Ich will ja nur dich!
damals zu Hause bleiben und ein Auge auf ihn haben sollen, denn meine Eltern hatten ihm Hausarrest erteilt und ihm die Autoschlüssel weggenommen. Aber ich war frisch verliebt in einen älteren Typen, der mich bekniet hatte, mit ihm auszugehen.« Sie atmete tief durch. »Ich hatte mich breitschlagen lassen, weil ich annahm, dass es kein Problem sein würde, wenn ich ein paar Stunden weg war. Schließlich hatte Brian keinen Autoschlüssel.«
Dare fragte nicht, was dann passiert war, denn er wusste es bereits.
»Ich wusste allerdings nicht, dass mein Bruder mit Jesse – dem Typen, mit dem ich damals zusammen war – einen Deal gemacht hatte. Er hat ihm versprochen, unseren Eltern nicht zu verraten, dass ich nicht zu Hause geblieben war, wenn Jesse dafür eine Kiste Bier springen ließ.«
»Daher hatte er also den Alkohol.«
»Ich habe mich so schuldig gefühlt«, sagte sie, und ihre Stimme brach.
»Hey, du hast dich wie ein normaler Teenager verhalten. Es war Jesse, der Minderjährige mit Alkohol versorgt hat.«
»Aber ich habe mich vor meiner Verantwortung gedrückt und Brian mit Jesse bekannt gemacht. Hätte ich es nicht getan, wäre Stuart Rossman noch am Leben.«
Wie es aussah, war Dare nicht der Einzige, der sich wegen dieser schicksalshaften Nacht schwere Vorwürfe machte. Wahrscheinlich war der Einzige, der sich nicht mit Schuldgefühlen plagte, Brian McKnight, der Stuart den tödlichen Schlag verpasst hatte.
»Baby, es gibt eine Menge Leute, die glauben, sie wären mit schuld an Stuarts Tod«, versicherte er ihr.
»Du hast es schon wieder getan.« Ihre Augen leuchteten auf, als sie den Kosenamen hörte, der ihm so leicht über die Lippen kam. »Du hast mich Baby genannt. Es gefällt mir«, gab sie zu.
Und sie gefiel ihm. Aber sie war verletzt und hatte Schmerzen, also ballte er die Hände zu Fäusten, bevor er in Versuchung geraten konnte, ihr an die Wäsche zu gehen. Alles zu seiner Zeit, sagte er sich.
Im Augenblick brauchte sie etwas anderes. »Ich glaube nicht, dass du in irgendeiner Weise die Verantwortung dafür trägst«, versicherte er ihr.
»Meine Eltern waren da leider anderer Meinung«, sagte sie leise. Der Glanz war aus ihren Augen verschwunden. »Ich war für Brian verantwortlich, und ich habe versagt. Es wäre nie derart bergab mit ihm gegangen, wenn Stuart Rossman nicht gestorben wäre.«
Es klang, als würde sie Worte wiederholen, die man ihr jahrelang eingetrichtert hatte – Worte, die nicht der Wahrheit entsprachen und die der falschen Person die Absolution erteilten. Dare spürte, wie die Wut auf Brian wieder in ihm erwachte.
»Er tut mir leid«, sagte Liza und gähnte.
»Holst du ihn deswegen immer wieder aus dem Gefängnis?«, fragte Dare.
»Teils, ja.« Sie gähnte erneut.
Noch eine Frage, dachte er, dann würde er den Mund halten und sie schlafen lassen. »Es gibt also noch einen anderen Grund? Welchen?«
Sie sah ihn mit ihren verschlafenen braunen Augen an. »Brian war für mich da, als ich ihn gebraucht habe. Als es sonst niemanden interessiert hat …«, murmelte sie und schloss die Lider.
»Liza?«, flüsterte Dare.
Keine Antwort.
Heute Nacht würde er nichts mehr über sie herausfinden. Aber er hatte bereits sehr viel darüber erfahren, wer sie war und wie sie tickte.
Was haben ihre Eltern ihr bloß angetan, dachte Dare mit einem frustrierten Schnauben.
Es war kein Wunder, dass sie Brian immer wieder aus dem Gefängnis holte und sich Entschuldigungen für sein Verhalten ausdachte, wenn man ihr jahrelang eingetrichtert hatte, genau das zu tun. Sie wusste gar nicht, wie sie sonst damit umgehen sollte.
All die Jahre hatte sich Liza die Schuld für die Entgleisungen ihres Bruders gegeben und versucht, Wiedergutmachung zu leisten für den Fehler, den sie damals gemacht hatte. Dare versuchte, seine Wut im Zaum zu halten, wenn er an den Schaden dachte, den ihre Eltern angerichtet hatten. Paradoxerweise hatten sie mit ihren Entscheidungen beiden Kindern geschadet – auch ihrem geliebten Sohn, den sie doch so dringend vor allem Übel hatten bewahren wollen.
Während Dare die schlafende Liza betrachtete, tobten in ihm Gefühle, die er weder verstehen noch benennen konnte. Neben der Zuneigung zu dieser Frau, die er allmählich immer besser kennenlernte, empfand er auch das Bedürfnis, sie zu beschützen, und zwar nicht nur, weil er Polizist war und sich als solcher zu Schutz und Hilfe verpflichtet hatte.
Als Liza erwachte und den muskulösen männlichen Körper
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