Ich will doch nur normal sein!
munter.
Ich habe heute noch Angst, wenn mir jemand ein Kissen auf das Gesicht wirft oder auch nur so tut, als wolle er mir die Luft abdrücken. Wenn ich vor Schmerzen schrie, habe ich oft Opa seine Hand auf dem Mund gehabt, so dass ich doch nicht mehr schreien konnte und er weitermachen konnte, was er wollte mit mir. Am schlimmsten war, wenn er, nachdem er mir die brennende Kerze unten rein gesteckt hatte, dann selbst noch seinen Penis da rein gesteckt hat und alles so schrecklich weh tat und wund war, das hat ihm am meisten Spaß gemacht, denn das hat er sehr oft gemacht, sonst niemand außer meinem Opa. Er hat mir schrecklich wehgetan und ich habe heute noch fürchterliche Angst, wenn ich nur daran denke.
Wie kann der eigene Opa so etwas mit einem tun? Ich begreife das nicht! Es tut weh!
Es tut so weh, dass es der eigene Opa war!
Wenn Herr Dr. S. nur meinen Opa oder dessen Freund (ich sage immer „Blaumann“) erwähnt, dann spüre ich schon, wie die Angst kommt.
Nun, genau sagen, dass es Angst ist, kann ich gar nicht, ich habe immer gesagt, ich habe keine Angstzustände. Es ist so, dass ich dann merke, wie mein ganzer Körper reagiert. Ich merke jeden Muskel, alles tut mir weh, ich spanne mich total an und ich merke, wie mein Kopf und auch mein Körper anfangen, wegzugehen. Zuerst merke ich ein dumpfes Gefühl, so als wäre mein Kopf plötzlich voller Watte und ich kann durch die Watte nur noch entfernt verstehen, was gesagt wird. Mein Kopf wird immer unklarer und dann geht alles weg, ich spüre nichts mehr. Ich höre nichts mehr, ich fühle nichts mehr – auch keine Angst.
Es ist aber nicht immer so. Jetzt war es zuletzt ganz anders. Ich bekam Angst und es ging im Einzel um Opa und seinen Freund. Alles war weit weg. Ich konnte dem Gespräch nicht mehr folgen, hatte nur noch Angst, Angst, Angst und ich merkte, ich will weg und es ging nicht, ich konnte mich nicht mehr bewegen, alles war steif und starr und ich fühlte mich noch hilfloser und bekam noch mehr Angst.
Ich konnte wahrnehmen, dass ich mich nicht mehr bewegen kann, aber ich wusste nicht mehr, was dem vorausgegangen war, warum ich mich nicht mehr bewegen kann. Jetzt hatte ich wieder Angst, das wird vielleicht so bleiben, dass ich mich nicht mehr richtig bewegen kann. Ich habe nichts mehr gesagt, ich dachte bloß noch, ich will in mein Zimmer und ich will nicht mehr leben. Ich schaffe das doch sowieso nicht, sonst würde ich doch jetzt nicht hier so sitzen und mich nicht bewegen können.
Es ist mir vor 14 Tagen zweimal so gegangen, dass ich im Rollstuhl in mein Zimmer gebracht wurde und solche Angst hatte steif zu bleiben.
Ich bin nicht steif geblieben. Aber die Angst, es könnte doch einmal so passieren ist da, sitzt mir im Genick. Ich muss lernen, aufzupassen, wenn etwas zu viel wird, wenn ich etwas nicht aushalten kann und dann muss ich stoppen können. Das ist wichtig.
Diese Angst vor meinem Opa und seinem Freund und diesen Zustand, als ich nicht mehr laufen konnte, habe ich erwähnt, um deutlich zu machen, wie groß die Angst davor ist, an diese Dinge zu denken, die mir die Beiden angetan haben.
Nur, wenn das Thema angesprochen wird bekomme ich schon einen unklaren Kopf und merke, wie das immer stärker wird, bis ich dann aus dieser Situation raus bin, (entweder durch „abtauchen“ oder durch beruhigende Ablenkung, was mir meist selbst noch nicht so gelingt und wo ich meist doch noch sehr ausgeliefert bin).
Es wird mir schon schlecht, wenn ich nur daran denke, was alles passiert ist, was die alles mit mir gemacht haben. Ich habe so furchtbare Angst, es passiert wieder und im Flashback passiert es ja auch wieder. Manchmal kann ich kaum noch das Jetzt vom Damals trennen und weiß nicht mehr, wie alt ich bin und was mir passieren kann und was nicht mehr, weil ich nicht mehr klein bin.
Ich bin dann einfach nur noch in der Vergangenheit, richtig abgetaucht, fühle und denke wie damals und fürchte mich so, wie damals. Es ist keiner da, der helfen kann, wenn ich nur an die Beiden erinnert werde, dann geht mein Kopf zu, gerate ich völlig in einen Zustand von Hilflosigkeit, Wehrlosigkeit und Angst. Ich kann es schlecht beschreiben, wie das ist, wenn es losgeht. Ich glaube, ich versuche mich dann krampfhaft an allem festzuhalten, ob es die Sessellehnen sind oder ein Bild, an das ich mich klammere, um nicht wegzurutschen in diesen Schacht aus Angst und Erinnerungen. Es ist wirklich ein tiefer dunkler Schacht, mein Kopf geht zu, dröhnt, tut
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