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Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Titel: Ich wuenschte, ich koennte dich hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Christopher
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kleinen Steinen, aber das machte es bloß schlimmer, die Reifen gruben sich noch tiefer ein. Wenn jemand Zweites da gewesen wäre und den Wagen angeschoben hätte, während ich Gas gab, hätte es vielleicht klappen können, aber allein war es einfach hoffnungslos. Ich stieg aus und trat ein paarmal gegen die Reifen, aber ich hatte längst kapiert, dass es keinen Sinn hatte.
    Als ich aufbrach, wurde es schon langsam hell. Ich nahm die Wasserflasche mit und setzte mir deinen Hut auf. Er war zu groß und hing mir über die Augen. Mir war klar, dass es extrem heiß würde, wenn ich tagsüber zu Fuß unterwegs war, aber ich hatte kaum eine Wahl. Ich konnte nicht beim Auto bleiben, denn da würde mich niemand finden. Außerdem war es ja noch früh. Noch kühl.
    Ich stapfte durch den Sand, die Düne immer zu meiner Rechten. Bald kroch mir die Anstrengung in die Oberschenkel. Anfangs versuchte ich schnell zu gehen, ich wollte so viel Strecke wie möglich zurücklegen, bevor es richtig heiß wurde. Aber die Hitze kam trotzdem. Es fiel mir schwerer, tief durchzuatmen, und jeder Schritt fühlte sich an, als wären meine Stiefel aus Blei. Ich senkte den Kopf und konzentrierte mich auf meine Füße … einen Schritt vorwärts, dann noch einen. Ich fing an zu stinken, der frische Schweiß mischte sich mit dem alten, getrockneten von gestern. Ich trank etwas Wasser. Ein Schluck genügte nicht, aber ich verbot mir, mehr zu trinken. Ich war schon eine Weile unterwegs, als mir auffiel, dass ich keinen Baum mehr sah. Keinen einzigen. Mein Fixpunkt wurde das Höchste, was es in dieser rostbraunen Landschaft gab: ein Büschel Spinifex.
    Ich blieb stehen, drehte mich um und schaute in die Endlosigkeit, die mich umgab. Nichts als Sand überall. Wie fand man in dieser Gegend irgendwas? Ich setzte mich in den heißen Sand, krümmte mich zu einer Kugel zusammen und wiegte mich hin und her. Ich weinte und hasste mich dafür … so viel Wasser zu verschwenden für Tränen. Harte Sandkörner klebten an meinem Gesicht und zerkratzten meine Haut. Entfernt konnte ich den Wind hören, der die Körner herumwirbelte. Staub drängte in meinen Mund und legte sich auf meine Zunge und meine Zähne. Das Land machte mich fertig, zerrieb mich genauso, wie es die Felsen zerrieben hatte. Ich würde sterben. Die Hoffnung, ich könnte irgendwo hinkommen, war dumm gewesen.
    Aber da war etwas, das nicht zuließ, dass ich aufgab. Noch nicht. Nicht jetzt. Ich zwang mich, wieder aufzustehen. Ich lief weiter. Ich versuchte an zu Hause zu denken. Ich stellte mir vor, dass Anna neben mir herliefe und mich drängte weiterzugehen. Jedes Mal, wenn ich mich umdrehte, um sie anzusehen, verschwand sie. Trotzdem war ihre Stimme da, sie strich um mich herum wie der leichte Wind.
    Ich trank den letzten Schluck Wasser aus. Dann leckte ich die Flaschenöffnung ab und fuhr mit der Zunge in alle Vertiefungen. Die leere Flasche schmiss ich in den Sand. Ich setzte erst einen Fuß vor, dann den andern. Ich ging weiter. Eine Zeit lang klappte das auch ganz gut. Aber dann wanderte die Sonne höher an den Himmel und brannte direkt auf mich herunter. Ich begann zu stolpern. Ich fiel hin. Ich rappelte mich wieder hoch. Ich machte einen Schritt nach vorne, wobei meine Zehen über den Sand schleiften. Ich streckte die Arme vor und griff in die Luft, um mich an ihr weiterzuziehen. Die Erde wollte mich haben, ihre Arme wollten mich umfangen. Lange würde ich nicht mehr durchhalten. Ich stolperte wieder. Diesmal kam ich nicht mehr hoch. Auf allen vieren kroch ich weiter.
    Ich zerrte an meinem Hemd, riss es mir herunter, musste irgendwas tun, egal was, um mich abzukühlen. Als Nächstes waren die Stiefel dran. Ich ließ sie hinter mir im Sand zurück. Dann kamen die Shorts. Es war besser, in Unterwäsche weiterzukriechen. Ich schaffte es sogar, aufzustehen und ein paar Schritte zu laufen, bevor ich wieder zusammenbrach. Ich lag im Sand, mit dem Gesicht zur Sonne, und versuchte zu atmen. Alles war so hell und so weiß. Ich drehte mich um. Ich musste in Bewegung bleiben. Ich schob die Finger in den Bund meines Slips und streifte ihn mir über die Beine. Ein paar Meter weiter öffnete ich meinen BH.
    Ich krabbelte vorwärts. Der Sand kratzte mir über die Haut, aber damit kam ich klar. Mir war nicht mehr so heiß. Ich rappelte mich wieder auf, kam zum Stehen. Das immerhin schaffte ich, knapp. Ich schwankte, mein Kopf kreiste in der Luft. Ein Insekt flog mir ins Nasenloch, auf der verzweifelten

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