Ich wuensch mir dich
keine Komplimente mehr gewohnt bist, Emily. Ganz einfach. Und deshalb machten sie Laras Worte nervös? Emily schüttelte den Kopf über sich selbst. Erschöpft sank sie in ihre Kissen, rieb sich die Schläfen. Verdammte Kopfschmerzen. Sie sollte solche Gedanken nicht wälzen, wenn sie nicht auf der Höhe war. Genaugenommen sollte sie solche Gedanken überhaupt nicht wälzen!
Sie schloss die Augen. Sicher war die Erkältung schuld daran. Hier zu liegen und die Decke anzustarren, da schoss einem alles Mögliche durch den Kopf. Auch Erinnerungen, wie Emily jetzt erfuhr, denn ohne jede Vorwarnung tauchte das Bild vor ihrem inneren Auge auf, wie Lara sich vorbeugte und sie küsste.
Schluss jetzt Emily! Das hatte überhaupt nichts zu bedeuten. Das war doch nur eine spontane Geste von Lara. Dieser Kuss hatte nichts Erotisches. Gar nichts. Null.
Emily griff sich erneut an den schmerzenden Kopf. Besser sie nahm noch eine Tablette. Allerdings brauchte sie dafür etwas zu trinken und ihr Saft war alle. Emily schlug die Decke zurück und schlurfte in die Küche, um Nachschub zu holen. Gerne hätte sie Nadine darum gebeten, aber die übernachtete heute bei Doris. »Flucht vor den Bazillen«, wie sie scherzhaft sagte, als sie sich gleich nach dem Frühstück aufmachte. Na ja, vielleicht auch vernünftig. Was nutzte es, wenn sie beide um die Wette schnieften. Sollte Nadine mit Doris shoppen gehen und sich einen schönen Tag inklusive Abend machen.
Emily nahm eine neue Flasche Saft aus dem Kühlschrank und schleppte sich träge zurück ins Schlafzimmer. Auf der Bettkante sitzend drückte sie zwei Paracetamol aus der Packung, goss Saft in ihr Glas und schluckte die Tabletten. Erschöpft legte sie sich wieder hin.
Warum hatte sie Nadine eigentlich nichts von dem Gespräch mit Lara erzählt, fielen Emilys Gedanken wieder über sie her. Sollte Nadine nicht wissen, dass sie eine »Konkurrentin« hatte? Emily lächelte gequält vor sich hin. Vielleicht wäre Nadine dann nicht zu Doris geflüchtet, sondern hier, bei ihr, um ein wachsames Auge auf sie zu haben. Nadine war ziemlich eifersüchtig. Überflüssigerweise. Aber in diesem Fall wäre es dann mal von Nutzen.
Nanu Emily. Bist du etwa sauer auf Nadine, weil sie zu Doris gegangen ist, statt dich zu betüddeln? Nur weil du Nadine begluckst wie eine Henne ihr Küken, wenn sie Migräne hat, muss Nadine umgekehrt nicht auch die Superpflegerin mimen. Außerdem, Migräne ist nicht ansteckend. So eine Erkältung dagegen schon.
Emily seufzte. Trotzdem hätte sie es schön gefunden, wenn Nadine bei ihr geblieben wäre. Nadine hätte merken können, dass es eine Gefälligkeitslüge war, als sie sagte, sie sei sowieso lieber allein.
Wie denn? Per Gedankenlesen?
Emily sah ein, dass sie das nun wirklich nicht erwarten konnte. Wenn sie jemandem Vorwürfe machen sollte, dann also bitte schön sich selbst!
Überhaupt wäre es das Beste, einfach an nichts zu denken. Dann ließen die Kopfschmerzen vielleicht nach. Blieben "nur" noch die Halsschmerzen und die dicke Nase. Emily merkte, wie ihr die Augenlider schwer wurden. Zwei Minuten später war sie eingeschlafen.
***
Das Klingeln an der Haustür riss Emily aus dem Schlaf. Nadine, schoss es ihr durch den Kopf. Nein, die hatte ja einen Schlüssel.
Mit bleischweren Gliedern stand Emily auf, ging, benommen vom Schlaf, zur Haustür. Wehe, wenn das jetzt ein Zeuge Jehovas war, der seine Überzeugung in die Welt trug. Dem würde sie was erzählen! Doch noch während Emily die Hand auf die Türklinke legte, wurde ihr klar, sie würde niemandem was erzählen. Dazu fühlte sie sich viel zu schwach. Sie wäre besser einfach liegen geblieben. Wer immer vor der Tür stand, sie würde ihn abwimmeln.
»Lara?« Emily blinzelte ihre Besucherin, die im Gegensatz zu ihr wie aus dem Ei gepellt aussah, überrascht an.
Lara lächelte. »Ich dachte, ich schau mal kurz vorbei, bevor ich zur Party gehe.«
»Um dich anzustecken?«
Lara trat in den Flur und schloss die Tür hinter sich. »Nein, um dich etwas aufzumuntern. Obwohl das natürlich Nadine schon macht. Wo ist sie eigentlich? Warum machst du selbst auf? Und dann noch barfuß.« Sie schob Emily vor sich her. »Husch, ab ins Bett, wo du hergekommen bist.«
Emily lief wie befohlen in Richtung Schlafzimmer, wo sie wieder unter die Decke kroch. »Nadine ist bei einer Freundin. Ich bin in Quarantäne, sozusagen«, beantwortete sie mit krächzender Stimme Laras Fragen.
»Wie bitte?« Laras
Weitere Kostenlose Bücher