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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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spielten wir nicht mehr so oft mit dem Hund, und dafür ließ ich ihn ab und zu beim Gassi gehen von der Leine; Struppi sprang natürlich gleich in den Sandkasten und fing zu graben an wie ein Wilder. Anscheinend paßte irgendeinem Nachbarn unser Hund überhaupt nicht, und so kam vom Hausbesitzer die Aufforderung, daß wir den Hund innerhalb eines Monats weggeben müssen oder wir bekommen die Wohnung gekündigt. Als Begründung stand darin, daß der Hund immer noch bellen täte und außerdem täte er immer in den Sandkasten der Kinder scheißen. Daß er in den Sandkasten macht, das stimmte gar nicht, denn ich war ja immer dabei, und sah, daß er nur immer gebuddelt hat, aber reingeschissen hatte er nie. Wir Kinder waren nicht gerade erfreut über diesen Brief, und Mutti wußte auch nicht, wo sie den Hund unterbringen sollte. Pappa sagte am Anfang gar nichts dazu als er abends nach Hause kam, denn er war besoffen. Erst als ich ihm das Essen gerichtet hatte, holte er das Weibchen der Papageien aus dem Käfig.
    Dann holte er den Hund und setzte den Papagei auf den Kopf des Hundes. Dem Papagei machte das nichts aus, denn er war das gewohnt. Dann nahm Pappa den Papageien wieder in die Hand, wobei er kräftig schimpfte (der Papagei). Er ärgerte den Hund so lange mit dem Papagei, bis der Hund den Papageien irgendwie erwischt haben mußte. Der Papagei war zwar nicht tot, aber er machte überhaupt nichts mehr. Er saß nur da, steif wie ein Brett. Später nahm ich dann Maxi und setzte sie in ihren Käfig auf eine Stange neben Moritz.
    Am nächsten Morgen, als ich dann an den Käfig ging und nach den Papageien schauen wollte, blieb mir vor Schreck bald das Herz stehen. Maxi lag am Käfigboden und machte keinen Mucks mehr. Moritz saß aufgeplustert auf der Stange und gab keinen Laut von sich. Ja, Maxi war tot, das war offensichtlich, und Pappa hatte Maxi meiner Ansicht nach umgebracht. Die Vögel und der Hund hatten sich nie etwas getan, und nur weil Pappa sie in seinem Suffkopf ärgern mußte, ist jetzt Maxi tot.
    Ich hätte meinen Vater dafür ohrfeigen können.
    Drei Wochen später brachte Mutti Struppi weg, und ich habe nie mehr etwas von Struppi gehört. Mir ging das schwer an die Nieren, denn ich hatte die Tiere wahnsinnig gerne. Aber ich hatte ja noch Moritz, das Männchen von den zwei Papageien.
    Moritz hatte nach Maxis Tod den ganzen Tag nichts gefressen und die anderen Tage ist er auf dem Wohnzimmerschrank rumgelaufen und hat seine Maxi gesucht.
    Der arme Kerl hatte sich aber bald daran gewöhnt und unterhielt sich nun mit allem, was er finden konnte. Er wurde immer zutraulicher, außer zu Pappa.
    Pappa war nun wieder immer öfters besoffen und jedesmal, wenn er dann nach Hause kam, mußte er den armen Moritz ärgern. Einmal haute er ihn mit dem Finger immer auf den Schnabel, weil er nicht reden wollte, und jeder Versuch, ihm zu erklären, daß Zwergpapageien zum größten Teil gar nicht sprechen können, schlug fehl.
    Eines Abends, als Pappa wieder einmal stinkbesoffen war, kam er nach Hause und führte sich auf wie das größte Schwein.
    Da die Wohnung nicht hundertprozentig sauber war, vertrimmte er uns erst mal. Dann mußten wir saubermachen, und als er von der Überwachung genug hatte, ging er zu Moritz an den Käfig. Er holte ihn heraus und fing wieder an ihn zu ärgern. Moritz ließ sich nicht alles gefallen und biß ihn in den Finger, was natürlich auch ein klein wenig weh tut. Da er den Papageien in der Hand hielt, konnte er nicht abhauen. Er ging mit dem Papageien in den Hausgang und dann raus ins Freie.
    Dort ließ er den Papageien dann los, aber zu seiner Verwunderung flog er nicht weg, denn das was er schon von mir gewohnt, so zutraulich und treu war Moritz. Pappa scheuchte ihn dann einfach davon und machte die Haustüre zu.
    In dem Moment hätte ich ihn am liebsten erstochen, da hatte ich das erste mal den Wunsch, meinen Vater zu töten. Pappa setzte sich ins Wohnzimmer und sagte nur noch einen Satz bevor er einschlief: »So, das Mistvieh wären wir auch los.«
    Dafür hätte ich ihm alleine ein Messer in die Rippen hauen können, denn der Moritz hatte ja keinem etwas getan. Mutti sagte gar nichts dazu, sondern nahm den großen Käfig, lief damit zu dem Container, der unten vor der Haustüre stand, und schmiß ihn einfach hinein. Zwei Tage später stand in der Zeitung ein kleiner Artikel, daß jemandem ein Zwergpapagei zugeflogen sein soll und man solle ihn unter der Adresse, die dort angegeben sei,

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