Ich will kein Autogramm (Ich will kein ...) (German Edition)
geben?
Natürlich will ich das.
Aber nein, das geht nicht. Als Freund, so á la Sanni ja. Als potentieller Partner nein. Ich sehe da null Möglichkeiten für eine ernsthafte Beziehung zwischen uns. Das einzige Resultat wäre eine am Boden zerstörte Mara. Gebrochenes Herz inklusive. Und vermutlich würde ich mir dann eine Katze kaufen, statt je wieder einen anderen Mann anzusehen. Vielleicht ist eine Katze eh die bessere Lösung. Ich habe mir schon immer eine gewünscht.
Was denke ich denn für einen Schwachsinn zusammen?
»Tom. Können wir es nicht als echte Freunde versuchen?«, schlage ich ihm ganz leise vor.
Nach wie vor versucht er meine Augen zu lesen und haucht, »Okay, Mara. Aber Freunde telefonieren, Freunde schreiben sich hin und wieder eine SMS und Freunde sehen sich. Oder verstehe ich unter Freundschaft etwas anderes als du?«
Mir verschlägt es wieder einmal die Sprache. Also wenn ich das richtig verstehe, dann will er, dass wir auch weiterhin Kontakt haben. Hmmm. Spricht etwas dagegen?
Ja, nämlich dass du dich in ihn verliebt hast, brüllt diese vorlaute Stimme in meinem Kopf.
Sei ruhig, zische ich geistig. Ich bin erwachsen, ich kann das durchziehen.
Sicher doch. Na, das schaue ich mir nur zu gerne an. Aber eines sage ich dir, wenn du dann wieder zum Saufen anfängst, spreche ich kein Wort mehr mit dir.
»Ja, Tom. Ich verstehe unter Freundschaft dasselbe. Aber ehrlich, wie soll das laufen, wenn wir schon für einen Ausflug an den Strand deine Entourage mitschleppen müssen?«
»War ich im Flugzeug nach Barcelona alleine? Und dann, am Abend, als wir aus waren?«
»Ja, okay, warst du.«
»Siehst du. Dann lass mich mal machen. Vertraue mir einfach. Ich weiß genau, wann Aiden auf den Plan tritt und wann es Tom ist.«
Sanft küsst er mich auf die Stirn. »Komm, Aiden geht mit dir an den Strand und Tom wird mit dir heimlich noch eine Runde quatschen und lachen. Ist das eine Idee?«
»Ja, das ist eine gute Idee. So machen wir das.«
Tom nimmt sein Handy vom Tisch und telefoniert mit seinen Bodyguards. Er gibt ihnen klare Anweisungen und erklärt ihnen auch, dass Any mitmüsse.
Kurz verschwindet er im Schlafzimmer, kommt in zerschlissenen Jeans wieder, T-Shirt, wieder einmal ein Hut und Sonnenbrille. Schade, jetzt sind seine Augen verdeckt, aber er sieht trotzdem einfach göttlich aus.
Und ja, es tut meiner Seele gut, mit diesem Traumtypen an den Strand in ein Café zu gehen. Auch wenn mein Herz laut schreit, warum sagst du Trampel eigentlich nein zu diesem Wahnsinns-Mann?
Zwischen uns hat sich eine gewisse Distanz breitgemacht. Obwohl wir jetzt mehr voneinander wissen als zuvor und dichter am wahren Kern unserer Wesen sind. Verwirrend. Ich fühle mich ihm innerlich näher und doch scheint er jetzt ungreifbar geworden zu sein.
»Mara, können wir?«
»Ja, Tom.«
Kurz darauf treffen wir sie alle in der Lobby. Zwei Männer - unauffällig in Jeans und T-Shirts - und Any - hinreißendes, bodenlanges Kleid und Flip-Flops.
Tom stellt sie mir vor: Jason, Will und Any.
Verschwörerisch lächelt mich Any an und meint, »Don’t worry, Mara. We’re going to rock the beach. And ... trust me, Dear.«
Ja, ja, ich vertraue ihr eh, aber das ist auch unwichtig, Tom ist ja nur ein Freund. Das flüstere ich ihr in meinem besten Englisch.
Mit zwei Fingern zieht sie ihre Sonnenbrille hoch und schaut mir in die Augen. »Just friends? Mara, he has never done this before!«
Himmel! Dann hat er das halt noch nie zuvor gemacht. Es gibt für fast alles ein erstes Mal. Hoppla, wovon reden wir eigentlich? Er ist noch nie auf einen Kaffee an den Strand gegangen? Ich frag Any, was sie eigentlich meint.
»Fallling in love. Head over heals«, flüstert sie.
Mein Herzschlag setzt aus.
Noch immer.
Gut, da ist er wieder. Mein Hirn auch.
Mit festem Blick schaue ich ihr in die Augen. »Any, we are just friends. For sure.«
Any lächelt vielsagend. Na meinetwegen. Sie darf ja denken, was sie möchte. Trotzdem kribbelt mein gesamter Körper auf eine sehr unanständige und nicht jugendfreie Art und Weise.
Das muss ich jetzt ausblenden.
Tue ich auch.
Im lockeren Gänsemarsch, wie eine Runde alter Freunde, zockeln wir an den Strand hinunter.
Anscheinend wurde für uns eine große Lounge-Garnitur im Sand reserviert. Ich muss zugeben, geschickt gemacht. Die Sonnensegel sind so aufgestellt worden, dass man kaum sehen kann, wer in den Sofas mit den hohen Lehnen sitzt.
Wie komme ich mir vor? Ich weiß es ehrlich
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