwas falsch zu machen, das alles hat die Schmerzen noch verstärkt, glaube ich. Aber es ist nicht nur das, Ich liege mit den Schmerzen da und dann kommen noch die Erinnerungen. Ich konnte heute nicht alles sagen, was da ist. Ich konnte es nicht aussprechen. Aber ich werde es jetzt aufschreiben. Vielleicht hilft mir das, aber viel Hoffnung habe ich nicht. Ich habe schon soviel geschrieben und statt besser, geht es mir immer schlechter.
    Es ist da, das mein Opa mich allein gelassen hat – mich nicht beschützt hat. Sein Sessel war leer – er ist rausgegangen und hat mich hier gelassen bei denen.
    Ich habe Angst, was nun passieren wird. Es kann so viel passieren, was weh tut, was die mit mir machen können. Am meisten Angst habe ich vor den Hunden, die sind jetzt hier und sitzen ganz ruhig da und passen auf. Heute hat Rudolf vor, nur den zwei Männern zu zeigen, was die Hunde mit mir machen können, und ich darf mich nicht verkriechen oder wegkriechen vor den Hunden. Es ist das Schlimmste, was mir passiert ist, dass diese zwei Viecher mich so wie eine Hündin besteigen durften. Die Männer hatten viel Spaß und haben die Hunde gelobt und gestreichelt dabei. Es war so schlimm, die Krallen von den Hunden taten mir weh und ich konnte nichts dagegen tun, nur warten, bis es zu Ende ist. Die zwei Männer benutzten danach noch meinen Mund und so war ich vollkommen dreckig und eklig von oben bis unten. Tot zu sein, habe ich mir gewünscht. Ich habe gedacht, sie würden mich auch so behandeln, wie die Mädchen, dass ich dann tot bin, und hatte fürchterliche Angst. Heute wünschte ich mir, ich wäre damals genauso beseitigt worden, wie die Mädchen, ich bin doch genauso gewesen wie sie, nur dass eben mein Opa da war. Ich würde lieber zu den Mädchen gehören als zu meinem Opa. Aber es war mein Opa und die Mädchen sind tot und ich lebe noch – und kann es nicht mehr aushalten, diese Schmerzen, diese Starre. DAS IST KEIN LEBEN!
    In den letzten Tagen sind die Schmerzen immer mehr geworden und auch die Momente, in denen ich völlig steif bin, werden mehr. Ich weiß zwar, dass das immer wieder weg geht und doch bekomme ich es langsam mit der Angst zu tun, ob es nicht doch mal so bleibt.

    Wenn wenigstens die verdammten Schmerzen aufhören würden, aber trotz Tavor, Solian und Atosil – sie sind und bleiben schlimm und werden schlimmer. Ich habe gesagt, ich will versuchen, mich nicht mehr zu schneiden – es mit dem Stepper versuchen. Nur mit den Schmerzen kann ich gar nicht auf dem Stepper trainieren und mich müde machen, um mich nicht zu schneiden.
    Jetzt habe ich wieder ein Problem, es wird erwartet, dass ich mich nicht mehr schneide, weil ich ja jetzt den Stepper habe – aber ich kann mir, wenn ich solche Schmerzen habe und mich nicht bewegen kann, mit dem Stepper nicht helfen.
    Ich nehme mir so viel vor, rede mir soviel ein, dass es besser wird, aber stattdessen wird es immer schlechter.
    Heute ist es wieder ganz schlimm, alles tut weh, schrecklich weh.
    Wie und wofür soll ich das aushalten?
    Es ist schon die fünfte Woche, dass ich hier bin und ... nichts ist besser.

    25.10.2005

    Ich habe sehr lange nicht geschrieben und es ist viel passiert, womit ich fertig werden musste. Ich bin nicht mehr auf Station B. Ich bin verlegt worden auf Station D, da war ich bis vor zwei Jahren in Behandlung und wurde damals auf B nach oben verlegt. Diese Verlegung kam für mich überraschend. Ich dachte, nach den ganzen Schwierigkeiten ist wieder Ruhe eingetreten und ich bin in die Gruppe gegangen (Gesprächsgruppe), damit ich nicht mehr so separat auf Station laufe. Die Gruppe hat mir gut getan. Zuerst hatte ich Angst, ich schaffe es nicht zu den täglichen Einzelgesprächen auch noch in die Gruppe zu gehen, ich dachte, es würde zu viel werden und ich würde diese zusätzliche Belastung nicht verkraften. Aber ich wollte in die Gruppe, damit ich im Stationsleben integriert bin und die Schwestern mit mir kein Problem mehr haben, ich habe 3 x an der Gesprächsgruppe teilgenommen und konnte so anfangen zu reden, auch die Anderen haben mit mir gesprochen. Das tat gut, nicht mehr so allein und isoliert zu sein. Auch habe ich durch die Gesprächsgruppe wieder andere Sichtweisen, andere Gedanken, als nur meine Geschichte im Kopf gehabt. Ich war erstaunt, wie gut es war, in der Gruppe zu sein. Hatte ich doch vorher so große Angst davor.

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