Ich wuensch mir dich
sie sich begab, noch dass die Paletten der Feuerwehr möglicherweise den Weg versperrten. Selbst als sie die Feuerwehr bereits anrücken sah, fuhr sie ein weiteres Mal in die Halle. Dort stand noch die Palette mit den Granitfliesen, die erst am Morgen geliefert worden waren. Das Knistern des Feuers und das Poltern einstürzender Regale, das Emily anfangs noch erschreckt hatte, beachtete sie gar nicht mehr. Was ein Fehler war. Eines der Regale hatte einen Dominoeffekt ausgelöst. Emily sah das auf sich zustürzende Gerüst zu spät.
»Warum bist du nur in diese Flammenhölle gegangen?«, holte Nadine sie aus der Erinnerung zurück ins Krankenzimmer. »Das war der blanke Wahnsinn! Du hast verdammtes Glück gehabt, dass die Feuerwehr genau im richtigen Moment kam!«
Emily öffnete die Augen. »Ich weiß«, flüsterte sie. Erst jetzt, da sie versuchte, sich etwas aufzurichten, bemerkte sie, dass ihr linker Arm vom Ellenbogen bis zu den Fingerspitzen bandagiert war.
»Bleib liegen.« Nadine drückte sie sanft zurück ins Kissen. »Du hast ordentlich was am Kopf abbekommen.«
Emily griff mit der Rechten vorsichtig zu ihrem Kopf. Auch der war verbunden. Und ihre rechte Wange einschließlich Kinn war mit einer Wundabdeckung beklebt.
»Sind das …«, Emily schluckte, »Verbrennungen?« Sie sah Nadine ängstlich an.
Nadine nickte stumm.
»Wie schlimm?«, wollte Emily wissen.
»Schlimm.« Nadine wich Emilys Blick aus. »Es werden wohl Narben bleiben.«
Emily schloss erneut für einen Moment die Augen.
»Außerdem hast du eine fette Rauchvergiftung. Du warst bewusstlos. Sie haben dich die ganze Fahrt über im Krankenwagen mit Sauerstoff beatmen müssen. Die Ärzte wissen noch nicht, ob deine Lunge dauerhaft geschädigt ist.«
Was hat dich nur geritten, in die Halle zu fahren, Emily?
Schweigend lag sie da.
»Ich fürchte, da ist noch was anderes«, sagte Nadine und ihre Stimme verhieß dabei nichts Gutes.
Oh nein, was denn noch? Emily hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten.
»Die Polizei hat nach den Löscharbeiten etwas in der Asche gefunden, was nur der Brandstifter verloren haben kann«, berichtete Nadine. »Es handelt sich um eine halb verschmolzene Damenuhr. Ich habe sie wiedererkannt. Sie gehört Lara.«
Die Worte drangen in Emilys Ohr, erreichten sie, lösten aber kaum eine Reaktion aus. Sie hatte einfach keine Kraft, weder um geschockt zu sein noch um zu protestieren.
»Emily, was ist? Hast du mich nicht gehört?«
»Doch«, erwiderte sie leise.
»Es tut mir leid«, hauchte Nadine und legte ihre Hand auf Emilys Arm. »Aber du wolltest es ja nicht glauben. Lara treibt ein krankes Spiel. Aber jetzt ist sie zu weit gegangen.«
Da Emily schwieg, fügte sie, offenbar in der Absicht, sie zu trösten, hinzu: »Na sieh es mal positiv, diesmal zahlt die Versicherung den Schaden. Die Ermittlungen der Polizei sind eindeutig und die Brandstifterin ist schon ausgemacht. Die Versicherung wird sich an Lara halten, um ihr Geld zurückzubekommen.«
***
Nadine war gegangen. Kurz darauf kam ein Arzt und erklärte ihr, während er auf die Geräte neben ihrem Bett schaute, sie habe noch einmal Glück gehabt. In wenigen Stunden würde man sie auf die Normalstation verlegen.
Emily nahm es kommentarlos hin, doch in ihr schrie alles.
Glück gehabt? Das nannte er Glück? Verbrennungsnarben, vielleicht eine kaputte Lunge und eine Brandruine, da, wo mal die Lagerhalle war! Und als wäre das nicht genug, sollte an alldem Lara Schuld haben.
Falls das stimmte, nannte sie das die größte Enttäuschung ihres Lebens!
Emily war dankbar, dass die Müdigkeit sie wieder in ihre Fänge nahm und von weiteren quälenden Gedanken befreite.
***
Die Tage im Krankenhaus zogen sich zäh dahin. Nadine hatte ihr neben ein paar Sachen auch Lesestoff gebracht. Emily versuchte, sich so gut es ging damit abzulenken.
Als die Schwester hereinkam, dachte Emily, sie käme, um einen Verbandswechsel zu machen, und legte das Buch weg, in dem sie las. Doch sie erfuhr, dass auf dem Gang ein Kommissar wartete, der mit ihr sprechen wolle. Emily zog sich etwas über. Ihr war jede Abwechslung willkommen, und vielleicht konnte der Mann ihr ja bereits mehr zur Brandursache sagen. Sie verließ das Zimmer.
Auf dem Flur trat ein Mann auf sie zu. »Frau Steffens?« Er rückte den Riemen der Laptoptragetasche auf seiner Schulter zurecht.
Emily nickte.
»Kommissar Tamm«, stellte er sich vor. »Wie geht es Ihnen, Frau Steffens?«
Emily
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