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Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Titel: Ich wuenschte, ich koennte dich hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Christopher
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Oberschenkel graben. Aber du bewegtest dich überhaupt nicht.
    Die Tür ließ sich ohne Probleme öffnen. Ich drückte die Klinke hinunter und machte einen Schritt ins unerbittlich heiße, gleißende Sonnenlicht. Hinter mir hörte ich dich leise schluchzen.
     
     
    Ich rannte los, an dem zweiten Schuppen vorbei und auf die Felsen der Separates zu. Ich schaute immer wieder zurück, aber du folgtest mir nicht. Schon nach ein paar Metern war ich total verschwitzt. Ich sprang über Spinifexbüschel und stolperte über vertrocknete Wurzeln, die aus dem Boden ragten. Zum Glück hatte ich die festen Stiefel an.
    Als ich zu den Felsblöcken kam, wurde ich langsamer. Wieder fielen mir die Holzpflöcke auf, die um sie herum in gleichmäßigem Abstand in den Boden gerammt waren, und die Leitung aus Kunststoffrohren, die vom Haus hierherführte. Ihr wollte ich folgen. Ich blickte auf die Spalte im Fels, in der die Rohrleitung verschwand. Diese Lücke war mir von der Veranda aus wie ein Pfad vorgekommen. Aber war das wirklich der richtige Weg? Wenn es nur darum ging, auf die andere Seite zu kommen, konnte ich auch am Rand der Felsen entlang- und um sie herumgehen statt zwischen ihnen hindurch. Dann würde ich allerdings das Rohr aus den Augen verlieren. Und ich war immer noch davon überzeugt, dass dieses Rohr Teil eines größeren Wasserversorgungsnetzes sein musste und mich zu einem Gebäude auf der andern Seite führen würde.
    Ich hörte irgendwo in der Nähe der Schuppen etwas scheppern und traf schnell eine Entscheidung. Ich würde der Rohrleitung folgen.
    Der Pfad war steinig und uneben und er wurde immer schmaler. Dabei war es hier drinnen sofort kühler, als würden die Steine Kälte abstrahlen. Es dauerte einen Augenblick, bis sich meine Augen an das Dämmerlicht zwischen den hoch über mir aufragenden Felsen gewöhnt hatten. Der Pfad wurde so schmal, dass ich mit einem Fuß rechts und einem links vom Rohr laufen musste. Bald kam es mir so vor, als ob die Felswände immer näher auf mich zurückten. Bald würden sie mich zerdrücken, wie man eine Blume zwischen Buchseiten presst. Ich streckte die Arme aus und legte die Handflächen auf das kühle, trockene Gestein, als könnte ich es von mir wegschieben. In meiner Hast stolperte ich immer wieder über das Rohr und musste mich abstützen, um nicht hinzufallen. Der Pfad verengte sich noch mehr, aber ich konnte jetzt Licht am Ausgang erkennen. War das schon die andere Seite?
    Noch ein paar Meter, dann war ich da. Aber es war nicht das Ende. Der Pfad öffnete sich stattdessen zu einer Lichtung. Hier war es wieder heller, Sonnenlicht drang grün schimmernd durch die Pflanzen, die dort wuchsen. Ich blieb stehen. Die Lichtung war in etwa so groß wie ein geräumiges Zimmer. An ihrem Rand gab es dichte Büsche und Bäume, die zum Teil die Felswände hinaufrankten und sich über ihnen in der Höhe ausbreiteten. Außerdem entdeckte ich in der Lichtung noch mehr kleine Wege, die tiefer in die Felslandschaft hineinführten. Das alles unterschied sich unendlich von dem kahlen, offenen Land draußen, es war eine komplett andere Welt. Und für mich war es das erste Fleckchen Grün seit ewigen Zeiten.
    Ich machte ein paar Schritte in die Mitte der Lichtung. Die Rohrleitung führte nach rechts und mündete in einen der etwas breiteren Pfade. Direkt davor standen Käfige. Die Hühner! Als ich mich auf sie zubewegte, fingen sie an zu gackern. Ich kniete mich hin und spähte durch das Drahtgitter. Ich zählte sechs Hühner, die so dürr waren, dass sie fast wie Lumpen aussahen. Daneben stand noch ein Käfig mit einem Hahn darin. Ich steckte die Finger durchs Gitter und streichelte seine schwarzen Schwanzfedern.
    »Armer Kerl«, wisperte ich.
    Ich zerrte an dem robusten Metalldeckel des Hühnerkäfigs herum, bis er aufging. Dann steckte ich die Hand hinein und suchte tastend nach Eiern, die ich mir für unterwegs mitnehmen könnte. Aber es gab keine. Ich überlegte, ob ich die Tiere freilassen sollte, aber ich wollte vermeiden, dass sie gackernd zu dir liefen und verrieten, welchen Weg ich gegangen war.
    Hinter den Hühnerkäfigen wuchsen die Pflanzen besonders dicht. Seltsame gelbliche Beeren hingen an den Ästen und kleine, apfelförmige Knubbel guckten durch das Blattwerk.
    Ich warf einen Blick zurück zum Pfad, den ich gekommen war. Ich nahm mir zu viel Zeit; du konntest jeden Moment hier auftauchen. Also ließ ich das mit den Hühnern. Je schneller ich durch die Lichtung kam, desto

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