Ich will es hart
ungewissem Ausgang hinterherlief. So viel Unordnung und Herabwürdigung vertrug er nicht, nicht einmal um des erotischen Kitzels willen, der darin verborgen lag. Das alles war nur die Schuld des erotischen Tango d’Amour.
Es war eine Woche nach Justins Rückkehr, als seine Assistentin ihm unangemeldeten Besuch ankündigte und fragte, ob er bereit wäre, eine Dame zu empfangen, die ihren Namen und ihr Anliegen nicht nennen wollte. Justin stimmte zu.
Marina sah aus wie die sündige Verführung selbst. Ihr schlanker, muskulöser Körper wurde von einem Neckholder-Kleid umspielt, das aus unzähligen Bahnen halbtransparenten Tülls zu bestehen schien. Die Grundfarbe Weiß, darauf Pflanzenfasern und große Blüten in Gelb und Grün. Ihre Stilettos waren ebenso ein beängstigendes Nichts. Eine hauchdünne Ledersohle mit Stiftabsatz und feinen goldenen Riemchen. Dennoch stakste sie nicht, sondern schien über den Boden zu gleiten.
»Du hättest deiner Vorzimmerdame sagen sollen, dass du in der nächsten Stunde nicht gestört werden möchtest«, kritisierte Marina mit strengem Blick.
»Das macht sie sowieso nicht«, entgegnete Justin mit belegter Stimme.
Marina öffnete ihre Tasche und entnahm ihr eine zusammengerollte Peitsche.
Justin verspürte beim Anblick der Peitsche ein schwummriges Gefühl in der Magengegend und eine heiße Woge, die seinen Rücken hinabschwappte. Warum nur machte ihn diese Mischung aus weiblicher Verführung und offensichtlicher Dominanz so sehr an? Er durfte diesem Wunsch nach Unterwerfung nicht nachgeben, sonst würde er ihr endgültig verfallen, wo er sich doch bereits auf dem Wege der Heilung befand. Oder redete er sich das nur ein?
»Warum bist du gekommen?«, fragte er so kühl wie möglich.
Marina kam näher, setzte sich auf die Ecke seines Schreibtisches, schlug die Beine elegant übereinander und stützte sich mit der immer noch zusammengerollten Peitsche in der Rechten auf der Tischfläche ab.
»Wäre nicht ein Guten Tag, wie geht’s dir, Herrin, angebrachter?«
Justin gab ein spöttisches Lachen von sich. »Wer ist denn eben hier hereingeplatzt, ohne zu grüßen, und überhaupt – warst nicht du diejenige von uns beiden, die gegangen ist, ohne sich zu verabschieden?« Er zog die linke Augenbraue hoch und fügte mit einem spöttischen Unterton hinzu: »Herrin.«
Marina warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Ich habe eigentlich gedacht, du würdest mich suchen, mir nach Wien hinterherfahren. Es hätte mir gefallen.«
Sie beugte sich vor und strich ihm mit der Peitsche vom Hals bis zum Kinn hinauf.
Schweiß sammelte sich in Justins Nacken. Wie schön sie war. Wie erotisch ihre Formen. Wie aufregend ihre dominante Position. Am liebsten hätte er sich vor ihr auf die Knie geworfen. Spürte sie das?
»Ich laufe dir nicht hinterher. Ich bin kein Spielzeug, das man mal benutzt und mal wegwirft«, erwiderte er trotzig.
Marinas Miene wurde ernst. »Du bist kein Spielzeug. Du bist mein Liebessklave.«
Seine Selbstsicherheit zerfloss unter ihrem Blick. Liebessklave? Nein, ganz so einfach war die Angelegenheit nicht. Fast hätte er gelacht.
Sie beugte sich noch weiter vor und presste ihre Lippen auf die seinen, öffnete sie ein wenig, einladend, lockend, und Justin nahm ihr Angebot an. Die begehrende Energie, die sich in den vergangenen Minuten in ihm angestaut hatte, zu einer devoten Haltung gebündelt, entlud sich mit einem Mal. Seine Hände schnellten vor. Eine umfasste ihr Handgelenk, um die Peitsche zu kontrollieren, die andere presste er in ihren Nacken. Ihr Kuss war wild, unbeherrscht, leidenschaftlich. Gemeinsam waren sie aufgestanden, Marina versuchte ihm während des Küssens ihr Handgelenk zu entwinden, kratzte ihn mit der anderen Hand, doch er packte sie, versuchte, ihren Arm auf den Rücken zu drehen. Ihr leidenschaftlicher Kuss artete in einen Ringkampf aus, was ihm überhaupt nicht gefiel, denn er wollte ihr nicht weh tun, aber seine eigene dominante Ader erwachte zu neuem Leben.
In diesem Punkt hatte er Marina unterschätzt. Fauchend wie eine Raubkatze schnappte sie nach ihm, und er wich gerade noch aus. Als er seinen Griff für einen Augenblick zu sehr lockerte, gelang es ihr, einen Schritt rückwärts zu machen und die Peitsche zu schwingen. Instinktiv riss Justin seine Arme schützend vor das Gesicht. Er durfte keinen sichtbaren Striemen riskieren. Doch es geschah nichts.
»Willst du mich?«, fragte Marina. Ihr Atem ging schwer.
»Verdammt noch mal, ja. Ich
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