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Ich will keine Blaubeertorte, ich will nur raus

Ich will keine Blaubeertorte, ich will nur raus

Titel: Ich will keine Blaubeertorte, ich will nur raus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Heim
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mir bitte bald und viel Gutes, das Einzige, was mich noch interessiert und belebt. Wir sind hier alle sehr gedrückt, nur Nachricht von unseren Kindern macht uns Freude. Wie weit bist Du mit Deinem Examen?

    Herzhafte innige Küsse,
Deine Mutti

    Berlin, den 13.

September 1941
    Mein Geliebtes,

    heute empfing ich Deine liebe Karte vom 8., ich warte also weiter, ob Du Deinen Tag angenehm verlebtest und ob das Treffen stattgefunden hat. Ich freute mich über Deine Nachricht, dass Dein Pass abzuholen ist, und möchte wissen, wie er ausgestellt wurde. Auch über die zu erwartende Seife freue ich mich sehr und danke Dir herzlich.
    Wenn ich nur damit mein Leid und Kummer abwaschen könnte, dies ist noch nötiger als den Dreck, der mir und meiner Familie täglich neu auferlegt wird. Man ist wie vor den Kopf geschlagen; zu schämen braucht man sich dessen nicht, nur die Konsequenzen? Der trauernde Dr.

Fuchs meinte heute zu mir, nur seine Familie müsste sich schämen.
    Aus USA höre ich weder von Louise noch von Mrs.

Mills etwas. Dabei gehen noch immer von hier Sammeltransporte hin. Wie es jetzt ist, würde ich sogar allein sofort rausgehen, wenn man mir finanziell dazu verhelfen würde.
    Ich werde noch einmal an alle beide diesbezüglich schreiben oder, falls der Hilfsverein kabeln kann, dies tun. Wenn Kinder in den USA sind, so tun diese natürlich alle erdenklichen Schritte, um ihre Eltern hinzukriegen, aber die Cousinen werden sich meinetwegen kein Bein ausreißen, zumal eine ganze Menge Geld nötig ist. Und Onkel Willi rührt sich auch nicht vom Platz. Wirst Du zu ihm fahren? Ich hörte, dass auch im unbesetzten Gebiet neuerdings interniert wurde, hoffentlich nicht er. Bei Bendix bin ich vor acht Tagen Sonntagnachmittag gewesen, war niemand zu Hause, auch bei seinen Schwiegereltern, wo er wohnt, meldete sich keiner. Ich warf meine Karte durch, habe aber trotzdem nichts von ihm gehört.
    Puppchen, heute ist inzwischen Montag, der 15. geworden, wo ich den Brief beende. Übrigens sprach man von dem neuen Cotillen-Orden [der Gelbe Stern], für 10 Pfennig abzuholen in den jüdischen Verwaltungsstellen.
    Heute schreibt mir Grete Eisenberg eilig, dass ihre Wohnung beschlagnahmt ist, sie ist außer sich natürlich und weiß nicht, was sie anfangen soll, sie will zur jüdischen Gemeinde gehen, sich Rat zu holen. Schrecklich, aber ich sah das voraus. Aus arischen Häusern müssen alle raus, sie war dort noch die Einzige mit all ihren Untermietern.
    Ich wollte heute Vormittag zum Schneider in die Meinekestr. mit meinem Ulsterstoff, aber es ist ein Wetter zum Gotterbarmen, Stürme und Regen, Kälte und die Blätter fallen runter, grässlich.
    Ich habe noch keinen Schneider, der mir meinen 1a Ulster machen soll, nicht wegen des Arbeitslohns, wäre mir ganz schnuppe, nur hat keiner Zeit, und einer wollte mich nicht annehmen – er hatte Angst vor dem Orden respektive dass ich damit in sein nur arisches Haus hineingehe.
    Ja, mein Gutes, von solchen Geseires [Gerede, Geschwätz] weißt Du gottlob nichts, darum bleibe im Lande und nähre Dich redlich.
    Wenn ich nur schon meinen schönen Ulster haben werde, es macht ja doch keine Freude, sich anzuziehen, immer maskiert in allem. Z.

K.
    Adieu, mein Geliebtes, hoffentlich kriege ich morgen Post von Dir.

    Mit 1000 herzhaften, innigen Küssen,
Deine Mutti

    Mittwoch, den 17.

September 1941
    Meine geliebte Ille,

    In meinem bisherigen Leben hatte ich noch keinen Blasenkatarrh und Du so oft! Wie kommt das? Ich bitte Dich immer wieder, Dich um den Unterleib herum warm zu halten, ich habe so Angst vor Nierenentzündung. Du weißt doch, dass Blasen und Nieren sehr zusammen verknüpft sind, also nur nicht! Es ist gerade jetzt der Übergang so grässlich unangenehm, und ich zog mir heute zum ersten Mal auch wollene Hosen an, alle anderen meiner Bekannten tragen sie schon länger, Marta hatte sogar neulich, sagte sie, zwei Paar an und wird nicht einmal im Bett richtig warm. Aber so etwas kenne ich gar nicht, ich bin, toi, toi, toi, wunderbar abgehärtet, und meine Blutzirkulation scheint noch gut zu sein. Ich gehe doch nach wie vor splitternackt in die kalte tiefe Badestube und wasche mich von oben bis unten kalt.
    Mein Schlaf ist gottlob seit einiger Zeit besser. Aber ich glaube nicht, dass das Ohrensausen vollkommen aufhört, es wird wiederkommen, glaube ich.
    Ja, und zu den Feiertagen kannst Du mir nur zu dem Davidstern gratulieren, der morgen in meinen Besitz gelangt, erst

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