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Ich will keine Blaubeertorte, ich will nur raus

Ich will keine Blaubeertorte, ich will nur raus

Titel: Ich will keine Blaubeertorte, ich will nur raus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Heim
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Gewesenen – sie gibt sich. Anfang September lieben sich Ilse und ihr »Genji« im Örtchen Weggis am Vierwaldstättersee.

    Rom, den 10.

September 1941
    Meine liebe Ilse,

    es waren traumhafte Stunden, die wir zusammen verbrachten, sie werden mir unvergesslich bleiben. In der Stille des Vierwaldstättersees kehrte ich zurück, es ist gewiss das schönste Erlebnis, sich in einem anderen Mitmenschen zu finden. Ich danke Dir für alles Schöne, das Du mir bereitest. In Gedanken immer noch bei Dir, küsse ich Dich aufs Innigste, Dein Hirosi
    Ilse und Hiroshi in Weggis am Vierwaldstättersee

    Rom, den 23.

September 1941
    Liebe Ilse,

    Dein Brief, geschrieben beim Einkochen, hat mich diesmal schnell erreicht. Er bringt mich wieder in die heimelige Stube der Hardstrasse. Zu Weihnachten in Capri – es wäre wirklich schön. Ausgerechnet Capri geht aber leider nicht. Man gibt den Ausländern keine Bewilligung, dorthin zu fahren. Eine Ausnahme machen natürlich die deutschen Kampfgenossen. Aber es gibt auch andere Orte in Italien. Was aber hat die Sache mit Deinem Onkel zu tun? Deine Reisepläne machen mich immer heiter. Du hättest ein wirkliches Talent, eine Reisejournalistin zu werden!
    Es ist spät geworden: Ich sage Dir »Gute Nacht«. Der Mond, der im Balkon von Weggis hineinschien, erscheint noch nicht. Wann wird er mir wieder Deine Gedanken bringen?

    Herzlichst, Dein Hirosi

    Rom, den 15.

Oktober 1941
    Meine liebe Ilse –

    Ich will nun demnächst wieder einmal die Schweiz besuchen, und ich freue mich auf unser Wiedersehen. Ich weiß noch nicht, wo ich meinen Standort wählen soll. Von vielen Standpunkten der Berichterstattung aus ist Zürich weitaus vorzuziehen. Sobald ich das Visum habe, fahre ich.

    In lieben Gedanken, Dein Hirosi
    »Hirosi« Kitamura ist in Basel kein Unbekannter, umtriebig ist er und manchem auch ein Fragezeichen. Gleich nach seinem Studium beantragt er in Basel eine weitere Aufenthaltsbewilligung. Nach reiflicher Prüfung des Begehrs protokolliert Dr.

Häberli, Chef der Politischen Polizei:

    Sein Ausweis der betreffenden Zeitung dürfte eine Tarnung sein, da es wenig glaubhaft erscheint, dass die Vorgänge in der Nähe Basels für die Leser in Tokio von besonderem Interesse sind. In japanischen Kreisen bestand immer [nur] ein großes Interesse für unsere chemische Industrie. Nach den Akten wurde das Geld an Kitamura jeweils von Berlin aus angewiesen. Vom journalistisch-informatorischen Standpunkt aus kann ein Japaner seine Anwesenheit in Basel kaum begründen.
    Das Gesuch um Aufenthalt wird am 18.

Oktober 1939 abgewiesen. Kitamura nutzt seine Beziehungen. Am 19.

Oktober schreibt der Chefredakteur und Nationalrat Albert Oeri an die Fremdenpolizei:

    »Die Ablehnung wird wie folgt begründet: ›Überfremdung – die Anwesenheit des Gesuchstellers ist weder notwendig noch erwünscht‹. Diese Begründung erscheint mir schon darum merkwürdig, weil Herr Kitamura keinem Einheimischen das Brot wegnimmt, sondern nur Verdienst nach Basel bringt, sowohl durch seine Privatspesen als durch die sehr hohen Telegrammgebühren.
    Das Blatt, das ihn angestellt hat, Yomiuri Shimbun , ist kein unbedeutendes Organ. Es trachtet nach unparteiischer, europäischer Information und glaubt, durch Installierung eines Korrespondenten in der Schweiz solche am besten erhalten zu können. Ich sehe keinen Grund, weshalb dies als unerwünscht verunmöglicht werden soll.
    Wir haben angesichts unserer Exportlage durchaus keinen Anlass, Japan unartig zu behandeln. Eine Ablehnung nachSchema F wegen angeblicher Überfremdung ist nicht berechtigt.
    Mit vollkommener Hochachtung Dr. A. Oeri«
    Akte und Brief gehen nach Bern, und schon nach einer Woche hat das Eidgenössische Politische Departement von Bundesrat Giuseppe Motta die Angelegenheit Kitamura in der Vorlage. Am 7.

November schreibt der Chef der Abteilung für Auswärtiges nach Basel:

    Übrigens kann es, zumal in der jetzigen Zeit, unserem Land nützlich sein, dass die japanische Öffentlichkeit nicht erst aus zweiter oder dritter Hand über die Verhältnisse in der Schweiz Nachrichten erhält. Es dürfte sich im Landesinteresse wohl empfehlen, Herrn Kitamura die Möglichkeit zu einer geplanten journalistischen Tätigkeit wenigstens versuchsweise zu geben.
    Genehmigen Sie, Herr Chef, die Versicherung unserer vorzüglichsten Hochachtung
    Von da an kann Sonderkorrespondent Kitamura ohne weitere Komplikationen ein- und ausreisen. Seine

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