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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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war mir überhaupt nicht mehr wohl in meiner Haut, denn ich wußte nicht mehr, was ich machen sollte. Warum haben die zwei jetzt bloß so ein Theater gemacht, ich habe doch Pappa die Ohrfeigen verschwiegen.
    Naja, nach langem Überlegen bin ich dann dazu gekommen, daß ich Pappa mit solchen Sachen nicht mehr unterhalte, damit erstens Mutti und Pappa nicht mehr streiten, und zweitens ich dann hinterher keinen Ärger mehr habe mit Mutti. Ich lag den ganzen Vormittag im Zimmer ohne daß Mutti mal nach mir geschaut hätte. Als sie dann das Mittagessen brachte, sprach sie kein Wort mit mir und zog eine Miene dahin, daß ich es für besser fand, lieber auch nichts zu sagen, außer wenn ich was brauchte, und Bitte und Danke, das war auch wirklich alles was gesprochen wurde.
    Am Abend kam Pappa nach Hause und fragte mich wie es mir geht, und ich versicherte ihm, daß es mir gut geht. Als dann noch Mutti ins Zimmer kam, war sie auf einmal freundlich, und sprach wieder mit mir, und ich dachte schon, ihr Zorn sei verflogen, was sich dann am nächsten Tag als falsch rausstellte. Am nächsten Morgen war sie genauso grimmig wie am Tag vorher, und das trieb mich manchmal fast zur Verzweiflung. Am Tage, wenn Pappa nicht da war, war sie grimmig, und abends, wenn er da war, war sie die freundlichste und hilfsbereiteste Person, die es überhaupt auf der Welt gibt.
    Das ging fast zwei Wochen so, und mittlerweile stellte ich fest, daß meine Mutter so falsch sein kann wie die Nacht dunkel ist.
    Als sich ihr Zorn wieder gelegt hatte, war ich echt froh, und hatte wieder eine Lektion dazugelernt.
    Trotzdem ich Pappa nichts mehr erzählte von unseren Streitigkeiten, oder besser gesagt Muttis Angriffen »auf Pappas Liebling«, also mich, stritten sie noch, und manchmal hatte ich regelrecht Angst, es sei wegen mir, obwohl ich nie mehr m dieser Beziehung etwas zu Pappa gesagt hatte, und außerdem hatte ich Angst, daß Mutti sich nochmal etwas antun könnte.
    So vergingen die letzten Wochen, und ich sollte wieder zum Arzt in die Stadt fahren, natürlich mit dem Krankenwagen. Ich sehnte mich so nach dem Tag, daß ich mir das Datum auf den Gips schrieb, denn ich versprach mir viel von diesem Besuch, und daß ich endlich den Gips wegbekomme und auch noch daß ich vielleicht wieder laufen könnte.
    Dann war es endlich soweit, der Arztbesuch war für heute angemeldet, und mir war es egal, ob mich der Arzt nun röntgen oder mit seiner Spezialsäge in die Haut ritzen täte, Hauptsache der Gips kommt heute weg, das war der einzigste Gedanke, der für mich interessant war. Der Krankenwagen kam pünktlich, und zufällig waren es dieselben Sanitäter wie letztes Mal, und der eine sagte zu mir: »So mein Junge, heute macht er dir bestimmt den Gips weg, und du wirst bald wieder rumspringen wie früher.« »Ja, das wäre schön«, antwortete ich, und freute mich im geheimen schon. Na wenn der Sanitäter schon sagt, ich bekomme den Gips weg, dann muß der Arzt mir heute den Gips abnehmen. Nach einer halben Stunde lag ich wieder auf der ärztlichen Werkbank, und der Arzt kam zu mir herein.
    »Nun Kleiner, wie geht es uns denn heute, wir haben uns ja schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen«, sagte er, mit einem Anflug von Lächeln auf seinem Gesicht. »Gut, nur der Gips stört mich so wahnsinnig«, sagte ich und lächelte diesmal auch ein wenig.
    Er ging dann aus seinem Gipserzimmer und kam ein paar Minuten später wieder mit einem Schnellhefter herein. Er legte ihn auf einen freien Tisch und sagte: »Dann wollen wir mal an die Arbeit gehen und dir deinen lästigen Gips abnehmen.« Ich wäre vor Freude am liebsten bis an die Decke gesprungen, aber ich konnte ja nicht, da ich noch im Gipsbett lag. Er nahm seine spezielle Gipssäge, schloß sie an der Steckdose an, und ließ sie anlaufen und kam dann zu dem Tisch, auf dem ich lag. »So dann wollen wir mal«, sagte er, und ich freute mich wie ein Schneekönig.
    Während er mir den Gips aufsägte, malte ich mir schon aus, was ich machen täte, wenn ich nachher wieder auf die Straße dürfte. Erst täte ich mal spazieren gehen, und dann zu meinen alten Schulfreunden und vor ihnen hinstehen und sagen, da bin ich wieder, ich bin wieder vollkommen gesund, und jetzt können wir ja wieder zusammen in die Schule gehen, und auf dem Schulhof »Fangen« spielen, und ich will der Sieger sein, da ich der Schnellste war, und immer noch bin, und jetzt werde ich es noch beweisen, und dann spielen wir »Fangen«, bis die

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