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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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keiner.
    Die zwei standen auf, dann wollte der Wirt dazwischen gehen, aber Pappa hielt ihn zurück und sagte zu ihm: »Laß das mal sein, das mach ich schon, der eine ist ein guter Freund von mir, und ich werde ihn schon zur Vernunft bringen.« Pappa stand auf und stellte sich zwischen die beiden und sagte zu seinem Freund ein paar Worte. Plötzlich fing der andere an zu schreien: »Du blödes Arschloch, was mischst du dich überhaupt da ein, ich hau dir gleich eine auf die Fresse, wenn du jetzt nicht gleich verschwindest.« Das sagte er zu Pappa und packte Pappa dann am Hemd und riß ihn herum. Dabei zerriß das Hemd und Pappa sagte nur zu dem anderen: »Das Hemd bezahlst du mir, das ist noch nagelneu.« »Du kannst mit mir vor die Türe kommen, dann schlag ich dir den Rest vom Hemd auch noch vom Ranzen runter.« Als der andere den Satz ausgesprochen hatte, drehte sich Pappa herum und ging auf den Ausgang zu. Vor der Tür blieb er stehen und sagte zu dem anderen, der ihm das Hemd zerrissen hatte: »Also komm, gehen wir vor die Türe, du elende Großschnauze.« Der andere ging dann auch auf den Ausgang zu. Ich wußte, daß Pappa aus dem Typ Hackfleisch machen würde, denn es war ja nicht Pappas erste Schlägerei. Ich stand auf und ging direkt auf das Fenster zu, damit ich den ganzen Ausgang und den Parkplatz übersehen konnte, wo sich die zwei schlagen wollten. Ich hatte noch nie bei einer richtigen Schlägerei zugesehen, an der Pappa beteiligt war. Nur immer im Fernsehen und ab und zu mal in der Schule, wenn die Großen sich rauften, das war aber nie so eine richtige Klopperei, mehr eine Rauferei.
    Die zwei standen also nun vor der Türe und Pappa ließ den anderen zuerst schlagen, aber er traf Pappa nicht, da er sich bückte. Dann schlug Pappa das erste Mal zu und er traf den anderen mit der Faust mitten in das Gesicht. Der fiel sofort auf den Sandhaufen, der hinter ihm lag. Der Typ stand dann tatsächlich wieder auf und wollte auf Pappa losgehen. Pappa traf den anderen noch zweimal hintereinander mit der Faust ins Gesicht, dann fiel der Typ auf den Boden und blieb dort liegen.
    Ich ging raus zu Pappa und fragte, ob ihm nichts passiert sei. Er sagte nichts, sondern trug mir auf, aus der Wirtschaft seine Anzugsjacke zu holen und gleich wieder damit herzukommen.
    Das tat ich dann auch und in weniger als einer Minute war ich auch schon wieder bei ihm. Er zog seine Jacke an und wir gingen dann genau einen Häuserblock weiter in ein Haus, wo Pappas Chef wohnte. Wir gingen dann in die Hausbar, und Pappa trank dort mit seinem Chef noch etwas. Nebenher rief Pappas Chef ein Taxi an und die zwei unterhielten sich.
    Kurz darauf klingelte es an der Türe und man sagte Pappa, daß das Taxi oben wartet. Wir gingen dann gleich hinauf und zum Taxi. Gerade als wir ins Taxi stiegen, kam ein Polizist auf uns zu. Ich schaute hinüber zu dem Ort, an dem die Schlägerei war. Dort stand ein Krankenwagen und ein Polizeiwagen. Die Sanitäter trugen gerade den Mann, den Pappa niedergeschlagen hatte, auf einer Bahre in den Krankenwagen. Der Polizist stand nun am Taxi und Pappa kurbelte die Scheibe herunter. Der Polizist fragte Pappa: »Sind Sie Herr Mertens?« »Ja das bin ich und ich wohne im Adlerring 8. Wenn Sie noch weitere Fragen haben, können Sie zu mir kommen, ich muß jetzt nach Hause.«
    Bevor der Polizist noch etwas erwidern konnte, kurbelte Pappa die Fensterscheibe nach oben und das Taxi fuhr sofort an. Der Polizist schaute uns verdutzt nach. Wir fuhren dann direkt nach Hause. Pappa bezahlte das Taxi und wir gingen in die Wohnung. Als Mutti das Hemd sah, war sie natürlich nicht begeistert, aber sie hütete sich, irgend etwas zu Pappa zu sagen, denn sie wußte ja nicht, wie er jetzt im Moment darauf reagieren würde.
    Mir gingen noch lange die Bilder im Kopf rum, wie Pappa den Typ k. o. gehauen hat, und wie der dann dalag. Gerade gut sah der ja nicht aus, aber immerhin war er nicht tot und das beruhigte mich ein wenig. Mittlerweile ging ich dann öfters mit Pappa zum Frühschoppen, da im VFB-Heim so gut wie gar nichts mehr gelaufen ist. Es gab dann nur noch zwei Mal eine Klopperei, an der Pappa beteiligt war, aber da gab es keine großen Verletzungen und es mußten auch keine Polizei und kein Krankenwagen kommen. Mir gefiel es beim Frühschoppen mit Pappa und ab und zu durfte ich sogar ein Bier trinken, aber nicht zu oft, da ich ja sonst besoffen wäre.
    Nur Mutti hatte immer etwas dagegen, wenn ich mit Pappa zum Frühschoppen

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