Ich wuensch mir dich
beste Freundin. Nadine ließ nichts auf Doris kommen, die Zahnärztin war und so gebildet. Emily hatte ein-, zweimal versucht, gegen Doris´ Einmischung anzugehen, handelte sich aber nur Stress ein. Seitdem versuchte sie, Sturmböen dieser Art zu umschiffen.
»Entschuldige. Kommt nicht wieder vor.« Emily strich über Nadines Haar. »Wieder gut?«
»Na meinetwegen«, lenkte Nadine ein. »Ich kann dir eben nicht lange böse sein.« Sie legte ihren Arm um Emily, zog sie an sich. »Das weißt du. Und nutzt es schamlos aus«, flüsterte sie in Emilys Ohr. »Aber ich liebe dich trotzdem wahnsinnig.«
»Ich dich auch«, erwiderte Emily, bevor Nadines Lippen ihren Mund verschlossen.
6.
Der Wecker fiepte unbarmherzig in die wohlige Wolke aus Schlaf, zerriss sie mit stoischer Beharrlichkeit. Lara zog sich die Decke über den Kopf. Das dämpfte zwar das Geräusch, gab ihr aber dennoch deutlich zu verstehen, dass es Zeit zum Aufstehen war.
Seufzend schlug sie die Bettdecke zurück, drückte den Alarm aus und setzte sich auf. Während sie mit den Füßen nach ihren Hausschuhen tastete, stahl sich ein Lächeln über Laras Gesicht. Plötzlich war die Trägheit wie weggeblasen. Sie sprang beschwingt auf, beinah übermütig.
Dass Emily zustimmte, bei dem neuen Projekt mitzumachen, war großartig! Sie würde ganz sicher fantastische Entwürfe einbringen. Lara zweifelte keine Sekunde daran. Sie freute sich auf Emilys Ideen, und sie freute sich vor allem darauf, bei der Arbeit viele Stunden mit ihr zu verbringen. Emily war einfach ein Juwel. Sie besaß die heute selten gewordene Eigenschaft, mit dem Herzen zu sehen.
Lara konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal unter der Dusche gesungen hatte. Heute tat sie es. Auch noch, als sie sich anzog. Anschließend brühte sie sich ihren Morgenkaffee auf. Dazu zwei Toasts mit Marmelade und Nachrichten aus dem Radio. Alles im Stehen. Ihr fehlte morgens die Ruhe für ein Frühstück am Tisch. Das jedenfalls sagte sie sich immer. In Wahrheit fehlte ihr die Gesellschaft. Sie fand den Aufwand einfach zu groß, den Tisch für sich allein zu decken. Und in Wahrheit sehnte sie sich nach einem gemütlichen Frühstück zu zweit mit einer Frau … wie Emily.
Langes wallendes Haar, einen sinnlichen Mund, besonders hervorstechende Augen - das alles hatte Emily zwar nicht. Lediglich kurze braune Locken, grüne sanfte Augen und eine kleine, süße Nase. Aber Mut und Güte im Herzen.
Nadine dagegen konnte man durchaus als eine anmutige Frau bezeichnen. Zumindest was das Äußere betraf. Allerdings eine kühle Anmut.
Lara seufzte. Leider war die sanfte Emily mit der kühlen Nadine liiert. Sogar so gut wie verheiratet. Und sich in eine Beziehung zu drängen, war eigentlich nicht Laras Art.
Warum hast du Emily dann gestern Abend geküsst?
Ein weiterer Seufzer entrang sich Laras Brust. Verdammt! Ein Versuch musste ja noch erlaubt sein. Und wenn sie ganz ehrlich war, die Tatsache, dass Nadine ihr so unsympathisch war, ließ Laras schlechtes Gewissen auf ein Minimum zusammenschrumpfen.
***
Den ersten Termin des Tages hatte sie mit Bachmann Senior. Die Verhandlung mit ihm verlief sehr gut. Was sicher auch an Achims Abwesenheit lag. Den hatte Lara kurz zuvor aufgesucht. Sie erinnerte ihn an seine Wettschulden und wie wenig begeistert sein Vater wohl wäre, vom unfairen Spiel des Sohnes zu erfahren. Bachmann war Geschäftsmann der alten Schule. Ein Wort war ein Wort.
Ohne die üblichen destruktiven Einwände vonseiten des Juniorchefs gelang es Lara ohne Weiteres, Bachmann Seniors Zweifel auszuräumen, was die Qualität und Frische ihrer Waren anbetraf. Sie verbürgte sich für beides und man kam überein, dass Bachmanns Hotelkette ihren Bedarf an Delikatessen, inklusive hochwertiger Weine und Champagner, in Zukunft über Lara einkaufte. Was Bachmanns Einkaufsabteilung entlastete und ihm noch dazu einen Preisvorteil einbrachte.
Zufrieden fuhr Lara ins Büro. Auf diesen Geschäftsabschluss hatte sie immerhin mehrere Wochen hingearbeitet.
Nach dem Mittag trommelte Lara ihre Mannschaft zusammen, unterrichtete sie von dem Vertragsabschluss mit Bachmann und beauftragte Sebastian, sich mit dem Chefeinkäufer der Hotels in Verbindung zu setzen, um die Details zu klären. Sie übertrug Hanka den Quartalsabschluss und rief anschließend die Makler an, um in der Objektfrage für das Restaurantprojekt weiterzukommen. Wenig später hatte sie für beide Objekte einen Besichtigungstermin
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