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Ich will es hart

Ich will es hart

Titel: Ich will es hart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sira Rabe
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Besonderes sein, etwas wirklich Außergewöhnliches, damit sie es haben wollte.
    Auf einmal stand sie in der Dessousabteilung. Wünsche aus Spitze und zarten, duftigen Stoffen, in pastellfarbenen Tönen oder kräftigen, berauschenden Farben hingen dicht an dicht auf den Stangen. Ihre Finger streiften entlang, zogen die Bügel auseinander. Mit kritischem Blick musterte sie die erlesenen Stücke. Jedes davon überstieg ihre momentane Finanzlage – aber anprobieren bedeutete ja noch nicht kaufen. Wenn sie wusste wofür, würde es ihr ja vielleicht mal gelingen zu sparen. Obwohl Andrea von diesem Entschluss selbst nicht überzeugt war.
    Sie entschied sich für ein Set aus BH und String. Dunkelblau als Basisfarbe, weiße Bänder und kleine weiße Röschen als Akzente. Ein Frauentraum für die Verführung, den sie unbedingt anprobieren wollte.
    Auf dem Weg zur Umkleidekabine blieb ihr Blick an einer weinroten Korsage hängen. Ihr Herz setzte für einen Schlag aus. Das war es! Zu ihren dunkelbraunen, fast schwarzen Haaren würde dieses Rot einen edlen Kontrast bilden. Eine kräftige, aber nicht grelle Farbe. Erotisch, lebensfroh und sinnlich.
    Sekunden später stand Andrea in der Umkleidekabine und zog sich aus. Es war nicht einfach, die Korsage anzuziehen und die Schnüre auf der Rückseite straff zu ziehen. Sie würde sich etwas einfallen lassen müssen, wenn sie das gute Stück kaufte – nein. Sie brauchte gar nicht erst auf das Etikett zu schauen, um zu wissen, dass sie es sich nicht leisten konnte.
    Andrea drehte sich vor dem Spiegel in der Kabine hin und her. Ja, das Korsett saß perfekt und stand ihr gut. Ihr Busen wurde schön geformt, das Dekolleté gewährte einen tiefen Einblick. Nach unten lief die Korsage in einen String aus, der nur aus Bändern bestand. Ihr Po wölbte sich weich und rund hervor. Wenn sie sich Leon darin präsentierte, ob sie ihn damit wohl verführen und zurückgewinnen könnte? Ein bisschen fehlte er ihr ja doch.
    Das Preisetikett baumelte seitlich herab, mit einem pieksenden Plastikbinder befestigt. Da fiel Andrea etwas auf, was ihr anschließendes Handeln entscheidend beeinflusste: Der Plastikchip, den jedes Kleidungsstück als Diebstahlsicherung trägt, fehlte.
    Andrea merkte, wie ihr die Hitze ins Gesicht emporstieg. Die Korsage war nicht gesichert. Wenn sie ihre Kleider darüber anzog, würde niemand bemerken, dass sie … Andrea kam gar nicht mehr zum Denken. Alle ihre Gedanken kreisten nur noch um dieses einzigartige Stück. Erregung fasste sie, und ihre Handflächen waren schweißnass.
    Hastig zog sie ihre Sachen über. Bevor sie die Kabine verließ, musterte sie sich ein letztes Mal. Einwandfrei. Niemand würde sehen, was sie unter Bluse und Hose trug. Andrea lächelte. Es war ja so einfach. Erhobenen Hauptes ging sie hinaus und zuckte zusammen, als eine Verkäuferin auf sie zukam und die Hand nach dem blauen Set ausstreckte. »Möchten Sie das nehmen?«
    »Äh, nein, danke. Es ist doch nicht das Richtige für mich«, erwiderte Andrea und zwang sich zu lächeln.
    Die Verkäuferin schöpfte keinen Verdacht. Sie nahm das blaue Set entgegen, um es wieder an der richtigen Stelle aufzuhängen, und Andrea nahm den Weg Richtung Rolltreppe. Sie bemühte sich, ohne Hast zu gehen, streifte mit einer lässigen Handbewegung den Ärmel eines Kleides, prüfte kurz die Strings, die auf einem Tisch dekoriert waren und mit einem Preisnachlass warben.
    Kurz bevor sie die Rolltreppe erreichte, hielt sie jemand von hinten fest und legte seinen Arm um ihre Taille.
    »An Ihrer Stelle würde ich jetzt kein Aufsehen erregen«, raunte eine Männerstimme ganz nah an ihrem Ohr. »Hausdetektiv. Kommen Sie mit.«
    Er nahm sie am Oberarm und zog sie mit sich fort. Andrea war starr vor Schreck. Sie wagte kaum zu atmen, geschweige denn den Kopf zu drehen und den Mann anzusehen. Nun war es also passiert, was sie befürchtet hatte, wenn sie mal da oder dort einen Lippenstift oder andere kleine Kosmetikartikel in ihrer Jackentasche hatte verschwinden lassen. Nicht nur um das Geld zu sparen, sondern auch wegen des Kicks, sich dabei nicht erwischen zu lassen. Aber das heute war natürlich ein ganz anderes Kaliber.
    Fieberhaft überlegte sie, wann und wie sie sich auffällig benommen hatte. Aber es fiel ihr nicht ein. Vielleicht hatte er ja beobachtet, wie sie mit der Korsage in die Kabine gegangen, jedoch ohne herausgekommen war. Ja, so musste es wohl gewesen sein. So ein Mist. Und nun?
    Andrea sog die Luft ein.

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