Ich will nur dein Glück: Roman (German Edition)
musste. Ryan war ein paar Jahre älter als sie und äußerst gut aussehend, und er hatte sie mit Komplimenten und Aufmerksamkeiten förmlich überschüttet und betont, es sei völlig nebensächlich, dass man sie dafür bezahlt hatte, ihn zu begleiten.
»Aber du bist nicht gleich mit ihm ins Bett gegangen?«
»Nein. Es war mir einfach unangenehm, dass wir uns über den Escortservice kennengelernt hatten. Ihn hat das allerdings nicht abgehalten. Er war echt hartnäckig, hat mich immer wieder angerufen und mir Blumen gebracht, und … « Sie zuckte die Achseln. »Tja, was soll ich sagen?«
Annie grinste. »Ich kann mich nur wiederholen: Du bist eben auch nur ein Mensch. Und jetzt erzähl mir mehr von seiner zweiten Trennung.«
»Du willst es ja ganz genau wissen.« Kelly seufzte. »Also, beim zweiten Anlauf wurde die Scheidung ziemlich unschön. Das Letzte, was ich von Ryan gehört habe, war, dass ihm seine Frau drohte, sie würde damit an die Öffentlichkeit gehen, dass er auf die Dienste eines Escortservice zurückgegriffen hat, während er noch verheiratet war.«
»Aber die beiden waren doch getrennt.«
»Schon, aber das ist den Leuten in dem Unternehmen, für das er arbeitet, egal. Falls es herauskommt und der Ruf der Firma Schaden leidet, sitzt er erst richtig in der Tinte. Und wenn ich auch noch in den Skandal verwickelt werde … « Kelly schauderte und verschränkte die Arme. »Kannst du dir vorstellen, was Tess von mir denken würde, wenn ihr das zu Ohren kommt? Noch dazu, wo ich ihr immerzu predige, wie wichtig gutes Benehmen ist? Meine Glaubwürdigkeit wäre auf einen Schlag dahin. Sie würde mich eine Heuchlerin nennen und sich in Grund und Boden schämen, falls die Kinder an ihrer Schule davon hören. Du hast ja keine Ahnung, wie sie drauf war, ehe Ethan sie bei sich aufgenommen hat.«
»Doch ich weiß es, Nash hat es mir erzählt.« Annie legte Kelly eine Hand auf den Arm. »Aber das klingt, als hätte dieser Ryan ebenfalls eine Menge zu verlieren. Ich nehme mal an, er wird alles in seiner Macht Stehende tun, um dafür zu sorgen, dass seine Frau keinen Skandal verursacht.«
Das konnte Kelly nur hoffen. »Möchte man meinen, ja. Aber nach dem zu urteilen, was ich vorhin erfahren habe … «
»Was hast du denn erfahren?«
Kelly schluckte. »Trisha hat mir erzählt, gestern hätte im Cuppa Café jemand Erkundigungen über mich eingezogen.«
Annie winkte ab. »Das Cuppa Café ist eben ein Tummelplatz für die Tratschtanten der Stadt. Wer war denn dieser Jemand?«
»Wenn ich das wüsste!« Kelly rang frustriert die Hände. »Trisha hatte auch keine Ahnung, und sie kennt nun wirklich jeden in der Stadt. Sie hat nur gesagt, dass er von ihr nichts erfahren hat und sie ihn vor die Tür gesetzt hat.«
»Hast du irgendwelche Vermutungen?«, fragte Annie.
Kelly runzelte die Stirn. »Ryan war es sicher nicht, der wäre gleich zu mir gekommen.«
»Vielleicht seine liebende Gattin?«, fragte Annie sarkastisch.
»Sie heißt Doreen«, sagte Kelly. »Und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass sie jemanden geschickt hat, der auskundschaften soll, was ich jetzt so treibe.«
Annie wirkte verwirrt. »Nenn mich naiv, aber ich verstehe nicht, inwiefern das etwas mit ihrer Scheidung zu tun hat.«
»Das liegt daran, dass ihr euch in aller Freundschaft getrennt habt. Aber die liebende Gattin, wie du sie genannt hast, ist eine richtige Drama-Queen. Und ich glaube, wenn sie eine Gelegenheit findet, Ryans Beziehung mit mir noch zwielichtiger erscheinen zu lassen, als sie es ohnehin schon war, dann wird sie es tun, um möglichst viel Geld aus ihm herauszuquetschen.«
»Ist sie wirklich so ein Miststück?«, rief Annie.
»Ich fürchte ja. Jedenfalls traue ich es ihr zu.«
»Aber was um alles in der Welt könnte sie hier zu finden hoffen?«, überlegte Annie halblaut.
Wieder spürte Kelly, wie sich ihr Magen krampfhaft zusammenzog. »Naja, zum Beispiel, dass die ehemalige Begleitservice-Dame, mit der sich ihr Ex-Mann in spe vergnügt hat, ihre kleine Schwester bei deren steinreichem Halbbruder untergebracht hat und mittlerweile selbst in dessen Villa wohnt.« Kelly stöhnte. »Klingt für mich nach einer ziemlich skandalösen Story. Und mein schlechter Ruf wird natürlich auch auf Ryan abfärben.«
»Es gibt keinen Menschen in dieser Stadt, der eine derart negative Meinung von dir hat. Schon gar nicht Ethan oder Nash.«
Kelly sprang auf und hätte dabei fast den kleinen Beistelltisch umgestoßen. »Gott bewahre!
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