Ich will doch nur normal sein!
ich vor Kopfschmerzen nicht aufstehen und bin immer und immer wieder eingeschlafen. Bin einfach nicht munter geworden, so erschöpft war ich.. Nach 16.00 Uhr waren dann die Kopfschmerzen etwas erträglicher so dass ich etwas aufstehen konnte. Mir ging es gar nicht gut und ich habe mich nur rumgeschleppt. Ich weiß einfach nicht, was los ist, das es mir so schlecht geht und ich nur noch müde, müde, müde bin. Heute habe ich es nicht einmal geschafft, mich zu waschen, habe mich nur angezogen und bin dann nach kurzer Zeit wieder zurück ins Zimmer und ins Bett gekrochen. Ich bin richtig verzweifelt darüber, wie es mir geht. Es geht mir schlechter, als ich es zeige und sagen kann und ich habe auch noch Angst, die denken alle, ich bin bloß zu faul und will nur im Bett rumlungern. Ich habe doch so gut gelernt, zu verbergen, wie es mir geht.
21.11.2003
Heute ging es mir nicht besonders, habe aber versucht, sparsam mit Tavor umzugehen und mich nicht ins Bett zu legen.
7.12.2003
Ich habe mir für heute bzw. schon für gestern vorgenommen, etwas zu schreiben, wovor ich schon eine ganze Zeit zurückschrecke. Ich habe einfach Angst davor, wie es mir gehen wird, wenn ich daran gehe, diese Erinnerung aufzuschreiben. Werde ich wieder wollen, dass ich tot bin? Werde ich mich wieder schämen? Werde ich wieder nur traurig sein und enttäuscht und keine Spur von Wut spüren? Das schlimmste ist für mich immer die fehlende Wut!
Aber ich merke schon, ich bin dabei, wieder alles Andere schreiben zu wollen, abzuschweifen, um nicht daran zu gehen, an das, was ich mir für heute vorgenommen habe. Ja, ich bin ehrlich – ich habe Angst davor, Angst davor, es schwarz auf weiß zu bringen und festzunageln, so dass es nicht mehr nur ich weiß. Es ist aber doch wichtig – es soll niemandem mehr passieren – ich möchte helfen, dass es nicht mehr passiert. So vielen passieren diese Dinge und so viele schweigen, genauso, wie ich bisher geschwiegen habe. Deswegen will ich es aufschreiben, nur deswegen!
Vom Kopf her weiß ich auch, ich brauche mich nicht zu schämen, ich habe das nicht getan es wurde mir angetan. Aber mein Gefühl lässt mich schämen, vor mir und vor allen, die es erfahren. Ich muss daran denken, ich brauche mich nicht zu schämen, mich nicht zu verachten – ich sollte die verachten, die mir das angetan haben. Es ist noch nicht so weit – ich habe den Weg noch nicht ganz geschafft, aber ich werde sie eines Tages alle hassen, richtig hassen können – so, wie ich denke, dass es einfach normal ist, dass man solche Menschen hassen muss.
Ja, es war damals, ich war 9 oder 10 Jahre alt und meine Mutter ließ mich wieder mit meinem Opa mitgehen. Er holte mich immer ab, mich allein – meine beiden Brüder kamen nie mit. Sie wurden nicht gebraucht. Sie waren eifersüchtig und böse mit mir, weil sie dachten, ich erlebe was Schönes oder bekomme irgendetwas geschenkt oder Leckeres zu Essen. Eben mehr als sie. Sie wussten nicht, was mir passiert. Oder doch, vielleicht mein großer Bruder, er war ja auch einer von denen, er fing aber erst an als ich 12 war, mich für seine Freunde und für sich zu benutzen.
Damals war er es noch nicht, da war er mein großer Bruder und nicht einer von denen. Da konnte ich ihn noch leiden, aber dann habe ich mich geschämt und Angst vor ihm gehabt. Angst, dass er verrät, was ER mit mir macht und was er seine Freunde mit mir machen lässt. Er hat mir immer damit gedroht, mich zu verraten, so dass mich alle als schlecht, als Schlampe ansehen und sich vor mir ekeln werden. Ich hatte wirklich Angst, er könnte das tun und mich verraten – wie blöd von mir. Wie konnte ich so blöd sein – er hätte Angst haben müssen, ich sage, was er mit mir tut.
Jetzt habe ich schon eine ganze Seite geschrieben, aber immer noch nicht das angefangen, was ich mir vorgenommen habe, heute zu schreiben. Aber ich werde es heute schreiben. Ich muss es für mich tun, für meine Therapie, damit ich heilen kann, damit ich damit umgehen, existieren kann und nicht immer und immer wieder zusammenbreche und in Depressionen fallen kann.
Übrigens vor ein oder zwei Jahren habe ich es um Weihnachten herum meiner Mutter am Telefon gesagt, was Werner und seine Freunde mir angetan haben. Sie hat nichts dazu gesagt. Es einfach überhört und weiter gesprochen, als hätte ich nicht so etwas Schlimmes gesagt. Das Gespräch war dann bald zu Ende und ich dachte, dass dies ja wohl jetzt nicht wahr sein könne, dass meine Mutter
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