Ich will kein Autogramm (Ich will kein ...) (German Edition)
nicht. Einerseits könnte ich Tom die Kleider vom Leib reißen, andererseits weiß ich, dass das hier nicht mein Leben sein kann. Leider.
***
V or lauter Plaudern und Lachen hätte ich fast die Zeit übersehen! Es ist jetzt halb drei und ich muss dringend zum Flughafen. Bei diesem Gedanken fühle ich mich schwer. Und vorauseilend traurig.
Aber ich ziehe das jetzt durch. Ich habe ja gar keine Wahl. Auch wenn ich den Tom, den ich jetzt kenne, wirklich ungern einfach so hinter mir zurücklasse. Über alles Mögliche haben wir gesprochen. Noch einmal über seine verrückte Schulzeit, seine Anfänge im Schauspielgeschäft, meinen Job, meine völlig unaufgeregte Kindheit und Jugend. Auch über unsere besten Freunde haben wir uns gegenseitig ins Bild gesetzt. Nun fühlt es sich mehr als vertraut an. Und genau jetzt muss ich nach Hause fliegen. Das ist aber auch zu blöd.
Tom schaut auch nicht allzu glücklich aus. Er hat mir ja schon gesagt, dass er mich nicht zum Flughafen begleiten kann, obwohl er es gerne möchte. Und wie zur Bestätigung, wie wahnsinnig die Welt von Aiden ist, zeigt er mir zwei Paparazzi. Sie lungern vor uns am Strand herum und tun so, als ob sie irgendetwas fotografieren würden.
Ich zweifle nicht daran, dass dem nicht so ist. Natürlich machen sie Fotos von Aiden. Und es schockiert mich. Und neben uns kichern irgendwelche Girls in sich hinein. Also ist dieser ganze Zinnober hier berechtigt.
Diese Fotografen sind auch der Grund dafür, dass unsere Verabschiedung beinahe kühl ausfällt. Während Any mich herzlich an sich zieht und mir ein »See you« flüstert, steht Tom etwas hölzern neben mir. Dann nimmt auch er mich kurz in die Arme und drückt mir ein Küsschen rechts und eines links auf die Wange. Freundschaftlich eben.
»Du erinnerst dich Mara, wie Freundschaft für mich aussieht?«, fragt er mich.
»Ja, tue ich.«
»Baby, ich lasse dich ungern gehen. Aber hab einen guten Flug und bis bald!«
Meine Knie geben nach. Oder ist es der Sand, der nachgibt?
»Ja, danke Tom. Bis bald.«
»Warte, wie heißt du auf Facebook?«
»Tamara Dohm, wieso?«
»Gut, weil dir ein gewisser Sam Mot eine Freundschaftsanfrage schicken wird.«
Das muss kurz sickern. Dann lache ich laut auf.
»Lustig dein Pseudonym! Sehr gelungen Tom.«
»Ja, finde ich auch. Also, take care, Baby.«
In seinen Augen glitzert es kurz. Wie ein Gletscher, der in der Sonne funkelt. Auch ich habe Tränen in den Augen, doch ich muss los.
Tom schickt mir Will mit.
Und der gute Will packt im Hotel meinen Koffer und anschließend mich in eine Limousine. Dann chauffiert er mich zum Flughafen.
Ich kann mit ihm keinen Smalltalk führen. Sorry, Will. Meine Gefühle befinden sich auf einer Achterbahnfahrt. Doch mein Kopf weiß, dass es richtig war, was ich getan und gesagt habe. Wenn mein Herz nur nicht so laut jammern würde.
Kapitel 9
E igentlich verspüre ich so gar keine Lust, nach diesem langen Arbeitstag ins Tino’s zu gehen. Ich bin von all den Aufregungen gestern in Barcelona auch noch ziemlich fertig. Aber Tini und Sanni würden mich köpfen, sollte ich jetzt kneifen.
Demnach bleibt mir nichts anderes übrig, als im Stil von Missis Aufziehsoldat ins Lokal hineinzumarschieren. Wunderbar. Die beiden sitzen bereits an unserem Stammtisch und grinsen mir voller Erwartung entgegen. Eh klar. Habe ich ernsthaft etwas anderes erwartet?
»Mara, meine Principessa, endlich!« Sanni herzt und küsst mich wie immer: Wange links, Wange rechts, mitten auf den Mund.
Tini schließt sich ihm an. Ohne Mund natürlich.
»Hallo Mara! Ich habe schon gedacht, du kommst gar nicht mehr!«
»Tini, glaubst du, ich bin eine Selbstmörderin?«, frage ich sie.
»Nein, eh nicht. Weil wir beide nämlich sonst zu dir nach Hause gekommen wären. Da hast du recht, Mara. Also, schieß los.«
»Hallo, jetzt lasst mich einmal Luft holen. Ach, und ich hätte gerne ein Cola Zero, wenn’s geht, bitte.«
Sanni hüpft auf und holt es gleich selbst, obwohl er heute frei hat.
»Hier bitte, aber jetzt leg los, sonst muss dein geliebter Sanni vor lauter Neugierde sterben, Engelchen. Und das willst du doch nicht, oder?«
»Ja Mara, ich will auch ALLES über diesen Tom wissen! Und ich will auch wissen, was die Nachrichtensperre zu bedeuten hatte? Wolltest du mich informationstechnisch versauern lassen, oder was?«
Jetzt muss ich laut lachen. Ja, so sind sie, meine zwei besten Freunde. Sie bekennen sich offen zu schonungsloser Neugierde. Nichtsdestotrotz,
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