Ich wuensch mir dich
vereinbart.
Spontan suchte Lara aus dem Branchenbuch die Telefonnummer von Emilys Gärtnerei heraus und rief dort an. Emily nahm selbst ab.
»Steffens«, meldete sie sich.
»Lara hier«, erwiderte Lara und fühlte ihr Herz schneller schlagen.
»Oh, hallo.« Emily schien überrascht. Lara sah förmlich, wie sie sich durch die Haare strich. Eine Geste, die Lara schon mehrmals an Emily aufgefallen war, wenn die sich unsicher fühlte. Auch nach dem Kuss gestern Abend.
»Hast du morgen Nachmittag schon was vor?«, fragte Lara enthusiastisch. »Natürlich hast du«, sprach sie gleich weiter. »Aber vielleicht kannst du dich freimachen.«
»Was ist denn morgen Nachmittag?«
»Da können wir eine alte Druckerei besichtigen. Die zukünftig vielleicht ein Restaurant beherbergen wird.«
»So schnell?«
»Ich bin spontan, schon vergessen?«
Lara spürte deutlich das Zögern am anderen Ende der Leitung. »Nein«, kam es leise von Emily.
Lara biss sich kurz auf die Unterlippe, als ihr klar wurde, dass sie Emily in Verlegenheit gebracht hatte. Sie hatte nicht auf den Kuss gestern Abend angespielt, aber natürlich war ihre Bemerkung zweideutig gewesen.
»Ich würde dich bei der Besichtigung gerne mit dabei haben. Deinen fachfraulichen Blick für Formen und gestalterisches Ensemble«, bemühte Lara sich ihren Fauxpas auszubügeln, indem sie den geschäftlichen Aspekt betonte.
Emilys Antwort ließ erneut einige Sekunden auf sich warten. »Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist.«
»Aber natürlich. Deine Meinung spielt bei der Objektauswahl auch eine Rolle.«
Diesmal kam Emilys Erwiderung umgehend. »Ich meine den Auftrag überhaupt.«
»Was? Aber wieso denn?«, wollte Lara wissen.
»Nach dem, was gestern Abend passiert ist, halte ich es für keine gute Idee, dass wir beide dieses Projekt gemeinsam machen.«
Lara biss sich erneut auf die Unterlippe. Verdammt. Das lief jetzt aber in die ganz falsche Richtung. Emily wollte einen Rückzieher machen. Das musste sie ihr unbedingt ausreden.
»Sorry, ich war einen Moment zu übermütig«, entschuldigte Lara sich und spielte den Vorfall herunter. »Es war doch nur ein harmloser Kuss. Nichts von Bedeutung.« Lara wartete auf eine Reaktion von Emily. »Ich verspreche dir, dass das nicht noch mal passiert«, fügte sie hinzu.
Am anderen Ende der Leitung war es immer noch still.
»Hast du etwa Nadine davon erzählt?«, fragte Lara. Dann war klar, woher der Wind wehte, denn Nadine hatte sicher verlangt, dass Emily sie nicht wiedersah.
»Nein.« Emily zögerte. »Und genau das ist auch das Problem. Ich fühle mich schlecht dabei, sie zu hintergehen.«
»Aber das tust du doch nicht«, beeilte sich Lara zu versichern. »Ich habe dich überrumpelt. Es ist allein meine Schuld gewesen.«
»Lara, mal ganz ehrlich. Wenn dir deine Freundin erzählen würde, dass eine andere Frau sie geküsst hat, würdest du da fragen, wer wen küsste? Oder es einfach nur befremdlich finden?«
Die Antwort blieb Lara schuldig.
Emily seufzte. »Eben.«
»Lass den Auftrag nicht sausen«, bat Lara. »Das ist doch übertrieben. Damit gibst du dem Kuss eine Bedeutung, die er nicht hat.«
Oder hatte er eine Bedeutung für dich?
Die Worte lagen Lara auf der Zunge. Sie schluckte sie hinunter. Das Einzige, was sie damit erreichen würde, wäre, dass Emilys Verwirrung zunahm.
»Du hast recht«, sagte Emily da. »Es ist übertrieben. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich noch nie vorhatte, zu heiraten. Das macht die Dinge irgendwie anders. Ich kann es nicht beschreiben.«
Lara runzelte leicht die Stirn. Und ich dachte immer, das Wort dafür heißt glücklich, dachte sie dabei. Aber auch das behielt sie für sich.
»Jetzt hältst du mich wahrscheinlich für übersensibel«, murmelte Emily.
»Ich halte dich für einen ganz besonderen Menschen«, erwiderte Lara weich. »Jemanden, der mehr an andere denkt als an sich.« Und genau das machte ihr Sorgen. Emily war sicher nicht schwach, aber Lara drängte sich der Eindruck auf, dass sie ein wenig unter Nadines Fuchtel stand. Nadine nutzte sie aus.
Du weißt doch gar nichts über die Beziehung der beiden, Lara. Du suchst nur eine Rechtfertigung, dich einzumischen, indem du so tust, als wolltest du Emily beschützen.
»Du glaubst auch, ich bin zu gutmütig.« Emily seufzte.
»Ein wenig vielleicht.« Und wenn sie ehrlich war, dachte Lara, profitierte sie ebenfalls davon. Beim ersten Mal, als Emily sie auf
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