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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina J.
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aufzuschreiben.
    Mir geht es nicht gut, mein Kopf zerspringt, so habe ich das Gefühl. Was mache ich nun mit dem Bericht? Werde ich ihn erzählen? Oder verschweige ich ihn lieber. Morgen zum Einzelgespräch, ich habe mir vorgenommen, darüber zu reden, es anzusprechen. Ich habe den Tagesbericht heute geschrieben und diesen Bericht hineingelegt und alles zugeklammert, damit niemand Anderes es lesen kann. Als ich dann nach dem Abgeben des Tagesberichtes wieder auf mein Zimmer kam, war mir nicht mehr wohl, ich habe mich geschämt und bin zurück zur Nachtwache und habe diesen Bericht über den Flashback wieder herausgeholt und nur den Tagesbericht dort gelassen. Der Pfleger hat gefragt: „Nanu, ist es denn so schlimm?“ Ich sagte: „Ja, es ist so schlimm!“ Und bin schnell auf mein Zimmer zurück. Ich habe geheult und mir ging es nicht gut.
    Die Nacht kann ich auch wieder vergessen, ich werde nicht schlafen können, bin so kaputt und fühl mich müde, bin aber viel zu aufgewühlt, um schlafen zu können.
    Irgendwann nach Mitternacht bin ich dann doch eingeschlafen und habe natürlich, sobald ich eingeschlafen war, einen sehr heftigen Flashback gehabt und konnte dann vor lauter Angst und Schrecken nicht mehr einschlafen. Ich muss auch eine ganze Weile im Zimmer auf dem Boden gelegen haben, denn da fand ich mich wieder und mir war richtig kalt. Ich kroch also wieder in mein Bett, versuchte, warm zu werden und mich zu beruhigen. Der Nachtpfleger brachte mir 2 mg Tavor Expidet (schnellwirkend), die mir aber kaum Linderung brachten. Ich war nach wie vor äußerst aufgeregt, ängstlich und unruhig. Ich weinte, wollte heim zu meiner Mutti und bettelte, wie ein kleines Kind um Trinken und, dass ich zu meiner Mutti darf.
    Der Pfleger gab mir nun nochmals 2 mg Tavor und ich kroch wie ein kleines Kind, dass ich zu diesem Zeitpunkt auch war, in mein Bett und fürchtete mich, weil ich allein in diesem Zimmer war und meine Mutti nicht da war. Ich weinte und schlief dann wohl für kurze Zeit ein. Um 2 Uhr war ich dann wieder wach und konnte nicht mehr schlafen. Mein Hals war wund vom Schreien und alles tat mir weh von dem schrecklichen Flashback von vorhin. Ich wollte auch nicht mehr einschlafen aus Angst vor einer Wiederholung des Flashback, dann lieber munter bleiben und irgendetwas tun, womit ich mich ablenke, worauf ich mich konzentrieren muss. Das ist so meine Strategie: Kontrolle und Konzentration, um nicht wieder hineinzurutschen.
    Mir geht es so schon schlecht genug. Also überlegen, was ich tun kann, zuerst Musik hören – ich bleibe nicht bei der Musik, höre sie kurze Zeit später nicht mehr und mein Kopf rotiert – also keine Hilfe für mich heute. Ich versuche es mit Lesen, kann mich nicht konzentrieren, kann ich also auch vergessen. Nächster Versuch eine Handarbeit – ich versuche an meinem Deckchen weiter zu häkeln. Das geht und ein schöner heißer Tee und mir ist etwas wohler, ich friere auch nicht mehr so. Aber ich wusste nun auch, nach dem ich den Flashback schriftlich vor mir liegen hatte, und ihn gerade noch einmal durchlebt hatte, ich kann ihn nicht so abgeben. Ich schäme mich zu sehr, die Blätter mit dem Geschriebenen Herrn Dr. S. in die Hand zu geben. Also werde ich es mit einer neuen Methode, empfohlen im Buch „Trotz allem ...“ versuchen, weil ich es nicht schaffe, es schriftlich zu übergeben, werde ich also versuchen den Flashback auf Band zu sprechen und so Herrn Dr. S. geben und bitten, dass ich nicht beim Hören dabei sein muss. Ich möchte nicht sein Gesicht dabei sehen und damit seine Reaktionen auf meinen Bericht über diese schlimme Erinnerung in seinem Gesicht ablesen müssen. Ich schäme mich zu sehr und möchte mich dem möglichst nicht aussetzen. Denn jede Veränderung der Mimik, ist für mich ein Zeichen des Entsetzens und Erschreckens darüber, was ich getan habe.
    JA; SO STEHE ICH IM AUGENBLICK MAL WIEDER DA. DIE SCHAM UND DER EKEL VOR MIR SELBST HABEN MICH MAL WIEDER SO RICHTIG IM GRIFF.

    Ich weiß, es wird mir nicht gut gehen bzw. kann mir nicht besser werden, wenn ich nicht daran gehe, dies aufzuarbeiten, also muss ich diesen Schritt schaffen.
    Ich habe also, so steht es auch als gute Methode zur Verarbeitung von Traumata solcher Dinge in dem Buch „Trotz allem“ den von mir geschriebenen Text auf Kassette gesprochen und am nächsten morgen dann voller Angst mit in das Einzel genommen. Ich hatte ja nun das Kassettengerät in der Hand und Herr Dr. S. hat es natürlich sofort

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