Ich will nur dein Glück: Roman (German Edition)
Die beiden dürfen auf keinen Fall davon erfahren!«
Annie erhob sich ebenfalls. »Beruhige dich doch. Ich werde es ihnen auf gar keinen Fall sagen. Aber lass uns bitte darüber reden, ja?«
Kelly nickte. »Okay. Entschuldige. Es ist einfach so demütigend, und ich will nicht, dass Tess für meine Fehler büßen muss. Oder dass die Barron-Brüder womöglich meine Eignung als Erziehungsberechtigte für Tess anzweifeln.« Zu ihrer Schande versagte ihr bei diesen Worten plötzlich die Stimme, denn das war ihre allergrößte Angst, die sie bislang noch nie jemandem eingestanden hatte – nicht einmal sich selbst.
»Ach, Unsinn, Kelly! Weißt du etwa nicht über Ethans Vergangenheit Bescheid?«
»Doch.«
»Dann muss dir doch klar sein, dass es ihm völlig fernliegt, andere Menschen zu verurteilen.«
»Schon möglich, aber denk mal daran, wie hartnäckig sich Nash weigert, Ethan zu verzeihen. Er will ja noch nicht einmal hören, warum Ethan damals einfach abgehauen ist. Er wird sich zweifellos ein Urteil über mich bilden.« Und zwar kein positives.
Genau deshalb hatte Kelly ja auch beschlossen, ihm diesen Teil ihrer Vergangenheit zu verschweigen. Sie selbst hätte ihn am liebsten ebenfalls einfach verdrängt oder vergessen, obwohl er im Grunde so schlimm gar nicht war.
»Puh.« Annie nickte. »Ich verstehe, was du meinst, aber Nashs Gefühle in Bezug auf Ethan rühren daher, dass er damals der Leidtragende war. Aber in diesem Fall ist er ja nicht betroffen. Ich bin sicher, er hätte Verständnis, wenn du ihm alles erzählst.«
»Verständnis? So wie er Verständnis dafür hat, dass du deine Unabhängigkeit brauchst?«
»Zugegeben, was das angeht, hört er nur, was er hören will … « Annie verstummte. »Ich finde trotzdem, du solltest ihn einweihen.«
»Nur, wenn es unbedingt sein muss. Vielleicht gelingt es Ryan ja, seine Ex mit einem saftigen Sümmchen zum Schweigen zu bringen, und dann kommt das alles nie raus. Es kann aber auch sein, dass ich eine Vorladung erhalte und vor Gericht unter Eid aussagen muss, oder dass die Geschichte sonst irgendwie ans Licht kommt. Dann werde ich es ihm sagen.«
Annie schürzte die Lippen. »Mir gefällt das alles nicht.«
»Aber du wirst es doch für dich behalten?«, flehte Kelly. Sie hätte alles dafür gegeben, nicht ihren Stolz und ihre Würde zu verlieren.
»Selbstverständlich«, gelobte Annie. »Und du willst einfach nur abwarten, was passiert?«
»Oh, nein, ich werde Ryan anrufen und versuchen, herauszufinden, was das alles soll.« Die Vorstellung, ihn nach all der Zeit zu kontaktieren, behagte ihr gar nicht, aber sie würde nicht tatenlos herumsitzen wie ein hypnotisiertes Kaninchen vor der Schlange. Jetzt war proaktives Handeln gefragt.
»Das freut mich zu hören. Eines würde mich allerdings noch interessieren … Es hat dich aus der Ruhe gebracht, dass jemand in der Stadt ist, der allerlei Fragen stellt, was ich nur verständlich finde. Du machst dir Sorgen, dass deine neue Familie Details über deine Vergangenheit erfährt. Auch klar. Aber ich frage mich, wie es nun mit dir und Nash weitergeht.«
Willkommen im Klub, dachte Kelly.
»Du sagst, du hättest dich, was das Thema Beziehungen angeht, zu ein paar Dummheiten hinreißen lassen«, fuhr Annie fort, als müsste Kelly daran erinnert werden. »Aber ihr beide habt bereits … Na, du weißt schon. Also, wie sehen deine Pläne in Bezug auf Nash aus?«
Kelly zuckte die Achseln und seufzte: »Keine Ahnung!« Es war schon fast Mittag, und er hatte noch nichts von sich hören lassen.
Zugegeben, sie war etwas verwirrt, aber eines wusste sie: Sie waren wie für einander gemacht, und die vergangene Nacht hatte ihr gesamtes Weltbild ins Wanken gebracht. Ein kleines Signal, dass es ihm ähnlich ging, zum Beispiel in der Form eines Anrufs, hätte ihr definitiv gutgetan. Sie biss sich auf die Innenseite der Wange, fest entschlossen, ihre armselige Bedürftigkeit vor Annie nicht zuzugeben. Sie würde niemals wie ihre Mutter werden, die ständig mit einer Flasche in der Hand aller Welt vorgejammert hatte, wie sehr sie den Mann, den sie gerade am Start hatte, brauchte.
»Erzähl mir von deinem Date am Samstag!«, sagte Kelly zu Annie, um das Thema zu wechseln.
Ein bedächtiges Lächeln huschte über Annies Gesicht. »Ich bin so aufgeregt!«
»Wo geht ihr hin?«
Annie zuckte die Achseln. »Das wollte er mir nicht verraten. Er meinte, das wird eine Überraschung.«
Kelly grinste. »Klingt aufregend.«
»Ist es
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