Ich will doch nur normal sein!
dich anrufen, wenn es nicht mehr geht und dann kannst du immer noch heimkommen. Jetzt aber fährst du erst mal wieder in die Klinik und siehst zu, was du noch für dich selbst tun kannst. Ich schaffe es jetzt schon wieder und passe besser auf mich auf. Wenn ich merke, es geht mir nicht gut, dann hole ich mir eher Hilfe. Helmut wollte aber, dass ich sofort wieder in die Klinik gehe und so rief er an, um zu fragen ob ein Bett frei sei für einen Notfall. Es war dann auch ein Bett frei, aber auf Station A und da sagte ich sofort, nein, da gehe ich nicht hin. Ich wollte nicht auf A, nicht wieder auf eine andere Station. Ich war jetzt schon auf B und vorher immer nur auf Station D. Es war schon schwer für mich, auf Station B zu gehen. Warum? Na, weil da anderes Personal ist und ich mich wieder an jemand Anderes als Bezugspfleger gewöhnen musste und, weil jetzt wieder eine Station mehr über mich Bescheid wusste.
Es ist sowieso schon schlimm genug, zu wissen die und die wissen das alles von mir und jetzt sind es inzwischen schon 3 Stationen im Haus, auf denen ich war, also weiß fast das ganze Personal des Hauses meine Geschichte. Ich schäme mich immer, wenn ich weiß, die wissen über mich Bescheid und es ist immer schwer, wenn ich am Schwesternzimmer vorbeigehen muss, da wäre ich am liebsten einfach unsichtbar.
Es ist schwierig, wenn ich weiß, wie viele über mich Bescheid wissen und, was sie wohl über mich denken. Es ist mir peinlich und ich kann nur zu ganz wenigen Vertrauen haben und ihnen richtig in die Augen sehen. Vor den meisten möchte ich mich lieber verkriechen. Und nun soll ich wieder auf eine neue Station im Haus. Es ist die einzige Station, auf der ich noch nicht gewesen bin und ich will da auch auf keinen Fall hin. Warum? Weil ich einfach nicht will, dass noch mehr über mich Bescheid wissen, noch mehr meine Geschichte erfahren. Und, weil ich nicht wieder mit neuen Leuten zu tun haben möchte, mit Schwestern, die ich nicht kenne und Pflegern, die ich überhaupt nicht kennenlernen möchte. Nein, ich gehe auf keinen Fall auf A, da warte ich, bis auf D oder B ein Bett frei ist und solange kann mein Mann seine Therapie fortsetzen. Ich sprach dann auch noch mit dem Therapeuten meines Mannes und erkundigte mich, wie er einschätzt, wie lange mein Mann noch benötigt, um seine Ziele zu erreichen. Herr H. teilte mir mit, dass es sich maximal noch um 2 Wochen handeln würde. Auf einmal wusste ich wieder, was ich will und, vor allem, dass ich es bis dahin auch noch schaffe, zu Hause zurecht zu kommen. Die Entscheidung fiel, mein Mann fuhr wieder zurück und ich lehnte das Bett auf Station A ab. Es war sowieso für mich am 23.8.2002 ein Bett eingeplant, da ich dann wieder in die Klinik sollte zur weiteren Behandlung. Ich hatte ja nur eine Pause gemacht (eine schwere Pause). Aber ich habe sie trotz diesem Einbruch dann doch noch geschafft und bin erst am 23.8. wieder in die Klinik rein. Ich glaube, ich hätte es auch keinen Tag länger ausgehalten. Ich habe nur noch geheult und war überhaupt nicht richtig da, immer wie weggetreten. Nichts habe ich mehr richtig mitbekommen, konnte mich auf nichts konzentrieren.
Ich war froh, wieder hier zu sein, ich wollte weiter machen, damit der ganze Mist endlich mal aufhört und ich endlich mal leben kann wie ein normaler Mensch ohne Flashbaks ohne Wegtreten, eben einfach mit freiem Kopf und mal lustig und echt sein können. Ja, das wollte ich erreichen, mich so zu fühlen, wie ein normaler Mensch. Nicht immer leer, traurig oder wie lebendig-tot sein. Ich will endlich leben können! Mein Kopf zerspringt mir fast, ich habe Angst, ich drehe durch. Ich möchte mich am liebsten schneiden, umbringen, einfach alles beenden.
Jeder glaubt, ich bin so, wie sie mich sehen oder kennen. Keiner kennt mich. Sie kennen nur die Rolle die ich spiele. Ich bin nicht so lieb, nett, brav. Ich möchte am liebsten alles kaputtmachen. Ich möchte, dass mich keiner mag, denn die, die mich leiden können, wissen nicht, dass ich nicht so bin und würden mich verachten, über mich reden, mir aus dem Weg gehen, sich vor mir ekeln, wenn sie alles wüssten. Immer, schon als Kind hatte ich diese Angst, jemand merkt, wie ich wirklich bin und diese Angst habe ich heute noch. Auf der anderen Seite möchte ich am liebsten, dass jeder, der mich leiden kann, weiß, was ich für eine bin und nichts mehr von mir hören und sehen will. Dann könnte ich Schluss machen, brauchte keine Angst zu haben, jemand zu
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