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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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abholen. Ich holte ihn nicht ab, obwohl ich in der Versuchung war. Aber dann dachte ich mir, er soll da bleiben, wo er jetzt ist, da gings ihm bestimmt besser als bei uns, denn schlechter konnte es ihm ja nicht gehen. Also ließ ich ihn ganz einfach dort. Für mich war es zwar ein großer Verlust, denn ich hatte Tiere sehr gern und ich hatte etwas dagegen, wenn man Tiere so behandelt, wie Pappa sie behandelt hatte.
    Wenn Pappa doch bloß nicht immer so besoffen gewesen wäre und nicht so streitsüchtig. Und Mutti mußte sich auch immer auf einen Streit einlassen, sie ging ihm nie aus dem Weg, sondern mußte immer Kontra geben, wenn Pappa etwas sagte.
    So gingen also die Streitereien weiter, und wir bekamen das alles mit. Wenn man Mutti dann darauf ansprach, schimpfte sie zwar über Pappa, und meinte, daß ich meine Nase lieber in meine Angelegenheiten stecken soll, aber was konnte ich schon ausrichten, damit meine Eltern sich nicht immer stritten.
    Am besten war halt, man mischte sich da gar nicht ein und kassierte ab und zu mal eine Tracht Prügel wegen irgendeiner Kleinigkeit, bei der man vielleicht nicht einmal was dafür konnte.
    Mutti gab die Arbeitsstelle nun auf, die sie hatte, das hatte auch einen besonderen Grund, denn sie wollte sich selbständig machen, so wie sie es nannte. Sie hatte eine Wirtschaft gefunden, die sie gepachtet hatte. Es war ein Vereinsheim, also nur ein kleines Lokal an einem Fußballplatz und der Verpächter war der Vorstand des Fußballvereins. Das VFB-Heim, wie man es nannte, war zwar nicht groß, aber immerhin hatte es fast fünfzig Sitzplätze und auch noch ein paar Stehplätze an der Theke. Die Kneipe lag ungefähr vier Kilometer von unserer Wohnung entfernt, und da ja nur Pappa den Führerschein hatte und das Auto, gab es da schon ein paar Schwierigkeiten. Ich war richtig begeistert, als ich das VFB-Heim das erstemal sah. Es war eine kleine Küche dabei und ein Vorratsraum. Die Einrichtung war schon komplett, und das einzigste, was wir noch mitbringen mußten, waren die Getränke und die Lebensmittel. Neben der Theke stand ein großer Ölofen, der die ganze Wirtschaft heizte. In einer Ecke stand ein Fernseher, damit die Fußballfans ihre Sportschau sehen konnten. An den Wänden hingen unzählige Wimpel und auf den Regalen stand eine ganze Reihe Fußballpokale.
    Vorhänge und fast alles andere waren schon vorhanden, bis auf ein paar Kleinigkeiten wie Gewürzmenagen und so ein Krimskram, was in jeder Gaststätte vorhanden ist. Naja, das war alles recht und gut, nur daß das Geschäft angeblich nicht viel Gewinn im Winter abwerfen sollte, weil da ja keine Fußballspiele waren, glaubte Mutti natürlich nicht. Sie dachte, sie hätte da die reinste Goldgrube gefunden, und blieb auch fest bei ihrem Glauben, obwohl Pappa es ihr ausreden wollte. Die Öffnungszeiten waren nicht übel, von Montag bis Freitag war von sechzehn Uhr bis zwölf Uhr nachts geöffnet, und Samstag, Sonntag von zehn Uhr morgens bis zwölf Uhr nachts. Das war natürlich einwandfrei, wenn man das von den Zeiten so betrachtete. Mutti nahm das Ding kurzerhand in Betrieb. Die Pacht war nicht sehr hoch, um die vierhundert Mark, aber die mußten ja auch erst mal verdient sein.
    Nach der Schule ging ich immer gleich nach Hause und aß dort schnell zu Mittag. Da Mutti ja jetzt wieder morgens zu Hause war, machte sie immer das Mittagessen. Und räumte ab und zu auch ein bißchen in der Wohnung auf. Nachmittags nahmen wir unsere Schulbücher vor und machten schnell unsere Hausaufgaben. Wenn mir dann noch Zeit blieb, wusch ich das Geschirr ab und räumte noch in der Wohnung auf. Um fünfzehn Uhr machten wir uns dann alle fertig, um ins VFB-Heim zu gehen, da wir dort helfen mußten. Jeder bekam von Mutti noch eine große Einkaufstasche in die Hand gedrückt, da wir unterwegs immer die Sachen einkauften, die wir für das Geschäft brauchten. Wenn wir dann loszogen waren wir immer zu fünft. Meistens, wenn wir dann fertig waren mit Einkaufen, waren ich und Ralf bepackt wie Maulesel, da Mutti selber fast nichts trug außer ihrer Handtasche. Die Taschen waren immer so schwer, und da der Weg bis ins VFB-Heim für uns ewig lang war, waren wir meistens froh, wenn wir endlich im VFB-Heim angelangt waren.
    Dann mußten wir die Küche dort saubermachen und die Theke mit Getränken auffüllen, die Aschenbecher abwaschen, die Tische abputzen und vor dem Haus kehren. Mutti spülte meistens die Gläser, die vom gestrigen Abend übrig waren, und

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