Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
Vom Netzwerk:
war schnell aufgeräumt dieses mal, und wir saßen dann alle vor dem großen Käfig und schauten, was die zwei da die ganze Zeit so machten.
    An die Papageien hatten wir uns schnell gewöhnt, genauso wie die an uns. Ich konnte manchmal eine halbe Ewigkeit vor den zweien sitzen und ihnen zuschauen, wie sie miteinander schmusten und spielten. Das Saubermachen des Käfigs wurde mir auch aufgetragen, aber das machte mir nichts aus, denn ich hatte die zwei Papageien sehr gerne.
    Mutti schien immer aggressiver zu werden, warum verstand ich nicht, denn Pappa war ja nicht da und so mußte sie sich ja auch nicht rumstreiten. Mutti hatte an jeder Kleinigkeit rumzumotzen, und sogar ihre Arbeitsstelle schien ihr nicht mehr zu gefallen. Prügel gab es zwar schon noch ab und zu, aber wir nahmen es Mutti ja nicht übel, weil sie sowieso genug Sorgen am Hals hatte.
    Komischerweise machte Pappa nie Krawall, wenn er zu Besuch da war. Er machte Mutti keine Vorwürfe, überhaupt nichts in die Richtung. Pappa kam jetzt immer öfters zu Besuch, und mir schien es, als wenn sich Mutti mit ihm so langsam wieder vertragen werde. Meine Ahnung bestätigte sich auch ein paar Wochen später, und Pappa zog wieder bei uns ein. Mutti hatte nun kein Geld mehr vom Sozialamt, da sie dort angab, sie hätte jetzt eine Arbeit gefunden.
    Pappa mochte von Anfang an nicht die zwei Papageien, und immer wenn er am Käfig vorbeilief, und zufällig einer krächzte, drohte er gleich, den zwei Mistviechern den Kopf abzureißen. Ich hatte immer Angst, daß er es in seinem Suffkopf doch mal tun würde, und ich könnte dann gar nichts machen.
    Eines Tages kam dann Pappa von der Arbeit und hatte ein komisches Bündel im Arm. Als er es auf den Tisch legte, erkannte ich erst, was es war. Es war ein kleiner Hund. Es war oder sah aus als wenn es eine Mischung zwischen Dackel und Colli war. Er war noch klein, aber das machte ja nichts. Mutti brachte dem Hund gleich was zu fressen und baute ihm eine Art Schlafplatz aus Decken und einer alten Kinderbettmatratze.
    Der Hund fühlte sich gleich wohl, und Mutti gab ihm den Namen Struppi. Der Hund sah echt süß aus und wenn er einen mit seinen treudoofen Augen ansah, wußte man nicht, was man jetzt machen sollte. Da der Kleine noch nicht stubenrein war, mußten wir die Terrassentür auflassen. Er benutzte aber die Terrasse überhaupt nicht, sondern machte da hin, wo er gerade Lust dazu hatte. Mutti gefiel das gar nicht und am Anfang sagte sie ja auch nichts. Später aber, wenn sie mal sah, wo Struppi hingemacht hatte, schlug sie ihn einfach. Es half zwar am Anfang ein klein wenig, und er benutzte jetzt ab und zu die Terrasse, aber er machte trotzdem noch öfters in die Wohnung, und jedesmal, wenn es Mutti sah, schlug sie auf den armen Hund ein. Wenn Pappa zu Hause war und irgendwo was von Struppi fand, schlug er den Hund ebenfalls, und bald sah ich in meinen Eltern nur noch Tierquäler.
     
    Struppi wurde immer ängstlicher und verkroch sich oft unter meinem Bett. Ich ging nun mit dem Hund jede Stunde, die ich Zeit hatte, vor die Tür, damit er mir ja nicht mehr in die Wohnung machte. Es half sogar, wenn Struppi nun Gassi gehen wollte, brachte er von selbst die Hundeleine. So brachte ich dann Struppi stubenrein. Struppi hatte Angst vor Pappa und Mutti, jedesmal wenn sie da waren, verkroch er sich gleich.
    Pappa und Mutti fiel das am Anfang gar nicht auf und erst als sie mich fragten, wo denn der Hund sei, und ich ihnen zu Antwort gab, daß er unterm Bett bei mir im Kinderzimmer ist weil er Angst vor ihnen hat, wußten sie, was mit dem Hund los war. Der Hund und die Papageien vertrugen sich großartig. Die Papageien konnten auf dem Rücken des Hundes sitzen, ohne daß er ihnen etwas machte. Der Hund schnappte nicht nach ihnen, und die Papageien schienen sich sogar wohl zu fühlen bei dem Hund. Die drei paßten prima zusammen, fand ich, und ließ sie auch öfters beisammen, damit sie sich richtig aneinander gewöhnten. Es war immer ein drolliges Bild.
    Wenn wir ab und zu mit dem Hund spielten, bellte er auch, und das war ja verboten hier im Haus, denn es gab auch Nachbarn, die sich darüber aufregten. So flatterte bald eine Beschwerde ins Haus, worin stand, daß wir den Hund abgeben müssen, wenn die Bellerei nicht aufhören täte. Das war natürlich für Mutti ein Grund, es Pappa zu sagen, und Pappa reagierte wie eine Drecksau. Er schlug einfach auf den Hund ein, obwohl der Hund ja gar nichts dafür konnte. Auf jeden Fall

Weitere Kostenlose Bücher