Ich will nur dein Glück: Roman (German Edition)
etwas kahl wirkende Wohnzimmer. »Ich hatte noch keine Zeit, die Kisten mit den Accessoires auszupacken oder mir die fehlenden Kleinigkeiten zuzulegen.«
Annie lachte. »Mach dir meinetwegen mal keine Sorgen. Wenn ich mal unerwarteten Besuch bekomme, türmt sich in der Spüle garantiert das schmutzige Geschirr. Was haben wir heute, Donnerstag? Ich habe total den Überblick verloren, seit Dad im Krankenhaus ist. Wenn Faith und Ethan am Sonntag zurückkommen, wirst du genügend Zeit haben, um dich einzurichten.«
Kelly nickte und strich mit der Hand über den Tisch, der früher im Wohnzimmer ihrer Mutter gestanden hatte. Bis auf ein paar Lieblingsstücke hatte sie sich, nachdem ihre Mutter untergetaucht war, von den meisten ihrer Einrichtungsgegenstände trennen müssen – das Einlagern von Möbeln war einfach viel zu teuer. Sie nahm es ihrer Mutter übel, dass sie sie auch noch vor diese schwierige Entscheidung gestellt hatte.
Annie sah sich interessiert um. »Also, mir gefällt deine Wohnung. Ich finde sie auch jetzt schon gemütlich.«
»Danke. Mir ging es genauso, als ich sie das erste Mal gesehen habe. Und das Timing war perfekt – Faith wollte ausziehen, nachdem klar war, dass sie Ethan heiraten würde, und ich habe eine Unterkunft gesucht.«
Annie ließ sich auf dem Sofa nieder und streckte seitlich am Couchtisch vorbei die Beine aus. »Tja, hin und wieder können wir alle ein bisschen Glück vertragen.«
»Du sagst es.«
»So, und jetzt erzähl mal, was dich vorhin so auf die Palme gebracht hat.« Annie hob neugierig eine Augenbraue. »Du hast mich vor Trishas Café ja praktisch über den Haufen gerannt.«
Kelly ließ sich auf das Sofa fallen und zog die Beine an. Sie hatte sich eine Freundin in Serendipity gewünscht, und jetzt hatte sie eine. Aber Freundinnen vertrauten einander Geheimnisse an, und von denen gab es bei Kelly so einige. Die Frage war nur: War sie wirklich schon bereit, mit jemandem darüber zu reden?
Sie betrachtete die zierliche Annie, die ihr gleich am Anfang eröffnet hatte, dass sie an Multipler Sklerose litt, was eindeutig davon zeugte, dass sie ihr vertraute. Und Kelly brauchte dringend jemanden, mit dem sie sich unterhalten konnte, sowohl über Nash als auch über ihre Vergangenheit. Sie musste sich ihre Ängste und Sorgen von der Seele reden, sonst drehte sie noch durch. Und dann würde Tess merken, dass etwas nicht in Ordnung war, und Kellys Bemühungen, hier ein neues Leben anzufangen, wären zunichtegemacht.
»Ich werde dich nicht verurteilen«, versicherte ihr Annie.
»Ich weiß. Es ist nur … Du hast doch selbst so viel um die Ohren – dein Vater, deine Krankheit … «
»Meine Krankheit ist ein Teil von mir, die brauchst du also gar nicht erst zu erwähnen. Und ansonsten kann ich ganz gut ein bisschen Ablenkung vertragen – bei all den Geräten, an die mein Vater in der Klinik angeschlossen ist, muss ich sonst ständig daran denken, was alles schieflaufen könnte.«
Kelly biss sich auf die Unterlippe. »Und wenn es unter anderem um Nash geht?« Es gehörte schließlich nicht gerade zum guten Ton, mit dem Ex der besten Freundin ins Bett zu hüpfen.
»Solange du vorhast, ihn auf andere Gedanken zu bringen und ihn davon abzuhalten, dass er ständig die Nase in meine Privatangelegenheiten steckt, ist mir alles recht.« Annie lachte. »Mal ehrlich, es stört mich nicht, wenn du etwas mit Nash anfängst. Und wenn du mir von deinem Liebesleben erzählst, erzähle ich dir von meinem.« Sie musterte Kelly, als würde sie darauf warten, dass diese den Anfang machte.
»Okay.« Kelly beschloss, sie beim Wort zu nehmen. »Ich habe gestern Abend mit Nash geschlafen«, gestand sie und hielt die Luft an, gespannt auf Annies Reaktion.
Annie riss die Augen auf, doch dann nickte sie bedächtig, und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Ich kann nicht behaupten, dass ich sonderlich überrascht bin«, sagte sie schließlich. »Ich habe noch nie einen Mann so schnell hinter einer Frau herlaufen sehen als ihn neulich, nachdem du Joe’s Bar verlassen hattest. Ihm liegt viel an dir«, stellte sie im Brustton der Überzeugung fest.
Bei der Vorstellung machte Kellys Herz vor Freude einen Sprung.
»Aber das ist noch nicht alles, oder? Du warst so von der Rolle vorhin, das kann nicht nur mit Nash zu tun haben. Zumal du förmlich strahlst, wenn du von ihm redest.«
Kelly legte den Kopf in den Nacken und starrte an die Decke, die sie farbig anzustreichen gedachte. »Du hast recht,
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