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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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die Werktage. Denn wenn andere Familien am Wochenende ins Grüne fahren oder sonst irgendwohin, durften wir arbeiten und uns die Füße wundlaufen. Taschengeld bekamen wir auch keins, höchstens ab und zu mal ein Eis an der Eisdiele, die auf dem Weg war zu dem VFB-Heim. Wenn man mal motzte bei der Arbeit, gab es gleich eine Tracht Prügel, die sich gewaschen hatte, und jedesmal bekam man denselben Dreck dabei zu hören, ob es von Mutti oder von Pappa war: »Solange ihr eure Füße unter meinem Tisch streckt und das freßt, was ich bezahle, habt ihr das zu machen, was ich sage, und wenn das einem nicht paßt, kriegt er mehr Schläge als was zu fressen, ich werd euch schon an der Kandare haben.«
    Ob wir wollten oder nicht, wir mußten schaffen bis zum Umfallen, und wenn einer sich weigern sollte, wußte er ja, was ihm dann blüht, und darauf wollte es keiner ankommen lassen.
    So schufteten wir halt immer das, was wir aufgetragen bekamen, aber keinen Handstreich mehr. Das gab natürlich gleich wieder ein ganz gewaltiges Donnerwetter.
    Da Mutti das mitbekam, daß wir nur das machten, was sie uns sagte, und das andere liegenblieb, gab sie uns einfach nichts zu essen, bis wir alles saubergemacht hatten. Dann bekamen wir erst etwas zu essen.
    Eines Tages kam Mutti in die Gaststätte und in der Hand hielt sie eine Reitgerte. »Schau mal was ich da drüben vom Reitstall mitgebracht bekommen habe, mit der gibt es in Zukunft den Arsch voll.«
    Ich traute meinen Augen und Ohren nicht als ich das sah. Ich glaubte zwar nicht, daß sie damit zuschlagen würde, aber trotzdem sah das Ding furchtbar aus, wenn man es so sah. Mit der Schläge zu kriegen mußte ja reine Foltermethode sein, dachte ich mir dann noch und ging wieder an meine Arbeit.
    Ein paar Tage später gab es dann zu Hause Ärger. Die Kinderzimmer, also unsere Zimmer, waren nicht aufgeräumt und die Küche ebenfalls nicht. Im Abstellraum standen die Schuhe durcheinander in den Regalen. Mutti hatte uns zwar gesagt, wir sollen das in Ordnung bringen, aber wir hatten wirklich keine Zeit dazu, weil wir ja einen Haufen Arbeit hatten und wir ja alle noch auf die bevorstehenden Klassenarbeiten lernen mußten.
    Ich kam halt mittags von der Schule, und da ich der letzte war, ging auch gleich der Tumult los.
    »Fritz, ich habe euch doch gesagt, ihr sollt die Abstellkammer, Küche und eure Kinderzimmer richtig aufräumen und saubermachen. Warum habt ihr das noch nicht gemacht?«
    »Weil wir keine Zeit hatten.«
    »Ich hab dir schon mal gesagt, du sollst mich nicht anlügen.
    Ich sag dir jetzt genau warum ihr noch nicht saubergemacht habt. Ihr wart erstens zu faul dazu und zweitens macht ihr ja sowieso nur was ihr wollt. Und dafür kriegt ihr jetzt alle drei mal einen Denkzettel verpaßt.«
    Sie holte aus dem Schlafzimmer die Reitgerte. Als ich die Gerte sah, bekam ich schon weiche Knie und meine Brüder fingen an zu wimmern.
    »So Fritz, da du der älteste bist und die Verantwortung dafür hast, bist du als erster dran. Und jetzt leg du dich da über den Stuhl.«
    Ich fing an zu weinen, und folgte ihrer ersten Aufforderung nicht, mich über den Stuhl zu legen. Aber der zweiten Aufforderung folgte ich dann und legte mich über den Stuhl.
    Ich hatte solch eine Angst, daß ich bald nicht mehr ein noch aus wußte. Dann krachte auch schon der erste Schlag nieder und ich schrie auf, denn es tat höllisch weh. Sie schlug genau zehnmal zu. Es half alles nichts, ich konnte so laut schreien wie ich wollte, sie hörte erst bei zehn Schlägen auf.
    Mein Arsch tat fürchterlich weh und auch meine eine Hand, denn ich hatte versucht, meinen Hintern mit einer Hand zu schützen, dabei schlug Mutti auf meine Hand. Vor lauter Schmerzen wußte ich nicht mehr was ich machen sollte. Ich rannte dann sofort in mein Zimmer und vergrub mein Gesicht im Kopfkissen und schrie dann ins Kopfkissen, damit mich keiner hören konnte. Dann hörte ich nur ganz von der Ferne meine Brüder schreien, und ich wünschte mir, Pappa möge Mutti auch mal so verdreschen. Mein Hintern tat mir weh und meine Hand, und meinen Brüdern mußte es nicht anders ergehen, denn die hatten ja auch mit der Gerte Schläge bekommen. Danach durften wir die Wohnung sauber machen und Mutti stand hinter uns wie ein Herrscher, der seine Sklaven beaufsichtigt. Zu essen gab es für uns nichts, das gehörte anscheinend zu unserer Strafe, denn Mutti sagte nur: »Wer nicht arbeitet, braucht auch nichts zu essen. Ihr bekommt erst wieder etwas zu

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