Ich will ja nur dich!
die er jetzt nicht erzählen wollte, denn sie führte über kurz oder lang zu der Nacht, in der Lizas Bruder die Party veranstaltet hatte und dem Sohn der Rossmans den tödlichen Schlag verpasst hatte. Dare hatte nicht die geringste Lust, auf Brian oder diesen Teil seiner Vergangenheit zu sprechen zu kommen. »Es war nicht die richtige Familie für mich, deshalb habe ich dann bei den Garcias auf der anderen Seite der Stadt gelebt.«
Liza versuchte, sich aufzurichten, doch Dare hielt sie zurück. Er wollte nicht, dass sie ihm in die Augen blickte und darin seinen Schmerz, seine Schuldgefühle oder sonst irgendetwas sah. »Du sollst dich doch ausruhen, also bleib einfach so liegen und entspann dich«, meinte er.
Sofort schmiegte sich Liza wieder an ihn. »War es schlimm?«, fragte sie.
»Es war erträglich. Die Garcias hatten viele Kinder, da kommt man mit so einigem durch. Nash hat mir oft Klamotten und etwas zu essen in die Schule mitgebracht.« Und Dare war ihm dankbar dafür gewesen, obwohl er zugleich ein verdammt schlechtes Gewissen hatte, weil er überhaupt etwas von den Rossmans angenommen hatte.
»Und wie war das, als Ethan letztes Jahr zurückkam?«, wollte sie wissen, als wüsste sie, dass es nun spannend wurde.
»Es gab ziemlich heftige Reibereien. Nash und ich wollten erst nichts mit ihm zu schaffen haben, und ich bezweifle, dass wir je Frieden geschlossen hätten, wenn Tess nicht gewesen wäre.« Dare musste unwillkürlich grinsen, wie immer, wenn er an seine Halbschwester dachte. »Sie ist aus der Affäre meines Vaters mit seiner Sekretärin hervorgegangen.«
»Autsch.«
»Du sagst es. Kelly ist ebenfalls ihre Halbschwester. Die beiden haben dieselbe Mutter, die übrigens auch ein Fall für sich ist. Sie hat Tess einfach im Stich gelassen, und als Kelly irgendwann nicht mehr mit der Kleinen klarkam, hat sie sie bei Ethan abgesetzt. Tess hat dann den Sommer bei ihm verbracht und uns gezwungen, die Vergangenheit hinter uns zu lassen und uns miteinander auszusöhnen.«
»Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende …«
»Nicht ganz, aber ja, inzwischen haben wir uns zusammengerauft.«
»Ihr habt wirklich Glück«, flüsterte sie.
Dare spürte, wie sein Arm zu kribbeln begann, also bettete er Liza auf den Kissenberg neben ihm, dann rutschte er etwas nach unten und legte sich neben sie, einen Ellbogen aufgestützt. Sie hatte die Augen halb geschlossen. Wie es schien, tat die Schmerztablette ihre Wirkung.
»Du solltest jetzt schlafen.«
»Bald, aber noch nicht gleich.« Sie sah ihn mit ihren braunen Augen ernst an. »Schön, so mit dir zu reden.«
Dare lächelte. »Finde ich auch.« Eigentlich konnte er sich gar nicht daran erinnern, wann er jemandem das letzte Mal von seiner Kindheit und Jugend erzählt hatte. Und er bereute es kein bisschen, dass er sich Liza geöffnet hatte. »Aber jetzt bist du dran.«
Er wusste, dass sie dank der Schmerzmittel weniger reserviert war als sonst, und er wollte diese Gelegenheit, mehr über sie in Erfahrung zu bringen, nicht ungenutzt verstreichen lassen.
Als sie gähnte, fürchtete er schon, das Gespräch wäre beendet, doch er hatte sich geirrt und freute sich umso mehr, als sie nun ihrerseits anfing zu erzählen.
»Meine Eltern hätten erst gar keine Kinder in die Welt setzen sollen. Trotzdem haben sie mich und danach auch noch Brian bekommen. Ich weiß nicht wieso, aber ich war immer im Weg. Brian war ihr Goldschatz, der meinen Dad schon allein durch seine Geburt stolz gemacht hat. Wie dem auch sei, unsere Eltern hatten keine große Lust, sich mit uns zu beschäftigen. Sie waren ständig unterwegs, und wenn sie einmal da waren, haben sie sich nicht wirklich mit uns abgegeben.«
Dare hütete sich, sie zu unterbrechen. An ihrem abwesenden Blick erkannte er, dass sie in Erinnerungen versunken war, und sie sprach auch bereits etwas undeutlich. Das Ende ihrer Unterhaltung nahte.
»Brian hat früh angefangen, Schwierigkeiten zu machen. Er hatte die falschen Freunde, und meine Eltern wussten nie, wo er war. Ständig kam er betrunken oder high nach Hause.«
Sie legte die Stirn in Falten und zog dabei die Nase kraus, und Dare konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, sie auf die Nasenspitze zu küssen.
»Und dann kam diese elende Party …« Sie schüttelte den Kopf, diesmal ohne vor Schmerz aufzustöhnen, was bewies, dass die Tabletten definitiv wirkten. Dare hätte sich am liebsten auch eine davon einverleibt, wohl wissend, was nun kam.
»Ich hätte
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