Ich will doch nur normal sein!
enttäuschen, etwas Falsches zu machen.
So dachte ich zu dieser Zeit – ich konnte und wollte nicht mehr und hoffte doch noch, es wird vielleicht anders. Na ja, nun war ich jedenfalls erst mal wieder in der Klinik und nicht, wie es sein sollte, wieder auf Station B, sondern auf Station C.
Auf Station C war ich bisher noch nicht und wollte dort auch nicht sein, aber es war nichts frei außer auf C. Ich kam in ein 2-Bett-Zimmer. Es lief wieder einfach „beschissen.“ Eine Nacht war ich auf dem Zimmer, habe gut geschlafen, bis mich Schwester M. weckte, weil ich laut geschrieen habe.
Ab dem Zeitpunkt habe ich nicht mehr geschlafen. Ich habe mir die Kopfhörer aufgesetzt und Musik gehört und so die Zimmernachbarin (Bettnachbarin) nicht mehr gestört. Bei der Visite am nächsten Tag wurde mir dann durch Herrn Dr. K. gesagt, dass ich heute noch verlegt werde in ein anderes Zimmer und er redete etwas von „Eine Hand wäscht die Andere.“
Ich wusste nicht, wie das gemeint war und war auch nicht in der Lage, danach zu fragen. Die nette Mitpatientin hatte natürlich auch schon auf der ganzen Station herumerzählt, dass ich in der Nacht so geschrieen habe und sie war sogar so dreist, über mich weiter zu reden, wenn ich vorbeiging. Ja, sie war ja auch eine „feine Dame“ und ich nur so ein dummes irres Würstchen. Sie zeigte deutlich, dass sie ja wohl etwas Besseres ist, als ich. War auch prima für mich, ich fühle mich eh immer wie der letzte Dreck und durch sie wurde es mir noch bewusster, dass ich der letzte Dreck bin. Sie hat mich genauso behandelt. Ich konnte mir also keinen Reim darauf machen, warum eine Hand die Andere waschen sollte bzw. was damit gemeint war. Ich war in dieses 2-Bett-Zimmer aufgenommen worden, da war das zweite Bett noch leer. Im Laufe des Tages kam dann die andere Patientin. Also, als Zweite in dieses Zimmer. Nun war mir dann doch klar, ich sollte ja aus dem Zimmer raus, weil ich gestört habe durch mein nächtliches Schreien. Die Dame hatte sich also deswegen beschwert.
Ich habe dann als die Patientin spazieren gegangen ist schnell meine Sachen zusammengesucht und ins Nebenzimmer, in das ich verlegt wurde, gebracht. Gefühlt habe ich mich wie ein Verbrecher und war froh, dass sie nicht da war, als ich die Flucht ins Nachbarzimmer ergriff. Ich kam mir schlimm vor. Immer durch mich, weil ich nachts schreie, solcher Ärger. Am liebsten wäre ich wieder heimgegangen. Nun war ich eben im Nachbarzimmer und dachte, na ja, dann eben hier, hoffentlich störe ich hier nicht wieder. Was mit „die eine Hand wäscht die andere“ gemeint war, habe ich dann allerdings auch bald begriffen, als ich die Mitpatientin in diesem Zimmer kennenlernte. Sie hieß Eva. Sie sprach mich alle 2 Minuten an und immer bekam ich zu hören, dass sie nicht mehr leben will. Das passt prima, zwei, die lieber tot sein wollen. Ich bin auf der Flucht und weiß nicht, wohin. Bin ich im Zimmer, kann ich keine Ruhe finden, weil Eva mich wirklich regelmäßig aller zwei Minuten irgendeinen Blödsinn fragt und ich antworten muss. Sie fragt mich auch solchen Blödsinn, ob ich noch meine Periode habe und lauter anderen aus der Luft gegriffenen Blödsinn. Eva tut mir ja leid, es geht ihr sehr schlecht, aber sie lässt mich einfach nicht in Ruhe, redet immer und immer wieder, auch, wenn ich so tue, als wolle ich schlafen. Sie gibt keine Ruhe. Ich bin fix und fertig und fliehe einfach nur, laufe herum und versuche mich vor ihr zu verstecken. Sie sucht mich und fragt alle, wo ich denn bin. Es ist schlimm. Mir dröhnt der Kopf so schon und ich denke, ich drehe durch und dann das noch. Das war also damit gemeint. „Eine Hand wäscht die andere. Du schreist nachts, also kannst du auch am Tag was aushalten.“ Demnach war ich selber schuld daran, dass ich jetzt nicht zur Ruhe kommen konnte.
Am liebsten wäre ich weggelaufen oder hätte mich umgebracht – ich fühlte mich bestraft und wagte nicht einmal etwas zu sagen, wie schlimm es war mit Eva, weil sie laufend sagt, sie will tot sein. Ich wagte nichts zu sagen, weil ich dachte, ich bin selbst schuld, dass ich zu ihr gelegt wurde. Aber wenn es noch lange so weiter geht, dann bringe ich mich wirklich um, denn ich drehe durch, ich halte das nicht mehr aus und kann nicht einmal etwas sagen. Gehe ich aus dem Zimmer, dann tue ich so als sei alles in bester Ordnung und in meinem Kopf ist alles irre und ich habe Angst er platzt mir und leben will ich auch nicht mehr. Und dann ist da noch die
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