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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina J.
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Freund auftauchen, dann ist das wieder da und alles, was mit mir passiert ist.
    Ich war 11 bis 12 Jahre alt und niemand hat mir geholfen. Ich war allein und ausgeliefert.
    Mein Opa war da und hat auf alles aufgepasst, damit nichts passierte, was er nicht wollte, oder wie er immer gesagt hat, es passiert schon nichts Schlimmes. Was er so unter schlimm verstanden hat, weiß ich nicht. Für mich war das hier schlimm, es konnte nichts Schlimmeres geben.
    Ich habe mich geschämt und wäre froh gewesen, wenn ich nur noch ruhig und allein am Boden hätte liegen bleiben können und keiner hätte sich um mich geschert, so als ob man einen Haufen Dreck übersieht.
    Immer, wenn die Rede auf meinen Opa und seinen Freund kam, dann tauchten diese Bilder auf und mir wurde schlecht und ich wollte mich eigentlich nur noch umbringen, wollte weg, weg – dorthin wo keiner mir etwas ansehen kann und wo nie wieder etwas passieren kann, was mir weh tut.
    Ich wollte sterben.
    Ich wollte lieber fliehen, als an das alles erinnert werden, was die zwei mit mir gemacht haben und alle die vielen Anderen auch. Ich habe es satt ich will diese Angst nicht mehr haben. Ich wollte aber auch leben und wollte, dass das aufhört, endlich aufhört. Aber es hört nicht auf, ehe ich das ganze Grauen ausgegraben, angesehen, ertragen habe.
    Ja, genau erinnern, ansehen, aushalten, immer wieder aushalten, bis es mich nicht mehr umwirft, bis ich so stark bin, zu sagen: „Okay, das war einmal, aber ich lebe jetzt und will jetzt leben!“
    Dazu, das zu erreichen gehörte auch, es zu schaffen, über das Schlimmste zu reden, es nicht in mir allein zu behalten, so dass es mich ständig kaputtmachen kann, ständig verfolgen kann. Das tut es sowieso noch. Aber ich habe es geschafft. Ich habe wirklich überlegt, was besser ist, es jemandem zu erzählen und ihn auch noch damit zu belasten oder lieber Schluss zu machen.
    Ja, darüber habe ich ziemlich lange nachgedacht und das auch in einigen meiner Bilder, die ich in den 6 Wochen gemalt habe festgehalten. Ich wollte schweigen und tot sein. Ruhe haben und frei sein, also tot sein.
    Ich wollte weg bedeutet: Ich will tot sein.
    Ich war nah an der Grenze und wusste, ich muss mich entscheiden, zu reden oder mich umzubringen. Ich bin runter zu Herrn Dr. S. und habe versucht zu reden. Ich glaube, es kam alles ziemlich wirr an und eigentlich war mir hinterher klar, was ich erreichen wollte. Ich habe fast alles erzählt, ganz ruhig, so als erzähle ich irgendetwas ganz Belangloses. Ich habe das gemerkt, wie ich geredet habe, ich habe getan, als sei es nicht so schlimm gewesen, nur ich war schlimm und ich wollte einfach sagen: „So ein Leben will ich nicht, kann ich nicht mehr wollen, halte ich nicht mehr aus.“
    Alles hat Herr Dr. S. gehört, nur das wollte er nicht hören.
    Na ja, ich muss eben wieder üben zu lächeln, dann kann ich heim und werde tun, was ich will. Ich muss mich quälen und ich will mich nicht mehr jemand anderem zu Liebe quälen, weil ich mal versprochen habe, mir nichts anzutun. Er sagt zwar, ich sei zur Zeit nicht in der Lage zu entscheiden, ob das Leben besser wird. Vielleicht wird es das ja, wenn ich 80 Jahre alt bin, aber solange werde ich mich nicht quälen. Nein, ich weiß, wie es mir geht und ich denke jetzt, ich wollte nicht zur Autobahn laufen, als ich losgelaufen bin, aber um endlich Ruhe zu finden und keine Angst mehr haben zu müssen, wird es wohl mein Weg werden, nur ohne Rückweg.
    Ich werde diese von meinem Opa und seinem Freund so toll initiierte Vorstellung jetzt genau beschreiben. Wem nicht schlecht wird, der hat Glück. Mir war jedes Mal sauschlecht.
    Seit Mitte September will ich das schon aufschreiben und nun ist der 22.l0.2002 und ich schreibe es heute, weil ich diese Angst immer noch genauso in den Knochen spüre, genauso wie die Krallen der verdammten Köter auf meinem Rücken.
    Sicher wird jetzt vielleicht jemand sagen, oh Gott, wie kann man so was nur erzählen oder in einem Buch schreiben, ist ja widerlich, ist ja eklig. Genau deswegen gerade schreibe ich es auf. Wer fragt denn schon danach, was wirklich passiert? Ist doch besser, nichts zu wissen, dann passiert so was bei uns wohl auch nicht. Wie geht das schöne Sprichwort: „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß!“

    Augenpaare

    Viele Augenpaare, vielleicht 20 oder 25 (Ich weiß es nicht genau)
    Sehen zu,
    sehen einfach nur zu.
    Ich sehe ihnen in die Augen, möchte, dass sie mir helfen
    Sie sehen mir in die Augen,

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