Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
Vom Netzwerk:
essen, wenn ihr eure Arbeit gemacht habt.
    Jetzt werde ich andere Saiten aufziehen. Wenn ihr nicht pariert, bekommt ihr mehr Schläge als was zu fressen.« Als wir dann die Wohnung sauber gemacht hatten, mußten wir mit ins VFB-Heim, so wie immer. Dort oben schufteten wir auch noch wie die Idioten und dann durften wir nach Hause laufen. Zu essen sollten wir uns etwas machen, und dann gleich ins Bett, das Fernsehen war für uns ja sowieso gestrichen. Ich ging ins Bad und schaute im Spiegel meinen Arsch an, da wir alle drei nicht richtig hinsitzen konnten ohne daß es weh tat. Als ich meinen Hintern im Spiegel sah, bekam ich fast einen Herzinfarkt. Quer über meinem Arsch verliefen blaue Striemen, und die Striemen waren alle angeschwollen. Wenn sie noch ein paarmal zugeschlagen hätte, dann tat man bestimmt keine weiße Stelle mehr an meinem Hintern finden, sondern dann wäre alles gleichmäßig violett.
    Danach ging ich sofort ins Bett und unterhielt mich mit Ralf noch ein wenig. Ralf sagte zwar nicht viel über Mutti, aber ich wußte genau, daß er genauso dachte wie ich, nämlich, daß man Mutti mit der Reitgerte auch mal eine überziehen sollte. Wir lagen noch eine ganze Weile wach, denn unsere Arsche taten immer noch weh, aber irgendwann mußten wir dann doch eingeschlafen sein.
    Wir bekamen noch öfters mit der Reitgerte und wir hatten dann jedesmal Striemen am Arsch, als wenn wir tätowiert wären.
    Uwe bekam einmal sogar mit der Reitgerte Schläge auf die Hände, weil er Muttis Unterschrift auf einem Diktat gefälscht hatte, das er von Mutti hätte unterschreiben lassen sollen, und da es so eine beschissene Note war, hat er halt ihre Unterschrift einfach nachgemacht. Wenn er ihr die Arbeit zum Unterschreiben hingelegt hätte, hätte er, glaube ich, auch eine Tracht Prügel bekommen, so dachte er sich halt, er könne die Prügel einfach umgehen. Aber die Lehrerin erkannte sofort, daß es nicht Muttis Unterschrift war und rief Mutti an, um es mitzuteilen. Uwe hatte ganz geschwollene Hände und konnte eine ganze Woche nicht zur Schule gehen. Mutti schien das gar nichts auszumachen, denn sie hatte nicht einmal Mitleid mit Uwe, als er das Besteck nicht in der Hand halten konnte.
    Wir hatten nun Betriebsferien oben im VFB-Heim, da die Fußballsaison zu Ende war und das Geschäft total beschissen lief. Mutti war nun den ganzen Tag zu Hause und machte so gut wie gar nichts, außer das Mittagessen kochen und die Wäsche waschen. Den Rest der ganzen Arbeit durften wir wieder machen. Am Wochenende kam dann Pappa nach Hause, aber es war Freitagabend und er war ziemlich angesoffen, was ja schon fast normal war. Wir mußten dann zu Bett gehen, und ich hörte Mutti und Pappa durch die geschlossenen Türen streiten. Es muß ein ganz gewaltiger Streit gewesen sein, denn ich hörte sogar, wie Glas zerschellte.
    Am Samstagmorgen schien dann alles wie normal zu sein.
    Pappa frühstückte mit aller Gemütsruhe, als wenn gar nichts passiert wäre. Dann fragte Pappa auf einmal mich: »Willst du heute mitgehen zum Frühschoppen?« »Oh, ja gerne, aber ich muß mir erst etwas anderes anziehen.«
     
    »Also dann mach dich fertig, in einer halben Stunde fahren wir los.«
    Mutti sah mich so richtig giftig an und ich konnte mir denken, daß sie etwas dagegen hatte. Ich stand auf, ging in mein Zimmer und zog mir meine Sonntagskleider an.
    Nach einer halben Stunde fuhren Pappa und ich dann wirklich zum Frühschoppen. Wir fuhren in irgendeine Kneipe, die ich nicht kannte, aber Pappa schien dort drinnen ziemlich gut bekannt zu sein, denn fast jeder grüßte ihn und nannte ihn beim Vornamen. Ich saß neben Pappa und trank gemütlich mein Spezi, und Pappa trank sein Bier. Dann fing Pappa an mit so ein paar anderen Typen Karten zu spielen, und da sie um Bier spielten und Pappa am laufenden Band gewann, trank er auch eine ganz beachtliche Menge Bier. Auf einmal fingen zwei an unserem Tisch an zu streiten. Pappa stand auf und ging zu den beiden, die am Streiten waren, und sagte: »Mann, hört doch auf zu streiten, das hat doch gar keinen Wert. Wir sitzen hier alle gemütlich am Frühschoppen und da braucht ihr zwei ihn mit eurer Streiterei doch nicht gleich zu verderben.« Die zwei hörten auf zu streiten und Pappa setzte sich auch wieder an seinen Platz und spielte weiter Karten. Kurz darauf fingen die zwei wieder an sich in die Haare zu kriegen und diesmal ganz gewaltig. Die zwei wollten sich sogar schlagen, wegen was wußte anscheinend

Weitere Kostenlose Bücher