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Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Titel: Ich wuenschte, ich koennte dich hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Christopher
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sagtest du. »Warm und weich, man ist darin geborgen.«
    Du vergrubst auch deine andere Hand. Deine Schultern entspannten sich, dein Körper wurde ganz ruhig. Du sahst aus wie sonst nur Leute, die gerade an einem Joint gezogen haben, total weggetreten vor lauter Glück. Es war bizarr. Ich machte einen Schritt zurück, dann noch einen. Du unternahmst nichts dagegen. Einen Augenblick später streiftest du deine Stiefel ab und schobst auch deine Füße in den Sand. Jetzt, wo alle deine Glieder vergraben waren, sahst du wie eine Pflanze aus, die hier im Sand wuchs. Blinzelnd schautest du nach mir.
    »Du denkst irgendwas«, sagtest du.
    Ich deutete mit dem Kinn auf deine Füße. »Tut das weh?«
    »Ach was.« Du schütteltest den Kopf. »Meine Füße sind robust. Hier draußen muss alles robust sein, sonst könnte es nicht überleben.«
    Die Sonne brannte auf meinen Nacken. Ich bildete mir ein, links von uns etwas zu sehen, eine Art Schatten ganz weit weg. Vielleicht waren da nur noch mehr Felsen oder es war bloß ein Hitzeschleier. Das Hinschauen tat mir in den Augen weh. Ich ging ein, zwei Meter weiter, um besser sehen zu können, gab aber rasch auf. Egal, was es mit diesem Schatten auf sich hatte, er war unendlich weit weg. Es würde Stunden dauern, vielleicht auch Tage, um auch nur in die Nähe dessen zu kommen, was sich dahinter verbarg.
    Ich kniete mich neben eins von den Grasbüscheln, die die Landschaft sprenkelten. Aus der Ferne sahen diese Büschel weich und kissenartig aus, fast wie große Moosballen. Aber als ich jetzt darüberstrich, fühlte sich das Gras stachlig an und zerkratzte meine Haut. Das hier waren die Nadeln gewesen, auf die ich bei meinem Fluchtversuch getreten war, der Grund für meine aufgerissenen Füße.
    Ich spürte deine Bewegungen in meinem Rücken und hörte dich schlucken. Das erinnerte mich an unsere Begegnung auf dem Flughafen. Da warst du mir so nah gewesen, dass du mich im Gesicht berühren konntest. Diesmal setzte ich mich weg. Als ich hochsah, hattest du tatsächlich die Hand ausgestreckt und wolltest mich anfassen.
    »Nicht«, sagte ich. »Bitte.«
    Stattdessen berührtest du die Pflanze. Deine Finger bewegten sich sacht über ihre langen, nadelförmigen Halme. Dir schien die Pflanze nichts anzuhaben.
    »Spinifexgras«, sagtest du. »Wenn es total trocken wird, rollt es einfach seine Halme ein. Zieht sich in sich selbst zurück.« Du warfst mir einen Blick zu; deine Augen wirkten im Sonnenlicht ganz blass. »Ziemlich gute Überlebensstrategie, was?«
    Ich wollte dir nicht in die Augen schauen, darum suchte ich wieder die Schatten ein Stück entfernt. Die Hitze ließ die Luft über dem Boden flirren, alles sah zittrig und unwirklich aus … Mir wurde übel.
     
     
    Du liefst zu den Schuppen hinüber. Ich blieb kurz beim Wagen stehen und linste durchs Fenster, um herauszufinden, ob du den Autoschlüssel vielleicht stecken gelassen hattest. Vom Staub auf der Tür wurden meine Kleider orange, als ich mich dagegenlehnte. Unter dem Staub war der Wagen weiß. An den Fensterrahmen nagte der Rost, auf der Rückbank stand ein Fass, wahrscheinlich Benzin, und auf dem Vordersitz lag ein zerknittertes Kleidungsstück. Unter dem Armaturenbrett gab es zwei Schaltknüppel. Ich legte meine Hand auf einen der warmen, wuchtigen Reifen.
    Du wirktest gelangweilt, als ich zu dir kam. »Ich weiß nicht, warum du’s immer noch versuchst«, sagtest du. »Du kommst nicht von hier weg.«
    Du zogst einen Schlüssel aus der Hemdtasche und stiegst auf die Kiste am Eingang des Schuppens. Der Schlüssel klackte, als du ihn ins Schloss stecktest. Bevor du die Tür aufmachtest, hieltst du inne.
    »Ich will dich da nicht mit reinnehmen, wenn du nicht bereit bist«, hast du mit fester Stimme gesagt.
    Die Tür klemmte und quietschte beim Öffnen. Der Raum im Innern wirkte dunkel und leer. Ein Stück weiter drinnen konnte ich schattenhaft ein paar Gegenstände ausmachen, das war alles. Auf einmal wollte ich nicht mehr hier sein. Ich erstarrte, mein Atem ging schneller. Ich hatte plötzlich ein Bild vor Augen, dass du mich hier in diesem Raum, in dieser Dunkelheit umbringen würdest … und meine Leiche hier verrotten lassen würdest. Das sonderbare Lächeln in deinem Gesicht wirkte, als hättest du das tatsächlich vor.
    »Ich weiß nicht …«, begann ich, aber da hast du mich an den Schultern gepackt und mich hineingestoßen.
    »Das gefällt dir bestimmt.«
    Ich fing an zu schreien. Du hieltst mich fest im Griff

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