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Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Titel: Ich wuenschte, ich koennte dich hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Christopher
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Blick lag. Ob du wusstest, dass ich auf dem Fahrersitz gewesen war und versucht hatte abzuhauen. Ich hatte das Gefühl, auf eine makabre Art bestraft zu werden.
    »Die tut nichts«, sagtest du. »Nichts Schlimmes jedenfalls. Falls es das ist, wovor du Angst hast … Ist so ziemlich die Einzige hier draußen, die harmlos ist.«
    »Warum hast du sie gefangen?«
    »Damit ich sie dir zeigen kann.«
    »Um mir Angst einzujagen?«
    »Ach was.« Du blicktest das Tier liebevoll an. »Ich hab gedacht, wir könnten sie mit heimnehmen. Als Haustier. Denk dir einen Namen für sie aus.«
    »Ich fahr überhaupt nirgendwohin mit diesem Ding im Auto.« Atemlos stieß ich die Wörter heraus.
    »Dann machen wir sie eben am Kamel fest.« Grinsend nahmst du die Schlange weg. Wieder hörte ich, wie du im Kofferraum mit irgendwas herumscheppertest. Ich hoffte inständig, dass es dabei nicht ums Verstauen der Schlange ging. Ich musste immer wieder schlucken, damit es mir nicht den Magen umdrehte. Ich atmete drei Mal ganz tief ein, so tief, wie es ging trotz meines rasenden Herzschlags. Ich kniff die Augen fest zu und stellte mir vor, ich wäre zu Hause und säße im warmen Trockenschrank neben der Heizung. Auch als ich hörte, wie du wieder einstiegst, machte ich sie nicht auf.
    »Tut mir leid, wenn sie dir Angst gemacht hat«, sagtest du leise. »Ich wollte nur, dass du sie zu Gesicht kriegst. Ich hab vergessen, dass du Schlangen noch nicht magst.« Du hast den Motor angelassen. »Komm schon, ich denk mir was aus, wie ich’s wiedergutmachen kann.«
    Dann bist du losgefahren. Eine ganze Weile lang sagtest du nichts mehr. Ich schaukelte hin und her und mein Kopf wurde gegen die Kopfstütze gedrückt, während der Motor aufheulte und sich durch das unwegsame Gelände kämpfte.
     
     
    Nach noch mehr holprigem Gekurve hast du den Wagen angehalten. Ich hörte, wie die Fahrertür ins Schloss fiel und die Heckklappe aufschwang. Als ich endlich doch die Augen aufmachte, sah ich nichts als Himmel; einen strahlend blauen, wolkenlosen Himmel, in dem ein einzelner großer Vogel kreiste. Ich richtete mich auf. Der Wagen stand hoch oben auf einer Anhöhe. Die Wüste lag vor mir ausgebreitet wie eine Landkarte, eine endlose Decke von Braun- und Orangetönen, vollkommen eben. Es gab kleine grüne Kringel – die Spinifexbüsche –, rostig braune Buckel – die Felsen – und sich windende dunkle Bänder, wo nach Regenfällen offenbar Flüsse entlangführten.
    Um das Auto herum standen Bäume mit schwarzroter Rinde, an denen Ameisen hochkrabbelten. Irgendwo über mir hörte ich sogar Vögel – kleine Vögel, die aufgeregt durcheinanderzwitscherten wie Kinder auf einem Schulausflug. Um uns herum gab es Felsen, deren Oberfläche spiralförmig gemustert war und aus deren Spalten kleine Blumen guckten. Ein Windhauch bewegte die winzigen Blütenblätter. Im Vergleich zu der Ödnis ringsum war das hier eine Oase.
    Links vom Wagen hattest du ein Picknick vorbereitet, unter einem der größeren Bäume. Du hocktest am Rand einer karierten Decke und warst dabei, eine Frucht zu zerkleinern. Mit jedem Messerschnitt quollen Fruchtkerne heraus. Fliegen ließen sich auf dem Buschbrot nieder, das du vorher schon gebacken hattest. Du hast sie nicht verscheucht.
    Und da war auch eine Flasche Sekt. Sie sah in dieser Umgebung derart unpassend aus, dass ich nicht aufhören konnte, sie anzustarren. Ich stieg aus dem stickigen Wageninneren aus, wobei mich die Hoffnung auf einen Windhauch mehr lockte als alles andere. Du schenktest erst mir ein Glas Sekt ein, dann dir selbst. Dir gabst du weniger als mir.
    »Gut, dass ich den mitgebracht habe.«
    »Wieso?«
    »Dein einundzwanzigster Tag! Das ist was Besonderes. Das musst du auch so sehen, sonst hättest du’s ja nicht erwähnt.«
    Wieder wünschte ich mir, ich hätte nicht darüber gesprochen. Ich blickte auf das Glas in meiner Hand. »Sind da Drogen drin?«
    Du kipptest deinen Sekt mit einer einzigen ärgerlichen Bewegung runter. »Ich mach das nicht mehr, das weißt du doch.«
    Ich betrachtete das Glas genau und schüttelte es vorsichtig. Dabei lief mir ein bisschen von der Flüssigkeit über die Hand. Sie war warm. Zu Hause bewahrten meine Eltern den Alkohol in einem abgeschlossenen Glasschränkchen auf. Das änderte aber nichts daran, dass ich im Park zusammen mit meinen Freunden irgendwelches Zeug getrunken hatte, das irgendjemand mitgebracht hatte. Aber hier draußen wollte ich das auf keinen Fall. Ich kippte den

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