Ich wuensch mir dich
und küsste sie. »Ich muss nach dem Mittag zu einem Termin mit Lara. Es wäre schön, wenn du die Belege buchen könntest, die ich im Büro bereitgelegt habe. Dann muss ich das nicht heute Abend machen.«
»Ist gut.«
»Danke Schatz.«
Nadine stand immer noch mit unzufriedener Miene vor ihr. Emily strich ihr über die Wange. »Wir reden noch mal darüber, okay?«
***
Die Druckerei, ein Ziegelsteinbau aus den siebziger Jahren, lag am Ende einer Sackgasse. Emily fand sie erst nach einiger Herumkurverei und kam deshalb fast zu spät.
»Isak, schön liegen bleiben«, sagte sie zu dem kleinen Rauhaardackel auf dem Beifahrersitz. Sie öffnete die Tür und stieg aus. »Es dauert nicht lange. Nachher machen wir einen Spaziergang, versprochen«, stellte sie ihm verlockend in Aussicht, bevor sie eilig die Tür zuschlug.
Lara stand mit zwei Männern in teuren Anzügen am Eingang zur Druckerei. »Na, dann sind wir ja jetzt vollzählig«, empfing sie Emily, stellte ihr die beiden Männer vor, einen Makler und einen Architekten.
»Tut mir leid, wenn Sie warten mussten«, entschuldigte Emily sich. In ihrer Latzhose und dem Rollkragenpullover kam sie sich etwas underdressed vor, angesichts der Nadelstreifen der Männer und Laras schicken Kostüms. Hätte sie sich auch denken können, dass es hier etwas stilvoller zuging, ärgerte Emily sich. Lara musste sie ja für einen tollpatschigen Maulwurf halten. Blind für alles, was oberhalb des Erdbodens geschah.
Zu viert liefen sie das Druckereigebäude ab. Während Lara mit dem Makler und dem Architekten über Raumhöhen und Statik sprach, blieb Emily zurück, ließ alles auf sich wirken. In ihrem Kopf entstand schon ein Bild. Sie ging einen verschlungenen, bewachsenen Weg entlang, von dem links und rechts Pfade abzweigten. Sie nahm einen davon und nach wenigen Schritten wich das Dickicht zurück. Der Blick auf eine kleine Oase wurde frei. Eine südländische Steinterrasse. Sie ging wieder zum Weg zurück, folgte ihm einige Meter und bog erneut ab. Ein malerisches Gewässer tat sich vor ihr auf. Kristallklar. Im Hintergrund eine Projektion der Alpen. Vor dem Wasser, ein schlichter Rastplatz mit Grill.
»Ich sehe es förmlich vor mir«, murmelte Emily verträumt vor sich hin.
»Was siehst du?«, fragte Laras klare, enthusiastische Stimme neben ihr. »Entschuldige, dass ich dich vernachlässigt habe.«
Emily schaute fragend. »Wo sind die anderen?«
»Gegangen. Der Architekt lässt mir einen Kostenvoranschlag zukommen. Danach werde ich mit meiner Bank reden. Eine aufregende Zeit kommt auf uns zu.«
»Und du liebst Aufregung?«
»Positive Aufregung, ja.« Lara lächelte. »Also? Was siehst du?«
»Einen Traum. Viele kleine Oasen, Wasserspiele, romantische Brücken. Tausend Blüten und Farben.« Emilys Augen glänzten.
Lara schmunzelte. »Der perfekte Rahmen für das perfekte Essen. Luxus in Reinkultur. Das Restaurant wird der Geheimtipp.« Sie schaute Emily an. »Und du bist jederzeit mein Ehrengast.«
»Danke. Aber ist es nicht etwas früh für eine so großzügige Geste?«
»Wieso? Zweifelst du an dem Projekt?«
»Nein. Du schaffst das. Da bin ich mir ziemlich sicher.«
»Na siehst du«, meinte Lara zufrieden. »Ich habe ein paar Kostproben meines Sortiments in der Kühlbox meines Wagens. Und Prosecco. Was hältst du von …«
»Ach du lieber Gott«, rief Emily da erschrocken. »Isak! Er sitzt im Wagen und wartet. Hoffentlich ist er nicht sauer.«
»Was?« Lara kicherte.
»Ja, lach nur. Aber hast du schon mal einen schmollenden Rauhaardackel erlebt? Wünsch´ dir das nicht!«
Eilig lief Emily nach draußen. Kaum dass sie bei ihrem Wagen ankam und die Tür öffnete, sprang Isak heraus, erleichterte sich am Vorderrad und lief, ohne sie eines Blickes zu würdigen, seiner Wege. »Isak«, rief Emily. «Komm her, mein Süßer. Es tut mir leid! Wirklich.«
Sie bemerkte Lara, die mittlerweile ebenfalls auf dem Parkplatz angekommen war und der Szene fasziniert folgte. »Du entschuldigst dich bei deinem Hund?«, fragte sie glucksend.
»Pst«, zischte Emily und wedelte hektisch mit der Hand. »Wenn er glaubt, wir nehmen ihn nicht ernst, ist er endgültig eingeschnappt.«
»Emily, das ist ein Hund! Er versteht nicht, was ich sage.«
»Er ist ein Dackel! Noch dazu ein Straßenkind und schlauer, als du glaubst. Er merkt es an deinem Ton.«
»Emily!« Laras Ton zeigte deutlich, was sie von alldem hielt.
»Glaub mir!«
»Okay«, gab
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