Ich wuensch mir dich
wies auf ihren Kopfverband. Niemand konnte wohl ernsthaft erwarten, dass sie diese Frage mit »Danke, gut« beantwortete. Tamm schien zu verstehen. Er deutete auf eine Sitzgruppe wenige Meter von ihnen entfernt, wo sie sich setzten konnten.
»Frau Steffens«, begann Tamm mit gedämpfter Stimme, als sie beide saßen. »Ich muss auch Sie zu dem Abend des Brandes befragen. Der Arzt sagt, Sie sind dazu jetzt in der Lage.«
Emily nickte erneut.
»Am besten Sie erzählen mir der Reihe nach, was passiert ist, und anschließend stelle ich meine Fragen«, schlug Tamm vor.
Also erzählte Emily.
»Mussten Sie das Tor aufschließen, als Sie die Halle öffneten?«
»Nein. Es war unverschlossen«, gab Emily Auskunft. »Ich nehme an, der Brandstifter hat es aufgebrochen. Aber in dem Moment habe ich natürlich nicht auf Schäden dieser Art geachtet. Sie haben doch sicher Einbruchspuren gefunden?«
»Haben wir nicht. Doch das Tor kann mit professionellem Werkzeug geöffnet worden sein. So etwas haben nicht nur Schlüsseldienstmitarbeiter. Leider! Oder der Brandstifter hatte sogar einen Schlüssel. Ihre Mitarbeiter haben wir bereits überprüft. Die haben ein Alibi. Deshalb die Frage: Könnte jemand anderes unbemerkt eine Kopie des Schlüssels angefertigt haben?«
Emily zuckte hilflos mit den Schultern. »Keine Ahnung. Aber …«, sie schluckte, »wenn es so war, würde das bedeuten, jemand hat sich gezielt meine Gärtnerei ausgesucht.«
»Kennen Sie jemanden, der ein Interesse daran hätte, Ihnen auf die Art zu schaden?«, fragte Tamm.
»Allerdings.« Emily erzählte dem Kommissar von Kranz und ihrem Verdacht, dass er für den noch nicht lang zurückliegenden Einbruch verantwortlich sei. »Beweise habe ich aber keine«, musste sie hinzufügen.
»Hm, Frau Meissner hat mir auch von diesem Einbruch erzählt«, meinte Tamm. »Bisher ging ich allerdings davon aus, dass sie versucht, von sich abzulenken. Sie ist immerhin die Hauptverdächtige. Wir fanden ihre Uhr am Tatort.«
»Ja, ich weiß. Aber Lara, Frau Meissner, ist eigentlich die Letzte, der ich das zutraue.«
Tamms Mienenspiel verriet, dass dies nicht die erste Fehleinschätzung wäre, die er in seinen Berufsjahren erlebte. Er legte jetzt die Tragetasche des Laptops auf den Tisch, zog den Reißverschluss auf und nahm es heraus. »Unsere Technik hat die Aufnahmen von den Überwachungskameras gesichert. Viel ergab die Sichtung nicht, aber bitte«, er bediente ein paar Tasten und drehte den Schirm des Laptops so, dass Emily ihn sehen konnte, »schauen Sie sich diesen Teil mal an. Können Sie die Person, die dort zu sehen ist, vielleicht erkennen?«
Emily sah die nächtliche Szenerie auf dem Bildschirm. Zunächst war da nur das beleuchtete Hallentor zu sehen. Doch dann tauchte eine Gestalt aus der Dunkelheit auf und huschte zum Tor. Es dauerte nur wenigen Sekunden, das Tor wurde einen Spalt weit aufgeschoben und die Gestalt schlüpfte hinein. Bisher hatte Emily nur den Rücken einer Person gesehen, die mit einem dunklen Kapuzenshirt und dunkler Hose bekleidet war. Jetzt, die Zeiteinblendung unten rechts im Bildschirm war von 22:02 auf 22:18 gesprungen, kam die Gestalt wieder heraus. Sie zog die Tür hinter sich zu und verschwand ebenso schnell in der Nacht, wie sie gekommen war.
»Und?«, fragte Tamm, weil Emily schwieg.
»Das ging viel zu schnell. Vom Gesicht des Mannes war kaum etwas zu sehen«, meinte Emily.
»Unsere Technik hat ermittelt, dass die Person zwischen einem Meter fünfundsechzig und einem Meter siebzig groß ist. Jedenfalls nicht viel darüber. Es war also entweder ein kleiner Mann - oder eine Frau.« Tamm sah Emily an.
»Sie wollen damit sagen, auch diese Aufnahmen sprechen gegen Frau Meissner?«
Tamm zuckte mit den Schultern. »Sie entlasten sie zumindest nicht.« Er kratze sich am Kopf. »Allerdings war sie es, die mich darauf aufmerksam machte, dass Sie neue Kameras haben installieren lassen. Das spricht wieder für Frau Meissner.«
***
»Oder sie dachte, das mit den neuen Kameras kommt sowieso raus, sobald du wieder auf dem Posten bist«, lautete Nadines Erklärung dafür, als Emily ihr am nächsten Tag von Tamms Besuch erzählte und sie in der Krankenhauskantine einen Kaffee tranken.
»Ich weiß nicht«, zweifelte Emily. »Die Aufnahmen werden nach einer Woche automatisch überspielt. Lara hätte darauf spekulieren können.«
»Spielt doch eh keine Rolle«, meinte Nadine mit deutlichem Überdruss in der Stimme. »Ihre Uhr wurde
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