Ich wuensch mir dich
hinter das Lenkrad von Emilys Lieferwagen und startete den Motor. Emily setzte sich, immer noch zitternd und mit Isak auf ihrem Schoß, neben Lara auf den Beifahrersitz.
»Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass Wasser gefährlich sein kann«, redete sie auf Isak ein. »Aber du musst ja in jede Pfütze springen.« Sie drückte das Fellknäuel an sich. Isaks kleiner Körper hatte sich wieder beruhigt. Er atmete gleichmäßig und sah Emily mit seinen Knopfaugen treu an. Emily legte ihren Kopf an seinen. »Mach so was nie wieder, hörst du?« Sie seufzte tief.
»Wenn er danach so mit Aufmerksamkeit überschüttet wird, überlegt er sich bestimmt schon seinen nächsten Wassersprung. Ich würde es tun«, spöttelte Lara.
Emily wandte den Kopf. »Deswegen hat er es bestimmt nicht gemacht. Er ist einfach ein Dackel. Dackel haben ein etwas zu ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Das ist das Wesen dieser Rasse. Damit bringen sie sich leider öfter auch in Schwierigkeiten.«
Das Zucken um Laras Mund entging Emily nicht. »Du denkst, ich suche nur nach einer Ausrede dafür, dass Isak macht, was er will. Aber es stimmt, was ich sage.«
Lara gluckste. »Schon gut, ich glaube dir ja.«
Dass Lara sie so gar nicht ernst nehmen wollte, ärgerte Emily. »Ich bin nicht dumm, Lara«, sagte sie scharf. »Und ich mag es nicht, mild belächelt zu werden. Nur weil ich mir Mitgefühl leiste, heißt das nicht, dass ich in einer Märchenwelt lebe oder so. Ich bin nicht blind für das, was um mich herum geschieht.«
Lara wandte ihr überrascht den Kopf zu. »Das sage ich doch gar nicht.«
»Ich weiß zum Beispiel genau, dass Aufträge wie der, den du mir geben willst, normalerweise nicht vergeben werden, ohne ein Angebot einzuholen«, fuhr Emily unbeirrt fort. »Vielleicht bist du ja diejenige, die sich fragen sollte, ob sie überhaupt mit beiden Beinen auf der Erde steht oder ob sie sich was vormacht.«
Für einen Moment herrschte Stille. Und Emily begann schon, ihren harten Ton zu bereuen. Lara hatte es ja bestimmt nicht böse gemeint. Sie wollte sie nur ein wenig aufziehen.
»Ich mache mir nichts vor«, sagte Lara da, den Blick gebannt auf die Straße gerichtet. »Ich mag dich. Und gäbe es da nicht Nadine, würde ich kräftig mit dir flirten. Davon abgesehen halte ich dich nicht für dumm, sondern für die absolut richtige Person für diesen Auftrag. Sonst würde ich ihn dir nicht geben.«
»Oh«, entfuhr es Emily ob dieser klaren Worte Laras.
»Ich fand dich von Anfang an sympathisch«, gestand Lara weiter. »Kein Wunder, immerhin hast du mich aus einer ziemlich brisanten Situation gerettet. Vielleicht ist es ja so eine Art Stockholm Syndrom.« Ihre Stimme wurde leiser. »Nur dass du mich nicht entführt, sondern gerettet hast. Na ja, vielleicht hast du mich doch ein wenig entführt, zumindest mein Herz.«
Schweigen legte sich zwischen sie. Emily wusste nicht, was sie erwidern sollte, und Lara hatte offenbar alles gesagt, was ihr auf der Seele lag. Erst ein plötzlicher Niesanfall Emilys unterbrach die Stille im Wagen. Einmal, zweimal, dreimal.
Lara wandte den Kopf. »Hoffentlich wird es keine Lungenentzündung.“
Emily winkte schwach ab. »Ach, ich bin Wind und Wetter gewohnt. So was haut mich nicht um.«
Lara nickte, schaute wieder nach vorn. »Eher solche Geständnisse wie meines eben.«
»Ja«, bestätigte Emily leise.
8.
Zu ihrem Leidwesen stellte Emily fest, dass sie sich getäuscht hatte, was ihre Wind-und-Wetter-Festigkeit anbetraf. Bereits am nächsten Tag spürte sie die sich anschleichende Erkältung in den Knochen und am Samstagnachmittag sah sie sich gezwungen, die Verabredung mit Lara abzusagen.
»Tut mir leid«, schniefte sie durchs Telefon. »Ich bin eine Bazillenkanone. Und als solche bleibe ich besser im Bett.«
»Schade«, bedauerte Lara. »Aber es ist wohl wirklich das Vernünftigste. Gute Besserung«, wünschte sie.
Emily klappte langsam ihr Handy zu, legte es auf den kleinen Beistelltisch neben dem Bett. Ob Lara jetzt dachte, sie sagte wegen dem ab, was sie ihr im Lieferwagen gestanden hatte? Oder dass ihr die Erkältung gerade recht kam, um abzusagen?
Tut sie das, Emily?
Sie musste zugeben, sie hatte sich beklommen gefühlt, als Lara ihr so unverblümt erklärte, wie es in ihr aussah. Beklommen und - ja - nervös. Und das irritierte Emily. Warum nervös? Dafür gab es doch gar keinen Grund. Ihre Gefühle gehörten Nadine. Unbestritten. Warum also diese innere Unruhe?
Weil du
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