Ich will ja nur dich!
zur Bank, obwohl die Männer, die die fünfzigtausend Dollar gefordert hatten, noch nicht angerufen hatten. Nachdem man ihr auf der Bank gesagt hatte, es würde einen ganzen Geschäftstag dauern, um ihr eine derartige Summe auszuzahlen, waren Lizas Nerven zum Zerreißen gespannt, während sie darauf wartete, dass das Telefon klingelte.
Als der Kredithai um drei endlich anrief, zitterten ihre Hände. Sie erklärte, dass die kleine Bankenzweigstelle in Serendipity vierundzwanzig Stunden benötigte, um die fünfzigtausend aufzutreiben, und zu Lizas großer Verblüffung hatte der Kerl Verständnis dafür und äußerte keine weiteren Drohungen.
Auf Caras Rat hin verlangte Liza, dass die Übergabe an einem öffentlichen Ort stattfand, und wieder stimmte er zu ihrer Überraschung zu. Was für ein überaus zivilisierter Mensch, dachte sie trocken. Sie kamen überein, dass am Mittwoch um 17 Uhr jemand zu ihr ins Büro kommen und das Paket entgegennehmen würde.
»Und lassen Sie Ihren Polizistenfreund aus dem Spiel«, schloss der Mann am anderen Ende der Leitung.
Liza hätte am liebsten laut aufgelacht und ihm versichert, dass er sich diesbezüglich keine Gedanken machen musste.
Doch sie sagte nur: »Kein Problem.«
»Und Ihre Polizistenfreundin ebenfalls.« Damit war dann wohl Cara gemeint, was bedeutete, dass Liza definitiv beobachtet wurde.
Sie fröstelte. »Okay, aber es werden Leute in der Firma sein.«
»Ihre Angestellten und Mitarbeiter stören uns nicht«, erwiderte er mit barscher Stimme, dann legte er auf.
Liza sah zu Cara, die neben ihr saß. »Na, das war ja fast zu einfach.«
Cara schüttelte ihren dunklen Pferdeschwanz. »Diese Kerle wollen einzig und allein ihr Geld. Das ist alles, was sie interessiert. Die Übergabe sollte also ohne größere Probleme vonstattengehen.« Cara lächelte. »Du schlägst dich wacker.«
Liza starrte auf ihre zitternden Hände und fragte sich, wie Cara es schaffte, Tag für Tag ihre Arbeit zu tun. »Ich fühle mich aber gar nicht so.« Sie war erschöpft – der Schlafmangel machte sich bemerkbar, und auch die Angst setzte ihr zu.
»Du hast es bald hinter dir«, versicherte ihr die Polizistin.
»Ich weiß.«
Caras mitfühlender Tonfall und die Tatsache, dass sie ihr beistand, ohne sich zu beklagen, erinnerte sie an Dare.
Liza hätte sie gern gefragt, ob sie mit ihm gesprochen hatte und ob sie ihm von ihrem Besucher neulich und der Geldforderung berichtet hatte, aber sie hielt sich zurück. Er hätte seinen Standpunkt nicht klarer ausdrücken können, und obwohl sie dank Cara einen aufschlussreichen Einblick in seine Vergangenheit erhalten hatte, änderte das nichts an der Tatsache, dass er nicht in der Lage war, sie zu akzeptieren.
Außerdem hatte er übers Wochenende kein einziges Mal versucht, sich mit ihr in Verbindung zu setzen. Ihr Bauchgefühl am Freitag hatte sie nicht getrogen. Sie musste ihn aus ihrem Leben verbannen, und da war ein kalter Entzug am effektivsten, so schmerzhaft er auch sein mochte.
Brian McKnight aufzustöbern war einfacher gewesen, als Dare angenommen hatte. So einfach, dass er es selbst kaum fassen konnte. Er war bloß seiner Intuition gefolgt und noch einmal zu Annabelle’s Antiques gefahren, um der Geschäftsinhaberin in die Augen sehen zu können, wenn er sie fragte, ob sie etwas von Brian McKnight gehört hatte. Lizas Bruder musste früher oder später mit jemandem Kontakt aufnehmen, und Annabelle hatte den Eindruck erweckt, als wäre er ihr nicht egal. Ein Blick in ihre Augen hatte genügt, um Dare erkennen zu lassen, dass er ins Schwarze getroffen hatte.
Annabelle war nicht sehr geübt in der feinen Kunst des Lügens. Sie war seinem Blick ausgewichen und hatte bei der Beantwortung seiner Frage fürchterlich herumgedruckst.
Schließlich hatte er ihr unverblümt erzählt, dass Liza wegen ihres Bruders in Gefahr schwebte und dass Annabelle sowohl Liza als auch ihm einen großen Gefallen tun würde, wenn sie ihm verriet, wo sich Brian versteckte, sofern sie seinen Aufenthaltsort kannte.
So kam es, dass Dare nun vor einem heruntergekommenen Motel in einem Nachbarort von Serendipity stand. Dem Aussehen des Gebäudes nach zu urteilen, blieben die meisten Gäste hier wohl nur eine Nacht, wenn nicht sogar bloß ein paar Stunden.
Dare marschierte auf die Tür mit der Zimmernummer zu, die Annabelle ihm genannt hatte, und klopfte an.
»Wer ist da?«, tönte eine dumpfe Männerstimme von drinnen.
»Der Manager«, knurrte Dare.
Die Tür
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