Ich wuensch mir dich
auf.
»Noch nie. Und ich gebe zu, das mit dem Urlaub klingt verlockend. Aber so verlockend nun auch wieder nicht, dass ich dafür die anderen elf Monate im Jahr für Sie arbeiten würde.«
»Frau Steffens, ich bitte Sie, überdenken Sie das noch mal. Mein Angebot gilt nicht ewig. Der Kampf im Haifischbecken ist hart. Früher oder später unterliegen kleine Fische, wie Ihr Betrieb einer ist, immer. Bei einem Konkurs haben Sie nichts.«
Emily blieb abrupt stehen. »Soll das eine Drohung sein?«
Kranz stoppte ebenfalls. »Keine Drohung. Eine schlichte Feststellung.« Er zog einen Umschlag aus seiner Jackentasche. »Hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommen kann. Hilft sicher beim Nachdenken.«
Emily blickte entgeistert auf den Umschlag. »Sind Sie taub?«, fragte sie schließlich. »Ich pfeife auf Ihr Geld.« Sie stapfte weiter in Richtung Werkstatt.
»Familienbetriebe wie Ihren pustet unsereins vom Markt. Sie werden Ihren Starrsinn noch bereuen«, rief Kranz ihr hinterher.
»Zerbrechen Sie sich nicht meinen Kopf.«
Emily öffnete die Tür zur Werkstatt und sperrte sie demonstrativ vor Kranz wieder zu.
»Dieser aufgeblasene Kerl«, brummte sie vor sich hin. Wie begriffsstutzig konnte man sein? Wann ging es endlich in Kranz´ Kopf hinein, dass er bei ihr auf Granit biss?
Sie schlüpfte gerade in den zweiten Stiefel, als sie hörte, wie die Tür geöffnet wurde.
»Was denn noch?«, fauchte sie gereizt.
»Na das ist ja eine Begrüßung«, beschwerte sich Nadine.
Emily drehte sich, den einen Stiefel noch in der Hand, auf einem Bein hüpfend um. »Ach, Schatz, du bist es. Ich dachte, es wäre dieser Kranz.« Dabei zog sie sich den zweiten Stiefel an.
»Der ist gerade an mir vorbei.«
»Der Typ lässt einfach nicht locker.« Emily schnaufte. »Aber ich habe ihn abblitzen lassen. Stell dir vor, er hat noch mal vierzigtausend draufgepackt.«
Nadines Augen weiteten sich. »Er hat fünfhunderttausend geboten?«
»Allerdings.«
»Wow.«
»Ja.«
»Und du hast wirklich abgelehnt?«
»Natürlich.«
»Fünfhunderttausend, das ist ´ne Menge Kohle. Damit kann man schon was anfangen«, gab Nadine zu bedenken.
Emily sah sie ernst an. »Es klingt nach viel. Aber für das Geld bekommt man heutzutage weniger, als man denkt. Es würde nicht reichen, um neu anzufangen.«
»Nicht in Deutschland, aber woanders sicher«, meinte Nadine.
Emily lächelte. »Du gibst nicht auf, was?«
Nadine zuckte mit den Schultern. »Ein Restaurant im Ausland ist nun mal mein Traum.«
»Aber wir haben doch beide keine Ahnung von der Branche und erst recht nicht, wie die Dinge in Spanien funktionieren«, setzte Emily ihr so geduldig wie möglich auseinander. Dieses Thema hatten sie schon mehr als einmal besprochen. »Hinzu kommt eine fremde Sprache. Eine fremde Kultur.«
»Das ist doch gerade das Aufregende.«
»Aufregend ist es vielleicht die ersten vier Wochen. Dann erdrücken einen die Probleme. Du siehst doch im Fernsehen, wie die Leute immer wieder scheitern. Oder sich gerade so am Existenzminimum bewegen. Warum willst du dir das antun?«
»Das hier«, Nadine machte eine ausholende Handbewegung, »ist ja nun auch nicht gerade der pure Luxus. Außerdem haben die im Fernsehen meistens kaum Geld. Höchstens zwanzig- oder dreißigtausend. Mit Hundertzwanzig ist das was ganz anderes.«
Emily seufzte. »Ja, es dauert länger, bis man merkt, dass der Traum scheitert. Außerdem will ich nicht neu anfangen.«
»Du bist einfach nur feige«, schmollte Nadine.
Emily runzelte missbilligend die Stirn. »Du wirst unfair. Ich habe lediglich keine Lust, mich auf ein unsicheres Abenteuer einzulassen.«
»Abenteuer sind nie sicher! Außerdem, hundertprozentige Sicherheit gibt es nirgendwo.«
»Nadine«, seufzte Emily. »Bitte. Das haben wir doch schon mehrmals diskutiert. Das führt zu nichts anderem als Streit. Bitte lass es sein.«
»Damit hast du dann, was du willst. Und was ist mit mir?«
»Dann lass uns ein anderes Mal darüber weiterreden. Wir finden sicher einen Kompromiss. Jetzt möchte ich gerne die Pumpe im Teich reparieren.« Emily griff nach dem Werkzeugkasten. »Geht es dir denn wieder besser?«, fragte sie, während sie zur Tür ging.
»Einigermaßen.« Nadine zog einen Flunsch. »Und weil ich weiß, du brauchst mich, wollte ich die Mannschaft verstärken. Sonst bleibt zu viel liegen.«
Emily lächelte. »Du bist so tapfer, mein Schatz.« Sie nahm Nadine mit der freien Hand in den Arm
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