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Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Titel: Ich wuenschte, ich koennte dich hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Christopher
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Wagen manchmal fast senkrecht zu stehen und ab und zu knallten wir derart heftig gegen irgendwelche Steine, dass das Lenkrad herumschlug. Auf dem Weg bergab schien die Landschaft zu schrumpfen, und als wir wieder unten angekommen waren, konnte ich mir die endlose Weite, die sich oben vor mir ausgebreitet hatte, schon kaum mehr vorstellen.
    Du stelltest den Wagen unterhalb der Anhöhe ab. Es war zu heiß, um im Auto zu bleiben, darum wolltest du, dass ich aussteige und mich in den Schatten stelle. Die Kamele setzten sich tatsächlich irgendwann in Bewegung. Nachdem sie ein paar Minuten lang ganz gemächlich auf uns zugetrottet waren, liefen sie auf einmal schneller; es sah fast aus, als würden sie wachsen. Sie hatten jetzt offenbar ziemlich viel Tempo drauf. Du beobachtetest sie mit dem Fernglas.
    Dann drehtest du dich plötzlich um und schriest: »Schnell, ins Auto! Die haben uns entdeckt. Die kehren um.«
    In der Ferne waren Hufschläge auf hartem Sand zu hören.
    »Mach schon!« Du winktest mich zu dir. »Beeil dich oder ich lass dich hier.«
    Das war ein verlockender Vorschlag. Aber obwohl ich es nie zugegeben hätte, war ich jetzt fast so aufgeregt wie du. Ich wollte miterleben, wie du es schafftest, eins von diesen riesigen Tieren einzufangen. Mit heulendem Motor fuhrst du an, noch bevor ich die Tür zugeworfen hatte; ein kurzer Blick zur Kontrolle, ob ich eingestiegen war, genügte dir.
    »Halt dich irgendwo fest!«
    Die Tachonadel schoss hoch, als wir auf die Kamele zurasten; auf dem festen Untergrund fuhr der Wagen deutlich schneller. Alles Mögliche schepperte durch den Kofferraum. Ich hoffte, dass die Schlange nicht mehr dort drin war, denn vielleicht würde sie durch dieses wilde Gerüttel noch direkt auf mich draufgeschleudert. Ich spürte, wie die Reifen ins Rutschen gerieten. Mehr als einmal brach der Wagen aus. Dein Gesicht war starr vor Anspannung, du warst vollkommen konzentriert.
    »Das ist zu gefährlich!«, schrie ich. Mein Kopf knallte gegen das Dach, als wir über eine Bodenwelle schossen.
    Dein Fernglas flog quer über den Rücksitz und donnerte gegen die Tür, woraufhin du einen kurzen Blick nach hinten warfst. »Kann gut sein.«
    Du lachtest und tratst das Gaspedal bis zum Boden durch. Ich krallte mich am Türgriff fest, bis meine Finger steif wurden. Der Tacho pendelte bei knapp über vierzig Stundenkilometern. Wir hatten die Kamele jetzt beinahe eingeholt. Du hattest Recht gehabt; sie waren tatsächlich umgedreht. Jetzt rannten sie mit voller Kraft auf den Horizont zu. Ihre Hälse waren flach nach vorne gereckt, ihre Beine machten Riesenschritte. Ich hatte noch nie ein wildes Kamel gesehen. Die Tiere waren beängstigend groß, sie überragten den Wagen. Ein gut platzierter Tritt durch die Fensteröffnung und ihre Hufe konnten mich sogar hier drin erwischen.
    »Hol die Stange vom Rücksitz!«, brülltest du. »Mach schon!«
    Ich drehte mich um und packte die lange Holzstange mit der Seilschlinge daran. Ich versuchte sie dir zu geben, aber es war einfach zu eng hier drin. Sie verkeilte sich an der Tür und ich bekam sie nicht durch die Lücke zwischen den Sitzen. Du warfst einen Blick auf die Stange, schautest aber gleich wieder zurück auf die Kamele, bemüht, den Wagen gerade und auf einer Höhe mit ihnen zu halten.
    »Ich brauch sie jetzt !«
    »Ich versuch’s ja.«
    Du strecktest den Arm nach hinten, um die Stange vorzuzerren. Als du sie zu dir hinzogst, knallte sie dir ins Gesicht. Der Wagen schleuderte nach rechts, auf die Kamele zu. Ich schrie vor Schreck.
    Du hast mir mit Wucht gegen die Schulter gestoßen. »Hör auf mit dem Blödsinn, du verscheuchst sie!«
    Du schobst die Stange auf deinen Schoß und zum Fenster hinaus. Das Ende mit der Schlinge war jetzt auf die Kamele gerichtet. Du sahst sie dir ganz genau an. Schweiß lief dir in Strömen übers Gesicht. Auch ich war klatschnass trotz des heftigen Fahrtwinds.
    »Ich will die junge Stute«, riefst du. »Die am nächsten zu uns läuft. Fahr du mal kurz, okay?«
    »Was machst du?«
    »Nimm das Lenkrad!«, fuhrst du mich an.
    Ich hatte keine Wahl. Kaum hattest du das gesagt, lehntest du dich schon gefährlich weit aus dem Wagen, der sofort ausbrach und sich auf die Kamele zubewegte. Wenn er diese Richtung beibehielt, würde dein Kopf gegen einen der Kamelrücken prallen. Beinahe hätte ich es darauf angelegt.
    »Jetzt mach schon!«
    Ich beugte mich hinüber. Ich konnte jetzt hören, wie die Kamele vor Anstrengung grunzten. Ich

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