Ich wuenschte, ich koennte dich hassen
deiner starken Arme. Ich wehrte mich, versuchte von dir loszukommen. Aber du hattest mich mit der Kraft einer Pythonschlange umklammert und schlepptest mich tiefer hinein in den Raum. Es war so dunkel hier.
»Beweg dich nicht!«, riefst du. »Halt still. Du machst noch alles kaputt.«
Ich biss dich in den Arm und spuckte dich an. Irgendwie schaffte ich es, dass sich dein Griff lockerte. Ich fiel hin und knallte hart auf die Knie. Du schnapptest meine Schulter und drücktest mich runter, hieltst mich mit aller Kraft dort fest.
Du warst hysterisch, deine Stimme überschlug sich. Ich tastete am Boden herum, versuchte irgendwas in die Finger zu kriegen, an dem ich mich festhalten und von dir wegziehen konnte.
»Tu mir nichts«, kreischte ich.
Ich schlug um mich. Meine Faust prallte hart gegen irgendwas. Du stöhntest. Und dann hast du mich urplötzlich losgelassen. Ich rappelte mich auf und rannte taumelnd in die Richtung, in der die Tür nach draußen sein musste.
»Bleib stehen. HALT!«
Ich stolperte über etwas und fiel wieder hin. Da war irgendwas Feuchtes, Klebriges, direkt an der Stelle, wo ich hingefallen war, ich spürte es an den Handflächen. Ich krabbelte einfach weiter, aber es hörte nicht auf. Der ganze Untergrund war nass. Und dann war da noch alles Mögliche andere … irgendwas Hartes, irgendwas Spitzes, Scharfes, Sachen, die an meinem Bein scharrten. Und weiche Bündel aus Stoff. Sie fühlten sich wie Kleidung an, wie die Klamotten von all den andern Mädchen, die du hier vielleicht schon getötet hattest. Das klebrige Zeug ging mir jetzt bis zu den Ellbogen. Es kam mir vor wie Blut. Hattest du mich irgendwie verletzt, ohne dass ich es gemerkt hatte? Ich berührte meine Stirn.
»HALT! Bitte, Gemma, bleib einfach, wo du bist!«
Ich weinte und schrie und versuchte wegzukommen. Auch du hast gebrüllt. Ich hörte, wie du auf der Suche nach mir durch den Raum tobtest. Gleich würde ein Messer in meine Schulter fahren oder eine Axt würde mir den Schädel spalten. Ich fasste mich immer wieder an und prüfte, ob du mich schon erwischt hattest. Ich langte mir an die Kehle. Wo die Tür war, wusste ich schon längst nicht mehr. In der verzweifelten Hoffnung, irgendwas zu finden, womit ich mich verteidigen könnte, glitt ich über den Boden, tastete mich an ihm entlang. Meine Schuhe rutschten auf dem nassen Boden aus.
Du zogst die Vorhänge zurück. Und dann sah ich es.
Es gab hier keine leblosen Körper. Keine Toten. In dem einen Raum dieses Schuppens gab es nur uns beide. Und die Farben.
Ich saß mittendrin. Staub und Erde, Pflanzen und Steine bedeckten den Boden um mich herum. Meine Arme waren voller Blut. Zumindest glaubte ich das im ersten Moment. Alles war rot, meine Kleider waren rot verschmiert. Ich berührte meinen Unterarm. Er tat nicht weh, überhaupt nichts tat mir weh. Ich hob den Arm an meine Nase. Er roch nach Erde.
»Das ist Farbe«, sagtest du. »Aus Steinen gemacht.«
Ich wirbelte herum und fand dich. Du warst zwischen mir und der Tür. Dein Gesicht war verzerrt, dein Mund wirkte angespannt und wütend und du sahst mich mit dunklen, wilden Augen an. Ich fing an zu zittern. Ich kroch rückwärts und tastete hinter mir nach etwas Festem, mit dem ich dich auf Abstand halten konnte, aber ich fand nichts außer kleinen Zweigen und Spinifexhalmen. Ich bewegte mich immer weiter nach hinten, bis ich gegen die Wand stieß. Dort wartete ich und versuchte zu erahnen, was du als Nächstes tun, in welche Richtung du dich bewegen würdest. Mein Atem ging keuchend und in Stößen. Ich fragte mich, wie fest ich im Notfall zutreten konnte. Würde ich es an dir vorbei zur Tür hinaus schaffen?
Du hieltst mich fest im Blick. Du warst wilder, als ich dich je erlebt hatte, dabei aber unbeweglich wie ein Fels. Dein ganzer Zorn lag in deinem angespannten Gesicht. Zwischen uns war nur das Geräusch meines Atems, der immer schneller ging. Deine Hände waren zu Fäusten geballt. Ich sah die Adern, die aus deinen Handrücken hervortraten, sah die weiß verfärbten Fingerknöchel.
Deine Augen waren fest zugekniffen, als wolltest du etwas in dir zurückhalten, irgendein heftiges Gefühl. Auf einmal hast du dir die Fäuste ins Gesicht gedrückt, dir die Knöchel in die Augenhöhlen gepresst. Dann stöhntest du auf, ein Geräusch, das tief unten aus deiner Brust drang. Aber die Tränen kamen trotzdem. Still sind sie dir übers Gesicht gelaufen und über den Unterkiefer geglitten.
Ich hatte noch nie
Weitere Kostenlose Bücher