Ich wuenschte, ich koennte dich hassen
Inhalt meines Glases auf die Erde. Daraufhin schenktest du uns beiden sofort nach.
Du reichtest mir eine Art Sandwich. Das Buschbrot war hart wie Stein und die Tomatenscheibe darin sah aus, als wäre sie geschmolzen. Du hast meinen Gesichtsausdruck bemerkt und mit den Achseln gezuckt.
»Besser geht’s nicht.«
»Wenn du Eindruck schinden willst mit deinem Picknick, vergiss es.«
»Ich weiß«, sagtest du düster, »ich hab nämlich die Erdbeeren vergessen.«
Du zogst dein Oberteil aus und wischtest dir damit den Schweiß von der Stirn. Dann trankst du dein zweites Glas Sekt aus, legtest den Kopf auf das zusammengefaltete T-Shirt und blicktest hinauf in die Baumkrone. Da oben rüttelte irgendwas an den Blättern. Du legtest die Stirn in Falten, als du zu ergründen versuchtest, was da los war. Schweißtropfen bildeten sich auf deinem Brustkorb und sammelten sich in den Vertiefungen zwischen den Muskeln. Ich trank einen winzigen Schluck aus meinem Glas. Der Sekt war wie heißer, schäumender Tee. Ich holte den Pulli, den ich anfangs getragen hatte, und legte ihn mir auf den Kopf. Die Sonne brannte zwischen den Ästen und Blättern hindurch und machte alles träge.
»Hörst du das?«, fragtest du.
»Was denn? Da ist nichts.«
»Da ist sehr wohl was. Vielleicht kein Einkaufszentrum und keine Autos, aber was anderes … Insektengebrumm, eilige Ameisen, ein Lüftchen, das den Baum knarren lässt, da oben in den Zweigen turnt ein Honigfresser herum, und außerdem kommen die Kamele.«
»Was?«
Mit einem Kopfnicken zeigtest du auf das Land unterhalb von uns, mit einem kleinen Lächeln im Gesicht. »Schau doch.«
Ich stand auf und blickte über die Ebene. Und es stimmte, da unten waren ein paar verschwommene schwarze Punkte, die langsam größer wurden, während sie sich auf unsere Anhöhe zubewegten. Jetzt brauchte ich kein Fernglas mehr, um zu erkennen, dass es Kamele waren.
»Willst du mir weismachen, du hättest gehört , wie sie kommen? Dafür bräuchtest du die Ohren von Superman«, spottete ich.
»Vielleicht bin ich ja Superman.« Du sahst mich mit einem Auge an, das andere hattest du wegen der Sonne geschlossen. Ich zuckte mit den Achseln.
»Wenn du Superman wärst, hättest du mich schon längst gerettet«, sagte ich leise.
»Und wer sagt, dass ich das nicht getan hab?«
»Jeder würde das sagen.«
»Dann hat jeder ganz einfach den falschen Blickwinkel.« Du stütztest dich auf die Ellbogen. »Außerdem, ich kann doch nicht gleichzeitig retten und entführen. Das geht nur mit einer Persönlichkeitsspaltung.«
»Gestört bist du doch schon, oder?«, brummte ich.
Ich aß das Brot auf und zwang mich, noch mehr von dem Sekt zu trinken. Als du die Augen wegen der Sonne wieder zumachtest und ich sonst nichts zum Anschauen fand, warf ich noch mal einen Blick auf deine Brustmuskeln. Ich war neugierig. So was hatte ich bis jetzt nur in Zeitschriften gesehen. Ich fragte mich, ob du wohl auf diese Art dein Geld verdient hattest … als Model. Ich musterte meinen Bauch und befühlte ihn, um zu sehen, ob ich da eine richtige Speckrolle zu packen bekäme.
»Mach dir keine Sorgen«, sagtest du und sahst mich an, wie ein Krokodil mit nur einem geöffneten Auge. »Du bist schön.« Du legtest den Kopf in den Nacken. »Schön«, flüstertest du. »Vollkommen.«
»Das sagst ausgerechnet du. Du bist doch gebaut wie ein Supermodel.« Ich biss mir auf die Zunge und wünschte mir, ich könnte dieses Kompliment zurücknehmen. »Oder wie ein Stripper«, fügte ich hinzu. »Wie einer, der auf den Strich geht.«
»Wär mir auch sehr unrecht, wenn du mich abstoßend fändest«, sagtest du mit der Andeutung eines Lächelns.
»Genau so ist es aber.«
Da machtest du auch dein anderes Auge auf und sahst mich schief an.
»Wirst du mir denn nie eine Chance geben?«
»Gib mir den Autoschlüssel und du bist der Größte für mich.«
»Das tu ich garantiert nicht.« Du hast den Kopf zurück auf dein T-Shirt sinken lassen. »Du würdest dich bloß verirren und sterben.«
»Probier’s aus.«
»Vielleicht nächste Woche.«
Du bliebst noch eine Weile dösend liegen. Mit geschlossenen Augen und leicht geöffneten Lippen wirktest du beinahe friedlich. Eine Fliege setzte sich auf dein Gesicht und lief dir über die Unterlippe. Auf halber Strecke blieb sie sitzen und wusch sich mit deinem Speichel.
Irgendwann packtest du die Picknicksachen ein und wir fuhren die Anhöhe wieder hinunter. Auf dem steilen Abhang schien der
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