Ich will nur dein Glück: Roman (German Edition)
mittellose junge Frau ihre Reize bewusst eingesetzt, um dem wohlhabenden, wehrlosen Ryan den Kopf zu verdrehen. Kelly entging nicht, dass Ryan mehrfach mit seinem Anwalt herumdiskutierte, weil er mit dessen Taktik nicht einverstanden war, aber sie tat, als würde sie es nicht bemerken.
Sie musste hier lediglich ihre Aussage zu Protokoll geben, dann konnte sie gehen. Also bemühte sie sich, nicht mehr Kelly, die Rechtsanwaltsgehilfin zu sein, sondern Kelly, die Zeugin, und beantwortete die Fragen, die man ihr stellte, möglichst neutral. Schuld oder Unschuld, Ursache und Wirkung, all das war ihr einerlei. Es kam ihr fast so vor, als hätte man dieses ganze peinliche Theater nur inszeniert, um sie zu demütigen, doch sie weigerte sich, dem Druck nachzugeben. Das Resultat dieser Zusammenkunft hatte nichts mit ihr zu tun; eigentlich ging es hier doch nur darum, wie Ryans Vermögen aufgeteilt wurde.
Als das Ganze endlich vorbei war, war sie ein emotionales und nervliches Wrack. Benommen fuhr sie mit dem Aufzug nach unten und verabschiedete sich in der Lobby von ihrem Anwalt.
Sie wollte gerade den Weg zu dem Parkhaus einschlagen, in dem ihr Auto stand, da rief jemand ihren Namen. Es war Ryans Stimme.
Ihr Magen zog sich krampfhaft zusammen. Am liebsten wäre sie einfach weitergegangen, aber sie war noch nie ein Feigling gewesen. Sie war zwar nur hergekommen, weil man ihr eine persönliche Vorladung zugestellt hatte, aber jetzt erkannte sie, dass der heutige Tag den Abschied von diesem Lebensabschnitt markierte. Also drehte sie sich um und stand zum ersten Mal seit über einem Jahr Ryan Hayward gegenüber.
Kapitel 19
Kelly starrte den Mann an, den sie einmal geliebt hatte – oder zumindest hatte sie gedacht, sie würde ihn lieben. Ihr objektiver Blick ergab, dass er nach wie vor äußerst attraktiv war – ein Mann, nach dem sich die Frauen auf der Straße umdrehten. Und er hatte Charisma. Die grauen Schläfen waren neu, ließen ihn aber nur noch besser aussehen. Sie war mit diesem Mann intim gewesen, doch jetzt hatte sie das Gefühl, einem Fremden gegenüberzustehen.
»Es tut mir so leid, dass du das alles durchmachen musstest«, sagte Ryan und trat einen Schritt näher.
Kelly rührte sich nicht vom Fleck und hoffte, er würde ihre reservierte Körperhaltung richtig deuten und ihr nicht noch weiter auf die Pelle rücken. »Danke. Ich bin jetzt einfach froh, dass es vorbei ist.«
»Wie geht es dir?«, fragte er.
»Gut.« Sie warf einen ostentativen Blick auf ihre Armbanduhr. »Ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich muss los.«
»Warte. Bitte. Ich muss mit dir reden.«
Kelly legte die Stirn in Falten. »Ich wüsste nicht, worüber.«
»Dann hör mir einfach zu.« Er setzte sein bewährtes, charmantes Lächeln auf. »Du verstehst doch bestimmt, dass ich versuchen musste, meine Ehe zu retten, als mir Doreen eröffnet hat, dass sie schwanger ist. Aber diesmal ist es wirklich vorbei.«
Kelly wusste nicht, ob sie ihn bedauern oder beglückwünschen sollte, also schwieg sie.
»Du und ich, das war etwas ganz Besonderes«, fuhr er fort, in einem Tonfall, den sie früher sexy gefunden hatte. »Eines sollst du wissen, Kelly: Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben. Und nun, da Doreen und ich uns endgültig getrennt haben … « Er brach ab, als wäre damit alles gesagt.
Kelly schüttelte den Kopf. »Du wolltest zu deiner Frau zurück«, erinnerte sie ihn. »Und seit du dich vor über einem Jahr für sie entschieden hast, haben wir uns kein einziges Mal gesehen und nur einmal miteinander telefoniert.«
Er streckte den Arm aus und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Es war ein langes, trauriges Jahr.« Er bedachte sie mit einem flehentlichen Blick aus seinen dunkelbraunen Augen, als wollte er sie beschwören, ihm zu glauben.
Es hatte eine Zeit gegeben, da wäre sie in die Falle getappt, aber sie war nicht mehr dieselbe wie damals, als sie sich kennengelernt hatten, und inzwischen hatte er für sie jeglichen Reiz verloren. Außerdem hatte sie aus der Geschichte gelernt – selbst wenn sie sich noch zu ihm hingezogen gefühlt hätte, so hoffte sie doch, sie hätte die Kraft aufgebracht, ihm zu widerstehen.
So, wie sie es nun tun würde.
Sie nahm seine Hand von ihrer Schulter. »Du hast dich damals entschieden, und zwar nicht für mich. Es tut mir leid für dich, dass es nicht geklappt hat, aber ich bin nicht mehr interessiert.«
Und es stimmte. Sie hatte sich weiterentwickelt, war in eine neue Stadt gezogen
Weitere Kostenlose Bücher