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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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wischte kurz über die Theke. Dann machte sie noch die Kasse fertig und manchmal half sie mir sogar, wenn sie Lust hatte, den Boden aufzuwischen. Mit meinen dreizehn Jahren war ich da schon ganz schön im Streß. So gegen fünf Uhr kamen dann die ersten Leute zu ihrem Fußballtraining, und wenn diese mit ihrem Training fertig waren, kamen sie fast alle zu einem kurzen Getränk in die Gaststätte. So gegen sieben Uhr war meistens etwas los, und ich mußte die Gäste bedienen, und da mir Mutti gezeigt hatte, wie man ein Käsebrot, Lachsbrot und noch ein paar andere Sachen herrichtet, durfte ich das auch noch zwischendrin machen. Zum Glück aßen die Leute nicht so viel, da es meistens Junge waren, die hereinkamen, und die hatten nicht so viel Geld. Mutti kassierte immer ab und unterhielt sich mit den Gästen. Meine Brüder Ralf und Uwe wuschen das Geschirr ab und wenn sie keine Arbeit mehr hatten, gingen sie meistens raus und spielten ein wenig Fußball.
    Um halb acht ging ich dann mit meinen Geschwistern. Zu Hause machte ich schnell etwas zu Essen und brachte dann Daniela und Uwe zu Bett. Ich war meistens hundemüde, und wenn noch ein Film im Fernsehen gelaufen ist, der wirklich gut war, und ich die Erlaubnis von Mutti hatte, schauten Ralf und ich noch ein wenig Fernsehen. Pappa war immer seltener zu Hause, da er öfters in die Pfalz fahren mußte, um dort Räume auszustatten, also er war praktisch die ganze Woche auf Montage. Wenn der Film zu Ende war, gingen wir zu Bett. Wir brauchten nie lange um einzuschlafen, da wir ja genug gearbeitet hatten und der Weg, den wir jeden Tag gelaufen sind, uns schon genug zu schaffen gemacht hat. Manchmal mußten wir sogar noch etwas zu Hause aufräumen, weil wir am frühen Nachmittag nicht dazu gekommen waren. Am Wochenende war es immer ganz extrem, da auf den Fußballplätzen Spiele ausgeführt wurden, und eine ganze Menge Zuschauer da waren. Es kamen um zehn Uhr morgens schon die ersten Gäste, meistens standen sie sogar schon vor der Tür, bevor wir überhaupt das Lokal geöffnet hatten.
    Wenn dann Spielpausen waren, war die Kneipe ziemlich voll, und die Leute aßen immer die ganzen Bockwürste auf, die wir extra bestellt hatten, damit die Leute sich zwischendurch was für ihren Magen leisten konnten, was auch die meisten taten ohne mit der Wimper zu zucken. Das war dann immer der größte Streß zwischen den Spielzeiten oder in den Pausen. Da kamen die Leute in die Kneipe gestürmt, standen alle vor dem Tresen und wollten etwas haben. Manchmal blickte ich da nicht mehr durch, es war einfach zu viel. Manchmal standen mir vor lauter Hin und Her die Haare zu Berge und ich hätte am liebsten alles hingeschmissen und wäre davongelaufen.
    Zum Ausruhen kam man fast den ganzen Tag nicht und wenn man sich mal fünf Minuten hinsetzte, fauchte einen Mutti gleich an. Ralf und Uwe spülten dann immer das Kaffee-geschirr ab, das wir brauchten. Essengeschirr gab es dann nur ganz selten, da die Leute in den Pausen nichts groß zum Essen bestellten, da sie ja wieder so schnell wie möglich auf den Fußballplatz wollten und ihnen das Warten auf das Essen zu lange dauerte. Wir verkauften meistens nur die heißen Bockwürste, denn die standen ja sowieso auf dem Ofen und wurden auf Papptellerchen ausgegeben. Das ging am schnellsten wenn einer Hunger hatte. Nach den Fußballspielen war die Kneipe auch wieder gerammelt voll, und mir taten sowieso die Beine schon weh, aber ich mußte trotzdem noch die Gäste bedienen. Gegen Abend durften Ralf und Uwe und ich mit Körben um den Fußballplatz laufen und die Flaschen einsammeln, da ja auf jeder Flasche Pfand war, das wir bezahlen mußten, wenn die Flaschen fehlten. Also wir mußten es nicht bezahlen, Mutti mußte es bezahlen an die Brauerei.
    Dann am Abend gingen wir nach Hause. Jetzt durften wir noch den ganzen langen Scheißweg nach Hause laufen und das waren immerhin auch fast vier Kilometer. Die Knochen taten uns sowieso schon weh, aber nach Hause mußten wir ja wohl oder übel. Zu Hause machten wir gar nicht lange mehr rum, wir gingen meistens gleich ins Bett. Manchmal war Pappa des Abends da, aber meistens war er dann besoffen und motzte mich an, weil die Wohnung nicht richtig sauber sei. Wenn er noch nicht zu Hause war, war ich regelrecht froh darüber, denn dann brauchte ich mich nicht nach der harten Arbeit auch noch von einem stinkbesoffenen Vater anmotzen zu lassen. Das war immer unser Wochenende und mir hat das Wochenende mehr gestunken als

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