Ich will doch nur normal sein!
nicht, wie viele Leute mich so gesehen haben.
Und dann „GUT SO; MACHEN SIE WEITER SO!“
Na klasse, läuft alles bestens, wenn ich wie ein kleines Mädchen durch die Gegend laufe und in der Zeit davon rede, was ich sonst nicht sagen würde. Niemand sagen würde!
Läuft alles bestens! Da ist Klebeband auf den Mund gar keine schlechte Idee, da kann ich nicht quatschen, da kann keiner Fragen stellen und Antworten bekommen, die ich sonst nicht geben würde.
Ich glaube, so war es heute. Ich bin stinksauer und enttäuscht. Ich weiß, irgendwas habe ich doch gesagt, dass Mutti in Schichten arbeitet und Vati dann immer mit mir allein in der Schlafstube war. Ich musste ja mit in der Schlafstube schlafen. Meine beiden Brüder, die waren zusammen in dem anderen Zimmer und ich mit in der Schlafstube.
Ich habe doch recht oder?
FRAGE-ANTWORT-FRAGE-ANTWORT.
Wenn es nicht stimmt – entschuldige ich mich. Aber ich weiß nicht, wieso ich sonst so sicher bin, dass ich da was erzählt hatte, wo Mutti arbeitet und was. Das wäre auch egal, aber ich weiß nicht, was ich noch alles erzählt oder beantwortet habe. Da war was! Da waren Fragen! Nee, ich will es lieber nicht wissen, wer mich in der Zeit von 13.00 bis 15.oo Uhr was gefragt hat und was ich geantwortet habe. Außerdem weiß ich gar nicht, wozu ich diesen ganzen Quatsch hier überhaupt schreibe. Wahrscheinlich, um das Versprechen einzuhalten, mir nichts anzutun. Ach ja, den Tagesbericht muss ich ja auch noch schreiben.
TAGESBERICHT 6.11.2003
Mir ging es heute früh gut, echt gut.
Dann bin ich in ein „falsches Gleis“ geraten und später ging es zweigleisig weiter. Ich weiß zwar nicht, wer mich wie gesehen hat, was ich wem gesagt habe, aber wie war das noch mal:
„GUT SO; MACHEN SIE WEITER SO“
Frage auf dem Tagesbericht:
Wie können Sie dies zur Erreichung Ihrer Ziele nutzen (achten Sie auf die Kleinen Schritte!)?
Ich habe mich über das „Lob“ gefreut und werde mir Mühe geben, so weiter zu machen, aber ich weiß nicht, ob ich die nächsten Tage so hinkriege, wie diesen heute und wie gestern.
(Mir ist es lieber, ich habe mich unter Kontrolle!)
Eines weiß ich, ich werde in meinem Leben nie mehr ein Versprechen geben. Wenn Sie (Herr Dr. S.) jetzt sauer sind, ist es nicht schlimm, dann sagen Sie mir einfach, dass Sie auf mein Versprechen pfeifen. Ich wäre echt dankbar!
Wenn Sie nicht sauer sind, dann bin ich wieder das Kamel und muss mich wohl entschuldigen, weil ich Ihnen echt zu Unrecht misstraut habe. Aber ich weiß ehrlich nicht, was ich Falsches geschrieben habe und Sie werden sauer sein auf mich, wenn ich Ihnen das zum Lesen geben sollte.
ICH SOLLTE!
7.11.2003
Ich habe Herrn Dr. S. diese Zeilen, die ich in meiner Aufregung, meinem Ärger, meinem Misstrauen geschrieben habe, zu lesen gegeben. Schon da war mir klar – ich war wieder einmal misstrauisch und gerade gegen Herrn Dr. S. ist dieses Misstrauen vollkommen unangebracht.
Aber ich bin durch diese Bemerkung „GUT SO, MACHEN SIE WEITER SO!“ richtig ärgerlich geworden und habe mich regelrecht in dieses Misstrauen und den Ärger hineingesteigert. Es tut mir leid. Ich war wirklich äußerst ungerecht und das gerade wieder einmal gegen den Menschen, der mir in meinem Leben am meisten geholfen hat und mich in meinen schlimmsten Phasen betreut hat. Es tut mir leid.
Heute begreife ich nicht, wie ich so reagieren konnte. Es ist wirklich schwierig zu vertrauen, vollständig zu vertrauen. Meist bin ich dann, wenn ich wirklich mal vertraut habe, bitter enttäuscht worden.
Und hier hat ein Teil in mir völlig misstrauisch reagiert. Ich hatte Angst etwas preisgegeben zu haben, was ich niemals erzählen würde. Und doch ist es so, dass ich Herrn Dr. S. bisher alles mitgeteilt habe, womit ich nicht zurecht kam. Wenn ich es nicht aussprechen konnte, dann habe ich geschrieben und es abgegeben, so dass er es lesen konnte und ich nicht reden musste, weil ich mich zu sehr geschämt habe diese Dinge auszusprechen.
Ich weiß noch, diese 6 Wochen, die es mir so schlecht ging, weil ich einfach nicht geschafft habe, mich mitzuteilen und das Erlebte mit mir rumgeschleppt habe. Mir ging es so schlecht, bis hin zu Suizidgedanken und dann erst war mir klar, ich muss mir Hilfe holen und habe alles aufgeschrieben und Herrn Dr. S. abgegeben.
Da hatte ich volles Vertrauen und gestern reagiere ich so idiotisch, so sauer, so misstrauisch. Es ärgert mich dann immer, wenn ich gerade denjenigen so vor den Kopf
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